Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 79

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Ich erteile jetzt Frau Abgeordneter Dr. Povysil als Antragstellerin zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort. Die Redezeit darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

15.01

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Noch immer haben Kinder bei uns absolut keinen Vorrang. Die Zahl der angezeigten und der bekanntgewordenen Sexualverbrechen hat in den letzten drei Jahren um 100 Prozent zugenommen. (Abg. Dr. Fekter: Gott sei Dank hat sie zugenommen! Früher sind sie vertuscht worden!)

Meine Damen und Herren! Wir alle gehen bald in die Ferien. Alle unsere Kinder gehen möglicherweise bald in Ferienlager. Ich weiß nicht, Frau Abgeordnete Fekter – Sie sind vielleicht auch am Weiterkommen Ihres Kindes in einem Ferienlager interessiert –, ob Sie eine der letzten Pressemeldungen gehört haben: Da hat wiederum der Leiter eines Kinderlagers zugegeben, daß er 20 Buben im Alter von neun bis zwölf Jahren sexuell mißbraucht hat.

Das heißt, die Anzahl der sexuellen Straftaten erhöht sich und nimmt massiv zu. Was aber bleibt absolut gleich? – Absolut gleich bleibt die Zahl der Verurteilungen!

Meine Damen und Herren! Die Kindheit, sagt Professor Friedrich, ist bedroht wie niemals zuvor. Das Kind ist ganz einfach Verfügungsobjekt geworden: Kinder werden vermarktet, Kinder werden erotisiert, ihre Körper werden zum Konsum freigegeben.

Meine Damen und Herren! Sexueller Mißbrauch ist mittlerweile ein lukrativer Geschäftszweig geworden. Na klar: Die Kinder lassen ja alles mit sich machen und wissen gar nicht, was wirklich von ihnen verlangt wird! Sie werden vor den Produktionen entsprechend präpariert, sie werden als Lolitas hergerichtet. Sie werden mit Drogen vollgepumpt, damit sie nicht wirklich eine Wahrnehmung davon haben, was mit ihnen passiert. Sie dulden zum Beispiel, daß ein älterer Mann mit ihnen Oralverkehr hat. Sie onanieren vor einer Kamera und wissen gar nicht, was da wirklich passiert. Sie werden in ihrem Sexualverhalten so verunsichert, daß sie alles mit sich machen lassen. – So ist das heutzutage mit Kindern. (Präsident Dr. Brauneder übernimmt den Vorsitz.)

Ich weiß nicht, ob Sie wissen, was tatsächlich die verschiedenen Stadien der Kinderpornographie sind: Es gibt Kinderpornographie, da werden einfach Filme und Aufnahmen am Strand gemacht. Es gibt sogenannte Vater-Mutter-Kind-Videos, in denen die familiäre Situation so nachgespielt wird, wie es den Produzenten gefällt. Es gibt aber auch etwas, von dem ich nicht weiß, ob Ihnen das wirklich bewußt ist: Es gibt die sogenannten "Snuff-Videos". Meine Damen und Herren! "Snuff-Videos" sind Videos, für die Kinder zuerst mißbraucht, gequält und schließlich getötet werden. Auch diese sind am Markt erhältlich.

Kinder werden getötet! Sie werden aber nicht nur bei diesen Videos getötet, nein, sie werden auch beim sexuellen Mißbrauch getötet. Ich kann nicht aufhören, immer von neuem zu wiederholen: Sexueller Mißbrauch ist Mord, meine Damen und Herren! Es ist Mord an der kindlichen Seele. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wenn Sie alle das nicht endlich erkennen, wenn weiterhin den Kindern keine Bedeutung zugemessen wird und wenn sie weiterhin keinen Vorrang haben, dann haben auch wir keine Zukunft, dann haben auch Sie keine Zukunft!

Wir sind daher mit einem Maßnahmenkatalog an die Regierung herangetreten. Wir haben mit einem solchen Katalog bereits einige Male versucht, die Regierung zu Maßnahmen zu bewegen. Dieser Maßnahmenkatalog enthält viele Regelungen, zum Beispiel das Einrichten von Meldestellen – es wird die Melde- und die Anzeigepflicht besser geregelt –, zum Beispiel das Strafausmaß – das Strafausmaß wird verstärkt und exakter definiert –, vor allem aber – das ist für uns ein besonders wichtiger Punkt – ist die lebenslange Führungsaufsicht für Täter vorzusehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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