Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 171

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auch nicht –, daß wir in allem gut sind. Und das als Voraussetzung für den ... (Abg. Dr. Höchtl: Sie wissen aber, daß 70 bis 80 Prozent der Menschen in Österreich dafür sind!)

Ich bin ja für Leistungsbeurteilung! Leistungsbeurteilung muß aber nicht über die Ziffernnote erfolgen. Sie mißverstehen etwas: Leistungsbeurteilung muß nicht über die Ziffernnote allein erfolgen, sie kann auch durch andere Instrumente erfolgen. Und vor allem eines können Sie mir nicht erklären: Warum eine Leistungsbeurteilung in einem oder in zwei Fächern dazu führen soll, daß das Schuljahr wiederholt werden muß, und zwar auch in jenen Fächern, in denen der Schüler eine gute Leistung erbracht hat. (Abg. Dr. Höchtl: Na weil er die Leistung nicht erbracht hat!)

Herr Kollege Höchtl, ich kann ja noch einmal wiederholen (Abg. Dr. Höchtl: Ich verstehe Sie schon!), was ich schon öfter gesagt habe: Es gibt nur ganz wenige europäische Länder, in denen diese Form der Leistungsbeurteilung und der Verweigerung des Aufstiegs überhaupt noch praktiziert wird. (Abg. Dr. Höchtl: Wenn ein anderer in einen Brunnen springt, springe ich auch nicht nach!)

Das ist Ihr Rezept: nicht in den Brunnen zu springen. Aber manchmal wäre es vielleicht ganz erfrischend, wenn Sie sich etwas frisches Wasser zuführen würden, Herr Kollege Höchtl, wenn Sie sich diese Erfrischung gönnen würden und nicht vor lauter Angst, irgendwo in einen Brunnen oder ins Wasser hineinspringen zu müssen, einfach dort stehenbleiben, wo Sie immer schon gestanden sind, vielleicht den Wasserspiegel betrachtend.

Es wäre wünschenswert, Herr Kollege Höchtl, daß Sie sich ein bißchen orientieren. Es ist ja nicht zuviel verlangt, daß man sich umschaut, was andere machen, wie die Erfahrungen an anderen Schulen sind.

Dazu ist zu sagen – Kollegin Schaffenrath hat das in ihrem Debattenbeitrag ja schon ausführlich getan –: Das Eigentümliche an dieser Art von Pädagogik und dieser Verweigerung, über Pädagogik zu diskutieren, ist doch ... (Abg. Dr. Höchtl: Das ist ja nicht wahr! Ich diskutiere ja eh die ganze Zeit!) Sie diskutieren nicht, Herr Kollege Höchtl, sondern Sie stellen fest. Sie stellen fest und Sie beten an: die Ziffernnote und die Leistungsbeurteilung über die Ziffernnote, die das Aufsteigen verhindert. (Abg. Dr. Höchtl: Sie wissen aber, daß ich in Übereinstimmung mit 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung bin? Sind Sie ein Demokrat?)

Herr Kollege Höchtl! Es ist schwer, mit Ihnen darüber auch nur annähernd in eine Diskussion einzutreten, auch wenn ich sie mir wünschen würde. Aber es gibt bestimmte Grenzen, die für Sie offensichtlich in diesem Fall nicht zu überschreiten sind. Sie springen nicht, das haben Sie deutlich erklärt: weder in den Brunnen noch in ein anderes Wasser – auch wenn es manchmal gesund sein könnte. Ich nehme es zur Kenntnis. (Abg. Mag. Peter: Er kann nicht springen, der Höchtl!)

Was ich nicht zur Kenntnis nehme – und da knüpfe ich noch einmal an die Ausführungen der Kollegin Schaffenrath an, die sie Ihnen gegenüber gemacht hat, Frau Bundesministerin –, ist, daß Sie – zumindest für mich; ich glaube, auch für viele andere – angetreten sind mit einem – sagen wir einmal – erfrischend undogmatischen, unverkrampften Zugang zu bestimmten Dingen. Ja, so ist es! Sie sehen es auch nicht ein, daß jemand, der in 13 Fächern positiv ist, nur deswegen nicht aufsteigen darf, weil er im 14. Fach negativ ist. – Das ist erfrischend! Darüber kann jeder Mensch in Österreich nachdenken, nur Kollege Höchtl steht vor seinem Brunnen und betrachtet ihn, aber er traut sich nicht zu springen. (Abg. Dr. Höchtl: Ich wünsche Ihnen ja auch keinen Brunnen! Ich wünsche Ihnen ein langes Leben und keinen Selbstmord!)

Sie sind zumindest gedanklich gesprungen, und das, meine ich, war ein Ansatzpunkt. Aber Sie sind nicht weitergegangen und haben sich irgendwo in einer Röhre, die – allegorisch gesprochen – von der Bürokratie und von der Gewerkschaft, in dem Fall von der Lehrergewerkschaft, gebildet und offensichtlich zugestoppelt wurde, verfangen.

Das ist das Problem: Es geht nichts mehr weiter! Diese Debatte, die, glaube ich, gerade angesichts dessen, was wir heute diskutieren und was im Unterrichtsausschuß hätte diskutiert wer


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