Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 208

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Vorhin wurde das Völkerkundemuseum angesprochen: Dieses sehr kleine Museum hat natürlich kein sehr großes Budget. Aber zum Beispiel mit der Bhutan-Ausstellung ist heuer eine Ausstellung geglückt, durch welche dieses Museum über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wurde. Es ist erstmals gelungen, Ausstellungsobjekte aus dem Königreich Bhutan nach Österreich beziehungsweise überhaupt in den Westen zu bringen. Dies ist deshalb gelungen, weil es eine gute Zusammenarbeit im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zwischen dem Königreich Bhutan und Österreich gibt. Darüber bin ich sehr froh.

Selbstverständlich kann unser Völkerkundemuseum nicht mit einem Völkerkundemuseum in Amsterdam konkurrieren, es kann aber sehr wohl Akzente setzen, und es setzt sie auch!

Ich möchte noch ein gutes Beispiel anführen. Das Kunsthistorische Museum ist für einen gewissen Zeithorizont bedeutend, vor allem auch für die Kunst der Niederländer. Bei der Brueghel-Ausstellung konnte mit 1,45 Millionen Besuchern ein Besucherrekord erzielt werden. Durch diese Ausstellung wurde viel Publikum auch aus dem Ausland angezogen. Es wurde eine Tradition fortgesetzt: Das Museum hat selbst eine der bedeutendsten Brueghel-Sammlungen und hat sich im Rahmen dieser Ausstellung dieses Themas inhaltlich verstärkt angenommen.

Ich meine, daß wir Museen als Stätten lebendiger Begegnung brauchen. Im Hinblick darauf müssen Überlegungen betreffend adäquate Öffnungszeiten und angemessene Preise auch für Leute, die kein sehr hohes Einkommen haben, angestellt werden. Mit diesen Fragen muß man sich in Zukunft auseinandersetzen. Man muß sich mit neuen Inhalten auseinandersetzen und manchmal auch den rein musealen Charakter überwinden.

Die Direktorin des Sigmund-Freud-Museums, das ich als besonders attraktives Museum ansprechen möchte, Frau Scholz-Straßer, hat das sehr treffend formuliert. Sie sagte: Ein Museum, mag es auch noch so lebendig, dynamisch, didaktisch, hypermodern und superattraktiv sein, bleibt ein Museum. In manchen Bereichen, um bei Sigmund Freud zu bleiben, ist die wissenschaftliche Aufarbeitung von großer Bedeutung. Das Sammeln hingegen bleibt von untergeordneter Priorität.

Als zweiten Punkt haben wir hineinreklamiert, daß im Zusammenhang mit der inhaltlichen Reform der Museen auch das Personal mit einbezogen werden muß, daß die Kuratoren und die wissenschaftlichen Mitarbeiter in eine Neukonzeption mit einbezogen werden und auch ein Mitspracherecht haben.

Drittens haben wir darauf bestanden, daß auch das Parlament in die zukünftige Diskussion mit eingebunden wird. Das haben wir in einem eigenen Entschließungsantrag im Ausschuß formuliert, durch welchen das noch einmal bekräftigt wird.

In diesem Sinne freue ich mich auf eine lebendige inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem Thema in Zukunft. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.41

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte, Frau Kollegin.

22.41

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich möchte mit einem möglichen Zitat beginnen: Es ist verboten, Stöcke, Schirme und Taschen ins Museum mitzunehmen. Kindern ist das Betreten des Hauses nicht gestattet. Besucher sind nur unter besonderen Bedingungen, zu ganz bestimmten Stunden erwünscht. – So ähnlich könnte eine Museumsordnung im 19. Jahrhundert gelautet haben.

Am Ausgang des 20. Jahrhunderts werden die Bundesmuseen mit dem heutigen Tag selbständige, wissenschaftliche, vollrechtliche Anstalten, die sich nicht nur vor Besuchern nicht zu fürchten brauchen, sondern sich auf zeitgemäße, effiziente Weise auf die Sammlung, Bewahrung, Forschung und Vermittlung der Bundesbestände einstellen können beziehungsweise sich nicht nur defensiv darauf einstellen, sondern aktiv darum bemühen können und sollen. Die heute


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