Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 138. Sitzung / 29

Außerdem wurden die Parlamentsfraktionen darüber informiert, daß sich Herr Bundesminister Dr. Schüssel in einer EU-Funktion ins Ausland begeben hat. Seine parlamentarische Vertretung liegt bei Frau Staatssekretärin Dr. Ferrero-Waldner.

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Der Herr Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten hat seine Absicht bekanntgegeben, zum Bergwerksunglück in Lassing eine Erklärung abzugeben. Es wurde in Aussicht genommen, diese Erklärung als ersten Punkt auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung zu stellen. Ich werde dem Herrn Bundesminister demgemäß nach Abhaltung der Aktuellen Stunde gemäß § 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Wort erteilen.

Aktuelle Stunde

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gelangen somit zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

"Außenpolitische Initiativen zum weltweiten Schutz von Kindern"

Als erste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rauch-Kallat zu Wort gemeldet. Redezeit: 10 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

9.06

Abgeordnete Maria Rauch-Kallat (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! – Ich zitiere aus den Schlagzeilen: "13jährige jahrelang sexuell mißbraucht." – "Mutter und vier Kinder mit Messer umgebracht." – "Der zweijährige Melvin zu Tode gequält." – "Kinderpornoring in Bad Goisern aufgedeckt."

Diese und ähnliche Verbrechen an Körper und Seele von Kindern wurden in den letzten Monaten und Jahren in Österreich begangen. Solche und ähnliche Schlagzeilen erschüttern täglich die Öffentlichkeit. Denken wir nur etwa an die Serie von Kindermorden in Belgien. Weltweit sind täglich Kinder von Gewalt bedroht und bedürfen unseres Schutzes.

Die internationale Kinderhilfsorganisation "Save the Children" gibt die Zahl der Kinder, die jährlich allein in Asien der kommerziellen sexuellen Ausbeutung neu zum Opfer fallen, mit mehr als 1 Million an.

UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zeigt ebenfalls erschütternde Fakten auf. Mehr als 28 Millionen Kinder wachsen weltweit in Krisenregionen auf. In den letzten zehn Jahren sind zirka 2 Millionen Kinder bei bewaffneten Konflikten gestorben. In den letzten zehn Jahren sind zirka 4 bis 5 Millionen Kinder schwer und bleibend verletzt worden. In den letzten zehn Jahren sind zirka 12 Millionen Kinder aufgrund bewaffneter Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben worden, und in vielen bewaffneten Konflikten dieser Welt werden Kinder schon ab 12 Jahren als Soldaten eingesetzt.

Das Kinderhilfswerk zeigt aber auch die wirtschaftliche Ausbeutung und die Armut von Kindern auf. Es beziffert die Zahl der Kinder, die jeden Tag an den Folgen von Unterernährung und Armut sterben, auf 34 000. – Ich wiederhole: 34 000 Kinder täglich! Das sind jährlich über 12 Millionen. Zwei Drittel dieser Kinder sterben an vermeidbaren und leicht behandelbaren Krankheiten.

Aber auch die wirtschaftliche Ausbeutung von Kindern ist für Millionen junger Menschen bitterer Alltag. Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen, die ILO, schätzt, daß weltweit 250 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren arbeiten. Etwa 150 Millionen Kinder arbeiten Vollzeit, 100 Millionen Teilzeit. 80 Prozent dieser Kinder arbeiten unbezahlt. Kinder, die für ihre Arbeit bezahlt werden, erwerben bis zu 25 Prozent des jeweiligen Familieneinkommens.


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