Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 138. Sitzung / 93

13.29

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren heute einen Bericht über ein Geschehen, das ganz Österreich tief erschüttert hat, und niemand hat das besser als unsere Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic auf den Punkt gebracht, als sie gemeint hat: "Ein Land weint."

Tatsächlich bedeutet diese Katastrophe von Lassing unsägliches Leid für viele Familien, ja für eine ganze Region. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Verunglückten. Wir freuen uns gleichzeitig aber auch über die großartige Spontanhilfe aus allen Teilen unseres Landes.

In meinem Bezirk, am Rabenwald, befindet sich ein Schwesterwerk von Lassing, das 85 Mitarbeitern Arbeit und Verdienst bietet. Und ich bin stolz darauf, daß innerhalb weniger Tage in der Pfarre Anger, einem Ort von nicht einmal 1 500 Seelen, ein Betrag von 250 000 S gesammelt werden konnte. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich weiß, daß diese finanzielle Hilfe das Leid nicht lindern kann. Sie kann aber den Betroffenen das Gefühl geben, daß sie in ihrem Unglück nicht allein sind. Auch diese Worte, Frau Kollegin Buder, stammen von unserer Frau Landeshauptmann Klasnic, und ich darf Ihnen versichern, daß jene Zusage, die sie an Ort und Stelle gemacht hat, auch umgesetzt werden wird, weil das ihr Stil ist und weil sie das ganz bestimmt tut.

In den Tagen nach dem Unglück haben Hunderte Menschen an Ort und Stelle geholfen. Sie haben bis zum Zusammenbrechen gearbeitet, sie haben ihr Letztes gegeben. Trotzdem hatten viele den Eindruck, es geschehe zu wenig, es fehle an der notwendigen Koordination. Ich verstehe diese Ungeduld, vor allem bei den Angehörigen, die um einen lieben Menschen bangten. Ich verstehe auch den Unmut und die Verbitterung über das eine oder andere vielleicht vorschnell gesagte Wort, das in dieser Situation geschmerzt hat. Tatsache aber ist, und das geht aus allen Berichten hervor, daß alle, die dort waren, ihr Bestes gegeben haben, und dafür sei ihnen herzlich gedankt! (Beifall bei der ÖVP.)

Da heute vielfach Kritik geäußert wurde, so sei auch angemerkt, unter welchen psychischen und physischen Umständen dort Hilfe geleistet wurde. Und ich möchte auch bemerken: Wenn Einsatzleiterbesprechungen unter Anwesenheit von Medienvertretern stattfinden, so ist das der jeweiligen Entscheidung sicher nicht förderlich.

Ich bitte, hieraus für die Zukunft zu lernen, besonders was die Medien anlangt. Ein wenig mehr Zurückhaltung wäre in dieser Sache sicher von Vorteil gewesen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Bei der Beurteilung der Vorgänge in Lassing fällt mir ein Spruch ein, den man Konfuzius zuschreibt: Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln – ich möchte das besonders Herrn Kollegen Barmüller ans Herz legen –: durch Nachdenken, das ist der edelste Weg; durch Nachahmen, das ist der leichteste; und durch Erfahrung, das ist leider der bitterste Weg. (Zwischenruf des Abg. Dr. Heindl.)

Ich frage nun, welche Wege waren für die Einsatzorganisationen möglich? Gab es in der Vergangenheit einen ähnlichen Vorfall? – Nein! Gab es wenigstens Kenntnisse über die Ursache des Unglücks? – Nein! Zumindest bis zum Zeitpunkt der Rettungsmaßnahmen gab es diese Kenntnisse nicht.

Man kann aber nur dann sinnvolle Maßnahmen setzen, wenn man weiß, wogegen oder wofür. Nicht so die Opposition! Sie war von Anfang an gut beraten. Sie waren von Anfang an die besseren Experten. Wir haben das heute wieder deutlich vor Augen geführt bekommen. Für sie war immer klar, wie man Georg Hainzl am erfolgreichsten retten kann – nachzulesen im Grünen Bericht. Sie hätten die Ausweitung der Pinge jedenfalls richtig eingeschätzt, und so weiter und so fort.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite