Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 118

Sie haben gesagt, daß es keine Kürzungen, sondern sogar Verbesserungen gab. – In diesem Zusammenhang möchte ich nur ganz kurz und kursorisch auf ein Papier verweisen, in welchem festgehalten ist, wie hoch die KlassenschülerInnen-Zahl pro Klasse in den letzten Jahren war. Beim Studium dieser Unterlage merkt man, daß in den neunziger Jahren eindeutig eine Zunahme der KlassenschülerInnen-Zahlen zu verzeichnen ist. – Sie können natürlich sagen, daß wir noch immer unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Dennoch trägt diese Zunahme der KlassenschülerInnen-Zahlen auch dazu bei, daß die Stimmung unter den Lehrern und auch unter den Schülern schlechter wird. Darunter leidet unter anderem auch die Qualität des Unterrichts. In dieser Untersuchung ist deutlich angeführt, daß sowohl in den Volksschulen als auch in den Hauptschulen und den Sonderschulen, in den AHS – Unterstufe und Oberstufe – und in den berufsbildenden Schulen die KlassenschülerInnen-Zahlen überall steigen.

Das verschärft sozusagen die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Kollegen, und diese Arbeit soll sich nicht nur in der Klasse abspielen, sondern vor allem auch im außerschulischen Bereich, im Bereich zwischen Theorie und Praxis, eben bei Projekten, Exkursionen et cetera. Die Schüler sollen Zugang zu anderen Erfahrungsbereichen haben. Auch dort ist die Arbeit des Lehrers angesiedelt.

Frau Minister! Sie haben behauptet, daß die Zahl der Vollzeitdienstposten zugenommen hat, und haben von einem Plus von 1 000 Vollzeitdienstposten gesprochen. Ich möchte korrigieren: Sehr viele Kolleginnen und Kollegen sind auch auf Teilzeit gegangen, und deshalb war es möglich, diese Zunahme an Vollzeitdienstposten zu verzeichnen.

Sie haben weiters behauptet, daß die Lehrer und die Schüler in der Schule insgesamt sehr, sehr gute Rahmenbedingungen vorfinden. Frau Minister! Im Hinblick darauf möchte ich Ihnen einen Brief zur Kenntnis bringen, den wir von einem Kollegen aus Vorarlberg erhalten haben. Er stellt die Situation an seiner Schule im Schuljahr 1997/98 wie folgt dar:

"Es fehlten Klassenräume für sechs Klassen und mehrere Sonderräume, für die 103 LehrerInnen gibt es lediglich drei Computer, im Konferenzzimmer, das auch als Aufenthaltsraum dienen muß, steht jedem Lehrer ein ‚Arbeitsplatz‘ von maximal 65 mal 65 Zentimeter zur Verfügung." Dieser Kollege hat daraufhin das Arbeitsinspektorat informiert und diese Information auch den Vorarlberger Medien zukommen lassen. So verhält es sich real in manchen Schulen, und es ist vor allem die Situation, wie sich die Arbeitsbedingungen gestalten, worunter viele Lehrer leiden!

Man muß auch bedenken, daß auf der anderen Seite den Lehrern die Möglichkeit geraubt wurde, es steuerlich geltend zu machen, wenn sie ihre privaten Räumlichkeiten zu Hause als Arbeitszimmer verwenden. Man hat also auf der einen Seite den Lehrern eine steuerliche Absetzmöglichkeit geraubt, auf der anderen Seite hat man manchen Lehrern jedoch geradezu eine Hühnerstall-Situation zugemutet! Ich selbst habe einmal fünf Jahre lang in einer Klasse unterrichtet, deren Fensterscheiben mit Meinl-Sackerln zugeklebt waren, in der die Schüler sich selbst die Stühle organisierten und wo ich während einer Stunde ein ganzes Stück Kreide brauchte, weil die Tafel so rauh war, daß sehr, sehr viel Kreidestaub direkt an der Tafel haften geblieben ist.

Das war damals Realität, und diese Situation besteht in Vorarlberg teilweise noch. Das sind die Rahmenbedingungen, die Sie uns hier als gut verkaufen wollen! Das stimmt nicht in dieser generellen Form, und daher muß Abhilfe geschaffen werden!

Sie haben auch gesagt, daß die Gewerkschaften dann keine Mehrdienstleistungen im Zusammenhang mit den Projektwochen mehr gefordert und sehr wohl von ihrer Position Abstand genommen haben, sodaß ein gerechteres System mittels Zulage geschaffen wurde, das jetzt in Geltung ist. – Ich habe allerdings bei meinen KollegInnen beobachtet, daß, seitdem diese Regelung greift, die Begeisterung, auf Projektwoche zu fahren, sehr, sehr stark abgenommen hat.

Natürlich können Sie dahin gehend argumentieren, daß es jetzt gerechter ist, und in mancher Hinsicht gebe ich Ihnen auch recht. Andererseits frage ich Sie: Wer verzichtet schon freiwillig


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