Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 119

auf ein Einkommen, das er hat, wenn er an Ort und Stelle in der Klasse im Unterricht steht und nicht draußen irgendwo auf der Wiese mit den Schülern Blumen bestimmt oder unterwegs ist und eine Tätigkeit außer Haus verrichten muß, die gefährlicher ist und bei der mehr Aufsicht notwendig ist, wie eben etwa bei einer Projektwoche?

Frau Minister! Sie haben festgestellt, daß wir gegenwärtig ein unübersichtliches Gehaltssystem haben. Sie haben aber auch festgehalten, daß die Arbeitsgruppe bereits Reformen plant. Sie haben unter anderem darauf hingewiesen, daß für Schulbibliotheken und EDV-Kustodiate insgesamt 52 Millionen Schilling aufgewendet wurden. All das ist jedoch sehr, sehr wenig im Vergleich zu dem, was notwendig wäre, damit wir jetzt wirklich zu einem europäischen Standard an österreichischen Schulen kommen!

Sie haben 260 000 S aufgewendet, um Broschüren mit dem schönen Titel "Lehrerleitbild" zu erstellen. Ich selber habe diese Broschüre heute das erste Mal bekommen und freue mich, darin zu lesen: "Schule ist mehr als Unterricht" und "Lehrersein ist mehr als unterrichten". Aber: Sie zahlen tatsächlich für den Unterricht – ich habe Ihnen die Gesetzesstelle am Anfang zitiert –, und das ist im Bewußtsein der Lehrer. Dann wird jedoch ein Lehrerleitbild propagiert, wonach es heißt: "Lehrersein ist mehr als unterrichten." – Das stimmt auch, aber gezahlt wird für den Unterricht. Das ist der Punkt.

Daher besteht die Notwendigkeit einer massiven Reform, und ich möchte Ihre Arbeitsgruppe besonders antreiben. Ich möchte, daß Sie heute diesen Dringlichen Antrag als besonderen Impuls verstehen, endlich wieder Frieden einkehren zu lassen in den Schulen, eine neue Atmosphäre zu konstituieren und eine wirklich zukunftsorientierte und in diesem Sinn konstruktive Arbeit an den Schulen zu ermöglichen! (Beifall bei den Grünen.)

15.43

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. Gleiche Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.

15.43

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren im Hohen Haus! Lassen Sie mich in dieser Angelegenheit mit einigen Fakten beginnen.

Es gibt eine Verordnung der Frau Bundesminister, in der festgehalten wird: "Schulveranstaltungen sind schulautonom vorzubereiten und durchzuführen." Das heißt, sie haben zu erfolgen. Ich sage dazu: Schulveranstaltungen sind meines Erachtens ein wichtiges Aufsuchen von Lernorten außerhalb der Klasse, und Begegnung mit der Realität, Praxisbezug und Motivation gehen automatisch damit einher.

Faktum Nummer zwei: Ich muß mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, daß von rund 50 AHS Resolutionen beziehungsweise Beschlüsse auf meinem Schreibtisch liegen, in welchen mir und auch allen anderen Bildungssprechern hier im Haus mitgeteilt wird, daß im Schuljahr 1998/99 keine Schulveranstaltungen durchgeführt werden.

Faktum Nummer drei: Bis zum heutigen Tag gibt es bedauerlicherweise keine einvernehmlich akzeptierte Lösung zwischen dem Bundesministerium für Unterricht und den Lehrervertretern in der Angelegenheit der Schulveranstaltungen. – Und es wird immer schlimmer.

Faktum Nummer vier: Heute am Vormittag fanden Demonstrationen in der Wiener Innenstadt statt, in denen in Sprechchören gerufen wurde: Schüler und Lehrer gegen Gehrer! – Andere Formulierungen möchte ich hier im Hohen Haus nicht wiederholen, denn sie würden dem guten Anstand widersprechen.

Geschätzte Damen und Herren! Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bedauern diese Entwicklung zutiefst und ersuchen Sie dringend, Frau Bundesministerin, die bereits angekündigten Verhandlungen in Angriff zu nehmen und, wenn möglich, einer guten Lösung zuzuführen!


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