Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 122

Hinsichtlich jener Punkte, die jetzt zu den von der AHS-Lehrergewerkschaft öffentlich ausgetragenen Konflikten geführt haben, wurden weitere Gespräche vereinbart, die immer noch andauern.

Frau Bundesminister Gehrer hat hier ja schon gesagt, daß es zum Prinzip einer demokratischen Kultur gehört, Vereinbarungen für den Zeitraum der Vereinbarung auch von beiden Seiten einzuhalten. Das war bisher in der aufgrund der Sozialpartnerschaft geübten österreichischen Tradition auch immer der Fall.

Als langjährige Lehrerin, als Mutter und als Politikerin appelliere ich daher an die AHS-Lehrer und vor allem an die AHS-Lehrer-Gewerkschaft (Abg. Mag. Schweitzer: Sind Sie Gewerkschaftsmitglied?), den Konflikt nicht auf dem Rücken der Kinder auszutragen. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Kollege! Ich bin nicht nur Gewerkschaftsmitglied, sondern ich war 16 Jahre lang Lehrerin, und bevor ich ins Parlament kam, war ich während meiner Tätigkeit als Lehrerin auch Gewerkschaftsvertreterin. (Abg. Mag. Schweitzer: Haben Sie einen Vertreter gewählt?) Mit diesem Konflikt werden doch die sozial schwachen Schüler getroffen. (Abg. Dr. Krüger: Waren Ihre Schüler zufrieden – oder nicht?) Es sind nicht die, die es sich leisten können, die darunter zu leiden haben, sondern jene, die sonst keine Möglichkeit haben, auf Schikurse zu fahren. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich appelliere auch an das Verantwortungsgefühl der AHS-Lehrer, Schüler nicht für gewerkschaftliche Interessen zu mißbrauchen. Vor allem aber erinnere ich an ihre Verantwortung für die Schüler während der jetzt angesetzten Streikzeiten.

Meine Damen und Herren! Es darf nicht sein, daß Schüler auf der Straße stehen, weil die Gewerkschaften ein – vergleichsweise geringfügiges – Problem öffentlich austragen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bedauere es sehr, meine Damen und Herren, daß damit ein Imageschaden für Zehntausende engagierte Lehrer entsteht, die diesen keinesfalls verdient haben. Ich bedauere es sehr, daß damit auch ein enormer Schaden für den österreichischen Fremdenverkehr entsteht. Kurzfristig entfallen Millionen von Nächtigungen; allein in Salzburg sind das 2 Millionen Nächtigungen. Dies trifft vor allem kleinere Betriebe, Betriebe, die keine Fünf-Stern-Betriebe sind. Das bedeutet den Verlust von Arbeitsplätzen. Und es entsteht auch ein langfristiger Schaden, meine Damen und Herren, denn jene Kinder, die jetzt auf Schikurs fahren, sind später einmal die Kunden der österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft. Jene, die das Schifahren jetzt erlernen, werden dem Winterurlaub in Österreich wahrscheinlich auch später treu bleiben.

Meine Damen und Herren! Ich hoffe sehr, daß die AHS-Lehrergewerkschaft die ausgestreckte Hand der Frau Ministerin ergreift und daß sie die eingesetzte Arbeitsgruppe auch entsprechend nutzt, um an einer Weiterentwicklung mitzuarbeiten: zum Wohle der Kinder und auch zum Wohle der Lehrer und der Eltern. (Beifall bei der ÖVP.)

15.59

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Schweitzer. – Bitte. (Abg. Auer: Jetzt kommt ein Lehrer! – Abg. Dr. Khol: AHS-Lehrer oder BHS-Lehrer? – Abg. Rauch-Kallat: AHS-Lehrer!)

15.59

Abgeordneter Mag. Karl Schweitzer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es direkt rührend, was Sie gesagt haben, Frau Kollegin Kallat.

Die Frau Minister hat sicher auch Wichtiges und Richtiges in ihren Ausführungen zum Ausdruck gebracht. Eines hat sie allerdings geradezu peinlichst vermieden, nämlich darauf einzugehen, daß es doch die ansonsten so gut funktionierende Sozialpartnerschaft ist, die da komplett versagt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite