rer eine im Lehrplan vorgeschriebene Exkursion – das ist im Lehrplan nachzulesen – boykottieren, ohne daß ihm daraus irgendein Nachteil erwächst. Wenn das so ist, dann werden in Zukunft einige zehntausend Disziplinarverfahren abzuwickeln sein. Ich hoffe, die Verwaltung schafft das.
Frau Ministerin, ich frage Sie: Was hat es Ihnen eigentlich wirklich gebracht, daß Sie in der Vergangenheit so sehr auf die Forderungen der Gewerkschaft eingegangen sind? Ich erinnere nur daran, daß es die Gewerkschaft war, die einen pädagogischen Fortschritt verhindert hat. Als Beispiel möchte ich das Aufsteigen mit einem "Nichtgenügend" erwähnen. Frau Ministerin, heute – das gestehe ich Ihnen wirklich gerne zu – unterstütze ich Sie bei Ihrem Anliegen, an diesem § 61 festzuhalten. Es ist nämlich nicht leicht, dieser "Anspruchsinflation" der Gewerkschaft entgegenzutreten; einer Gewerkschaft, die in der Vergangenheit all ihre Ansprüche erfüllt bekommen hat: steilere Gehaltskurven, Ansprüche auf Belohnungen, Zulagen und so weiter.
Diese Ansprüche wurden von der Gewerkschaft, von den ohnehin schon sehr gut bezahlten Lehrern und Lehrerinnen gestellt, die noch dazu einiges an Privilegien im gesamten Personalvertretungsbereich haben. Sie haben all ihre Ansprüche durchgesetzt, und das hat zu etwas geführt, was das Traurige an unseren Schulen ist und zu einer Verschlechterung des Klimas an Schulen beiträgt: zu immer größeren Einkommensunterschieden zwischen den Lehrern und Lehrerinnen. Das hat innerhalb der einzelnen Gruppen der Lehrerschaft zu Ungerechtigkeiten geführt. Im Vergleich von Volksschullehrern, Hauptschullehrern, AHS-Lehrern, BHS-Lehrern, vor allem eben auch Berufsschullehrern und -lehrerinnen kann man völlig ungleiche Einkommenschancen, ungleiche Ausbildung für die gleiche Tätigkeit, ungleiche Bezahlung für die gleiche Tätigkeit erkennen. Darin sehe ich das wirkliche Problem.
Vergleichen wir, wie benachteiligt junge Lehrer oder solche ohne Job gegenüber alten sind, Vertragslehrer gegenüber den Pragmatisierten! Diese Ungerechtigkeiten tragen zu einer Verschlechterung des Klimas im Schulbereich bei, und das geht auch zu Lasten der Schüler und Schülerinnen. (Beifall beim Liberalen Forum.)
Frau Ministerin! Die Vorgangsweise der Gewerkschafter ist mehr als durchsichtig. Denen geht es gar nicht darum, 1 000 S mehr für einen Schulschikurs zu bekommen. Aus meiner Sicht verfolgen die Gewerkschaftsvertreter eine beinharte Taktik: Sie zeigen Ihnen klar auf, was Sie zu erwarten haben, wenn es wirklich zu jenen Systemänderungen kommt, die Sie angekündigt haben, die ich gerne unterstütze und die wir auch dringend bräuchten.
Herr Kollege Öllinger, noch eine Bemerkung zu deinem Antrag: Ich sage noch einmal, daß das Thema wichtig ist, aber das Argument ist sehr einseitig. Du hast keinen einzigen Punkt angesprochen, der nicht ganz leicht, kuschelweich, konsensual lösbar wäre. All jene Punkte aber, die harte politische Entscheidungen erfordern, hast du ausgelassen. Ich meine etwa die Frage der Pragmatisierung, die Frage der Anwesenheit von Lehrern und Lehrerinnen auf dem Arbeitsplatz (Abg. Öllinger: Anwesenheit löst gar nichts, wir brauchen das Leistungsprinzip!), die Frage der Aufspaltung der Lehrerschaft, die ich kurz angeschnitten habe, die Frage der ungleichen Bezahlung und ungleichen Ausbildung bei gleicher Tätigkeit. (Abg. Öllinger: Da kann man alles hineinpacken!)
Ich glaube, daß sich dieser Antrag vorzüglich dazu eignet, bei einer Gewerkschaftsversammlung präsentiert zu werden, aber der Lösung des Problems dient er nicht wirklich.
Ich gebe Ihnen jedenfalls in einem Punkt recht: In der Umsetzung gibt es grobe Mängel. Die EDV funktioniert nicht, und die Informationslage ist schlecht. Ich stimme Ihnen auch in einem zweiten Punkt zu: Die Einführung einer Arbeitsplatzbeschreibung sind nicht nur Sie, sondern auch Ihre Vorgänger schuldig geblieben. Es stimmt, daß Lehrer für Pauschalleistungen und nicht nach gehaltenen Unterrichtsstunden bezahlt werden. Nur wissen die Lehrer nicht, was zu ihren Leistungen gehört. Jeder von uns hat Briefe bekommen, in denen Lehrer und Lehrerinnen meinen, daß das Vorbereiten von Schularbeiten, Korrigieren, mit Eltern Sprechen eine freiwillig und unbezahlt erbrachte Leistung wären.