Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / 128

stellt. Das heißt, jene, die viele Unterrichtsstunden haben, bekommen auch sehr viele anteilige – unterstellte – Mehrdienstleistungen.

Ich halte das für falsch und für nicht motivierend, und ich denke, daß man das gerade bei jungen Lehrern oder vor allem auch bei Lehrerinnen, die vielleicht zwar eine geringe Lehrstundenanzahl haben, aber eine hohe Bereitschaft, sich sonst einzubringen, doch auch remunerieren und auch in Geld würdigen sollte. Das sagt mir mein Hausverstand – aber vielleicht sehen das die Spitzengewerkschafter anders; ich weiß es nicht.

Ich finde dies jedenfalls nicht sehr motivierend, und es schaut eher nach einer sehr verklausulierten Bestimmung aus, die in Wirklichkeit heißt: "Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu." Dieses Prinzip finde ich falsch, nicht motivierend und gegen Junglehrer und Junglehrerinnen gerichtet.

Zweiter Punkt: Frau Bundesministerin, Sie haben gesagt, es hätte keine Kürzungen, sondern Verbesserungen gegeben. Ich gehe davon aus, daß Kollege Öllinger die Zahlen anhand der Budgets korrekt berechnet hat. Wenn es wirklich so ist, daß seit den siebziger Jahren ein Rückgang des Anteils des Unterrichtsbudgets am Gesamtbudget von 8,6 Prozent auf 7,2 Prozent zu verzeichnen ist, dann sagt mir mein Hausverstand (Abg. Dr. Pumberger: Den muß man haben!), daß das keine Verbesserung sein kann. – Ich weiß nicht, vielleicht sind andere "Hausverstände" anders, aber ich denke – vielleicht sehen das auch die Freiheitlichen so, aber das würde mich ja weniger verwundern als bei der Frau Bundesministerin –, daß die Dotierung und damit auch die finanzielle Wertschätzung eines Bereiches natürlich relativ zu anderen Bereichen zu beurteilen ist.

Wenn es stimmt, was Kollege Wabl mir mitgeteilt hat, nämlich daß das Bundesheer für die nächsten zehn Jahre 100 Milliarden Schilling will und daß allein dieses Mechanisierungspaket – das sind die NATO-Panzer – 12 Milliarden Schilling kostet und die Schulbuchaktion für Tausende österreichische Kinder 1,2 Milliarden Schilling, dann sind diese Panzer – das mag vielleicht eine Milchmädchen/männer-Rechnung sein – auch der Sozialdemokratie zehn Mal mehr wert als die Bücher für unsere Kinder. Ich finde das ausgesprochen schlecht! (Beifall bei den Grünen. – Abg. DDr. Niederwieser: Wenig im Vergleich zu anderen Ländern!)

Es ist immer relativ, ein Budget zu beurteilen, aber wenn der Anteil am Gesamtbudget von 8,6 Prozent auf 7,2 Prozent zurückgegangen ist, sehe ich darin keine Verbesserung. Auch wenn die KlassenschülerInnenzahlen wieder steigen, sehe ich darin keine Verbesserung. Mit Verlaub: Das ist sehr wohl auch etwas, was sich mit Hausverstand und ohne Insiderkenntnisse als LehrerIn beurteilen läßt.

Dritter Punkt: Es entspricht meiner ganz persönlichen Wahrnehmung als Mutter von schulpflichtigen Töchtern, daß von Verbesserungen nichts zu merken ist. Meine Kinder besuchen eine öffentliche Volksschule. Dort gibt es eine wirklich sehr engagierte Schulgemeinschaft, bestehend aus Kindern, Lehrerinnen und Lehrern und der Elternschaft, aber bei allen Versuchen, Schule engagiert, motiviert und lebendig zu gestalten, geht es sozusagen hinten und vorne nicht mehr.

Meine ältere Tochter hat in der vierten Klasse Volksschule kein Deutschbuch mehr. Das geht sich im Rahmen der Schulautonomie – trotz allem Hin- und Herjonglieren – nicht mehr aus. Es geht nicht mehr! Meine kleinere Tochter ist in der zweiten Klasse Volksschule. Die Schüler der vierten Klasse haben nur deswegen noch ein Sachkundebuch, weil jene der zweiten Klasse keines mehr haben. Es wurde einfach umgeschichtet. In der zweiten Klasse gibt es kein Deutschbuch und kein Sachkundebuch mehr.

Vor dem großen sozialdemokratischen Anlauf in der Bildungspolitik sind ausschließlich die Eltern für die Bücher aufgekommen. Das war ungerecht; das hat die finanziell Schwachen und speziell deren Kinder benachteiligt. Jetzt ist es so, daß überhaupt niemand mehr ein Buch hat, weil dies durch die Schulautonomie nicht mehr möglich ist. Die Schule behilft sich jetzt mit photokopierten Zetteln. Eltern photokopieren eifrig, und die Kinder laufen mit einem Stoß von


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