Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 71

kleinste Wirt im hintersten Tal prägt diese Entwicklung oftmals vielleicht mehr als einer unserer Abgeordneten in diesem Hause. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten des Liberalen Forums.)

12.40

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Peter. – Bitte.

12.40

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Liebe fliehenden Mandatare der Österreichischen Volkspartei! (Abg. Tichy-Schreder: Mittagszeit! Die Gastwirte sollen etwas zu tun bekommen!) Nehmen wir doch die Gelegenheit wahr, in Erinnerung zu rufen, welche Wachstumsbranche die Tourismus- und Freizeitwirtschaft weltweit ist. Wir haben uns leider seit fünf Jahren von diesem Wachstumspfad abgekoppelt. Wir haben an Marktanteilen verloren, wir sind also ins Hintertreffen geraten.

Das trifft ein Land wie Österreich, das, absolut gesehen, immer noch Tourismusweltmeister ist, ganz besonders, weil der Einkommensausgleich wirtschaftlich benachteiligter, verkehrsmäßig benachteiligter Regionen gerade in Österreich durch den Tourismus erfolgt.

Die Tourismuspolitik in Österreich selbst hat darauf wenige Antworten gewußt, sie war eigentlich relativ hilflos diesem Phänomen gegenüber. Sie hat zuwenig verstanden, daß es hohen Steuerertrag, vor allem aus indirekten Steuern, hohe Beschäftigungsmultiplikatoren, hohe Lebensqualität in den Tälern, die die Menschen dort halten, ohne Tourismus nicht geben würde.

In Summe – und das wissen die Bürgermeister am allerbesten – ist der Tourismus eine volkswirtschaftliche "cash-cow". Er bringt eine Menge Geld in die Gemeinden. Ob es die Kanalanlagen sind, die ohne die großen Tourismusbetriebe nicht finanzierbar wären, ob es die Getränkesteuer ist, ob es die Kommunalsteuer ist, für die kleinen Gemeinden ist der Tourismus ein unverzichtbarer Teil.

Genau das ist der Punkt, Herr Bundesminister. Wir haben also Betriebe, die für die Gemeinden, für die Regionen, für die Täler eine "cash-cow" sind, und gerade ihre betriebswirtschaftliche Entwicklung muß uns Sorge machen. Sie werden nicht von heute auf morgen die Bilanzen der Betriebe verbessern, Herr Bundesminister, aber das ist der Punkt: Ohne Hotel werden Sie noch keinen Tourismus haben, aber ein Hotel allein macht noch keinen Tourismus.

Das Institut für Gewerbe- und Handwerksforschung hat – so wie jedes Jahr – Bilanzen untersucht, 16 300 Bilanzen. Die Ergebnisse sind wohl nicht in Frage zu stellen: Die durchschnittliche Umsatzrentabilität im Tourismus liegt bei minus fünf Prozent.

Herr Bundesminister! Ihr Problem als für Tourismus verantwortlicher Minister ist, daß Ihnen die betriebswirtschaftliche Basis nicht nur wegbröckelt, sondern bereits wegbricht. Das ist das Problem, und darum sollten wir uns kümmern, wenn wir über Tourismuspolitik reden. Wir sollten uns den Kopf darüber zerbrechen, was wir tun müssen, damit wir die betriebswirtschaftliche Basis erhalten können.

Die Marktchancen Österreichs sind in Ordnung. Es gibt weltweit eine wachsende Nachfrage, an der wir leider nicht genug partizipieren können. Die Lage zu den Märkten ist in Ordnung. Der Euro ist ein ganz wesentlicher Schritt im Sinne der Tourismusförderung. Die Entwicklung der Reformstaaten und die Osterweiterung lassen uns hoffen, neue Märkte zu gewinnen. Wir haben erfahrene Anbieter, wir haben eine intakte Umwelt, die Sicherheit in unserem Land ist sprichwörtlich, die kulturelle und landschaftliche Vielfalt ist großartig, und wir haben hervorragende Mitarbeiter.

Herr Bundesminister! Warum funktioniert es trotzdem nicht? Der Sommer 1998 hat eine Trendwende gebracht. – Ich hoffe, es ist eine Trendwende. Der Sommer 1998 ist ein Sommer der Erfolgreichen, und wir werden sehen, ob auch der Winter 1998/99 ein Winter der Erfolgreichen wird. Herr Bundesminister! Warum aber sind es so wenige Betriebe, maximal ein Drittel, die


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