Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 74

wieder bereinigen, nämlich den unnatürlichen Zustand, der 1918 und 1945 eingetreten ist, daß aus Nachbarn Menschen über der Grenze wurden. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird weiterhin ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Leistung und wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Lande leisten. Ich würde mir nur wünschen, daß es ihr diese Bundesregierung mit ihrer Politik nicht so unsäglich schwer macht. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum.)

12.51

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Heindl. 10 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

12.51

Abgeordneter Dr. Kurt Heindl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst zum Tourismusbericht etwas sagen: Er ist zum ersten Mal relativ zeitgemäß übermittelt worden. Viel früher kann man ihn, wenn man seriös ist, sicher nicht mehr herausbringen. Zusätzlich hätte ich mir aber gewünscht – aber vielleicht kann man das nächstes Jahr machen –, daß man das erste halbe Jahr 1998 miteinbezieht. Denn die derzeitige positive Entwicklung, die wir auch heute aufgezeigt bekommen haben – ich bekenne mich auch dazu –, wird noch etwas günstiger, wenn wir die Zahlen von 1998 mitberücksichtigen. Ich weiß schon, daß das schwer ist und nicht die ganze Wahrheit wiedergibt, aber ein Trend in die richtige oder falsche Richtung der Entwicklung ist daraus sicher ersichtlich.

Meine Damen und Herren! Kollege Peter hat von Marktanteilsverlusten gesprochen. Wir haben ohne Zweifel – die Statistik liegt mir vor, ich könnte viele Zahlen anführen – mit Beginn der neunziger Jahren – 1991 gab es den Höhepunkt mit 130 Millionen Nächtigungen – folgende Entwicklung beobachten müssen: immer weniger Nächtigungszahlen, darüber hinaus – das ist das Gravierendere – sich verringernde Aufenthaltszeiträume und dazu noch eine immer geringer werdende Auslastungsquote.

Herr Kollege Peter! Sie haben gesagt: Trümmer der Tourismus-Politik. Das sind sehr dramatische Worte. Auf der einen Seite begrüßen Sie, daß ein Drittel der Betriebe eine positive Entwicklung zu verzeichnen hat, auf der anderen Seite sagen Sie, das Ganze sei ein Trümmerhaufen. Ich glaube, man sollte diesbezüglich vorsichtig sein.

Es ist keine Frage, daß wir ab Beginn der neunziger Jahre mit zwei wesentlichen Tendenzen im Tourismus konfrontiert waren: Auf der einen Seite gab es die extreme Entwicklung des Outgoing-Verkehrs. Als Ursachen dafür können billigere Flugreisen, Fernweh, Wertewandel oder was auch immer angeführt werden. Wir hatten nicht nur weniger österreichische Gäste, sondern auch weniger deutsche. – Die Zahlen machen deutlich, wie explosionsartig sich die Ausgaben entwickelt haben. Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, so machten die Ausgaben in den Jahren 1989/90 noch um die 40 Milliarden Schilling aus und voriges Jahr, also im Jahr 1997, über 90 Milliarden Schilling. Gott sei Dank war es jetzt das erste Mal stagnierend. Das betraf natürlich auch den Inland-Tourismus. Das heißt, die Österreicher blieben nicht mehr in dem Ausmaß im Lande wie früher. Die Folge davon war natürlich das, was ich einleitend gesagt habe. Und wenn man jetzt sagt, all das sei auf eine falsche Wirtschaftspolitik, Tourismuspolitik zurückzuführen, dann, glaube ich, macht man es sich ein bißchen zu einfach.

Denn wenn dem so wäre – so viele gravierende Änderungen haben wir in der Steuerpolitik im letzten Jahr nicht gehabt (Zwischenruf des Abg. Mag. Peter) –, dann hätte eines, Herr Kollege, nicht Platz greifen können: Sie selbst haben von Betrieben geredet, die eine positive Entwicklung gehabt haben. Wir können es regional sehen. Wenn wir uns anschauen, wie sich zum Beispiel die Tourismuspolitik in Wien in Verbindung mit den Kulturevents, mit der Kulturpolitik, dem Städtetourismus entwickelt hat, dann sehen wir – das spielt in die Auslastungszahlen hinein, wie es Kollege Puttinger richtigerweise gesagt hat – folgende Entwicklung: weg vom Hochpreisland – das sind wir –, weg vom Massentourismus hin zum punktuellen Qualitätstourismus, denn auch da ist die Wertschöpfung exemplarisch hoch. Das wissen wir, da brauchen wir gar nicht herumzureden. Die Ausgaben eines Touristen, der zu uns kommt, um ein Kulturer


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite