Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 84

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die im Bericht enthaltene Gästebefragung ist zum Beispiel eine wichtige Sache, denn nur dann, wenn man weiß, was die Gäste denken, kann man auch entsprechend agieren. Oder gerade auch diese Schwerpunktthemen, die im Bericht zum Beispiel auf Seite 58 angesprochen wurden, oder die Grundaussagen auf Seite 61 betreffend den "neuen Touristen" sind sehr, sehr interessant.

Ich möchte mich aber, weil die Zeit nicht mehr erlaubt, nur mit einem Segment dieses Berichtes beschäftigen, nämlich mit den Senioren.

Der im Bericht als "silver market" oder als "Die grauen Panther" bezeichnete Bereich des Tourismus ist ein hochinteressanter Bereich, das kann ich Ihnen versichern. Dieser Gästekreis ist nicht nur wirtschaftlich interessant, er ist auch sehr angenehm zu bedienen. Und wenn man, so wie ich, doch schon Jahrzehnte in diesem Gewerbe tätig ist, dann weiß man, wovon man redet. Es ist so, daß mich gerade dieser Kreis dazu bewogen hat, in meinem eigenen Betrieb umzudenken. Ich möchte Ihnen das als Beispiel bringen, weil es, wie ich meine, nicht uninteressant ist, wenn man neue Strategien entwickelt.

Es wurde heute schon gesagt: Die Bettenkapazität ist zu groß. Ich habe daher begonnen, auf ein neues System umzusteigen. Ich errichte derzeit bei mir zu Hause ein Seniorenhaus. Ich baue den Beherbergungsteil in Kleinappartements, in kleine Wohnungen um und werde in Zukunft um die 35 Leute ständig bei mir wohnen haben. Ich möchte mit diesen Menschen nicht nur mein betriebliches Auskommen erzielen, sondern für sie auch ein zentraler Mittelpunkt ihres Lebens sein.

Ich erzähle Ihnen das deshalb, weil ich denke, daß sich so mancher Inhaber eines Betriebes in der entsprechenden Region, dort, wo es paßt – es muß natürlich auch der richtige Standort sein –, Gedanken in diese Richtung machen sollte, denn diese neuen Strukturen können mehr oder weniger dazu beitragen, eine Vollauslastung zu erreichen.

Diese Sache hat noch einen sehr interessanten Aspekt. Man kann nämlich gemeinsam mit der Kommune und der Region eines erreichen, und zwar, daß die älteren Menschen nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden müssen, denn sie wollen verständlicherweise nicht weg aus ihrer Region, aus ihrem Ort. Wenn ein Verbleib im Familienverband nicht möglich ist und ein Privater oder eine karitative Organisation das Heft in die Hand nimmt und die entsprechenden Möglichkeiten schafft, damit dieser ältere Mensch zu Hause bleiben kann, dann ist das ein sehr positiver Aspekt.

Es war für mich sehr interessant zu hören, daß die Landeshauptmannstellvertreterin von Niederösterreich, Liese Prokop, bei der Eröffnung eines Pflegetraktes in einem Altenheim gesagt hat, das Land Niederösterreich ziehe sich zur Gänze aus diesem Bereich zurück und konzentriere sich nur mehr auf die Pflegestationen. Das heißt für mich, daß Private und karitative Organisationen gefordert sind, diesen Bereich aufzugreifen. Ich denke, das ist eine gute Sache, und hoffe, es wird auch in meinem Fall eine gute werden.

Zum Schluß möchte ich noch eine kleine Randbemerkung machen. Ich habe vor kurzem aufgrund einer Presseaussendung im ORF die Möglichkeit bekommen, über die Biergläser zu reden. Es war in der Sendung "Österreich heute". Es ging um die berühmten 0,4- und 0,5-Liter-Gläser. Ich habe mich deswegen zu diesem Thema zu Wort gemeldet, weil ich es einfach nicht mag, wenn wir alles nachäffen, was rundherum so läuft. Nur weil es in Deutschland so üblich ist, müssen wir es noch lange nicht machen. Warum sage ich das? – Weil ich glaube, daß das auch für viele andere Dinge symptomatisch ist.

Wir haben damals, vor dem Beitritt zur EU, mit allen Mitteln der Werbung – nicht Werbung, das ist falsch gesagt –, mit allen Mitteln der Überzeugung versucht, den Menschen den Beitritt schmackhaft zu machen, und zwar mit Recht. Wir haben aber damals eines gesagt: Wir wollen die Annehmlichkeiten dieses großen Lebensraumes haben, wollen aber keinen Einheitsbrei, weder wirtschaftlich noch kulturell, noch in irgendeinem anderen Lebensbereich.


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