Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 87

Ich würde mir das noch einreden lassen, wenn diese Linie wirklich durchgehalten würde. Aber ich frage mich – weil Sie jetzt so stolz darauf sind, daß Sie einen neuen Lehrberuf, die Systemgastronomie, geschaffen haben –: Wer bei McDonald’s oder bei sonst einer Hamburger-Kette als Lehrling angestellt ist, kann dort seine Lehrausbildung machen. Aber was ist da österreichisch am Hamburger und an der McDonald’s-Kette? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Die Klopse!) Sie erschlagen sich ja mit Ihren eigenen Argumenten! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das ist wieder typisch für die österreichische Handelskammer! Da sitzen sie alle aufgefädelt, einer nach dem anderen, reden groß vom Tourismus, reden groß von der Lehrlingsoffensive und verbieten den in Österreich angesiedelten steuerzahlenden, Beschäftigung gebenden und wirtschaftlich erfolgreich tätigen Unternehmungen, Lehrlinge auszubilden. Also blöder geht es wirklich nicht mehr! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Bundesminister! Daher meine Bitte, wirklich einmal darüber nachzudenken, ob es nicht gescheiter wäre, jenen Betrieben, die ausländische Küche in Österreich anbieten, vielleicht die Vorschrift zu machen, im Rahmen seiner kulinarischen Angebote auch eine österreichische Facette einzuführen, damit auch in diesen Betrieben Tausende junge Menschen eine Ausbildung absolvieren können. Das wäre, glaube ich, vernünftiger, als Subventionen zu geben, damit Kinder, Jugendliche, die keinen Lehrplatz finden, beim WIFI "geparkt" werden, beim BFI "geparkt" werden oder in einer Berufsschule "geparkt" werden, wo sie keine praktische Berufsausbildung haben, sondern permanent irgendeiner Institution, irgendeiner Bürokratie oder irgendeinem Apparat überantwortet sind. Da wäre es doch wohl gescheiter, in den Betrieben zusätzliche Ausbildungsplätze anzubieten.

Zum letzten, Herr Bundesminister, würde ich Sie ersuchen, weil Sie ja als Tourismusminister bisher nicht gar so spektakulär in Erscheinung getreten sind – ich gebe zu, Sie waren in diesem Jahr mit anderen Dingen beschäftigt, Sie waren sozusagen mehr "unter Grund" tätig –, nicht nur von den großen Sanierungsvisionen zu reden. Lösen Sie für die heimische Wirtschaft, lösen Sie für die Tourismuswirtschaft die praktischen Probleme des Alltagslebens, dann sind die Betroffenen schon sehr zufrieden!

Vielleicht kommt dann auch Kollege Puttinger darauf, daß das mitunter wesentlich besser ist, als große Visionen zu entwickeln.

Lösen Sie das Problem etwa der Arbeitsinspektoren, die sich heute in den Betrieben zum Teil so aufführen, als wären sie russische Politkommissare aus der Ukraine oder von sonst irgendwo. Das ist meines Erachtens ein Thema, das nach wie vor nicht befriedigend geregelt ist, das auch im Schoße der Bundesregierung zu besprechen wäre und das zweifelsohne dazu führt, viel Frust in den Betrieben anzusammeln – viel Frust!

Denn es ist ja schon so weit, daß folgendes vorkommen kann, wie dies am Katschberg in einem Hotel passiert ist: Ein Lehrmädchen, das jeden Abend pünktlich aus der Küche geht, wartet im Vorraum an der Bar in der Arbeitskleidung darauf, daß es von seinen Eltern abgeholt wird. Wenn nun der Vater 10 Minuten nach 9 Uhr kommt, dann sagt der Arbeitsinspektor, es gibt eine Strafe für den Lehrherrn, weil das Mädchen nach Arbeitsschluß in der Dienstkleidung angetroffen wurde – ich betone: nicht in der Küche, nicht im Service, sondern an der Bar sitzend, auf seine Eltern wartend. (Ruf bei der SPÖ: Das stimmt doch alles nicht! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das stimmt alles! Das stimmt alles!)

Man kann nun sagen, das Mädchen muß sich umziehen, es muß sich sozusagen flott machen, wenn der Papa es abholt, um es diese 10 Minuten oder diese Viertelstunde lang nach Hause zu führen. – Ich halte es wirklich für schikanös, dem betroffenen Lehrherrn 42 000 S an Strafe zu verpassen. (Abg. Haigermoser – in Richtung des Abg. Dr. Puttinger –: Das ist es ja! Das ist es ja, Günter!) Das sind genau die Gründe, warum so viele Leute in unserem Land so "frustig" sind. Das müssen Sie einmal abstellen, Herr Minister! Die Kompetenz dazu haben Sie. Diese Kraft müssen Sie haben, dann erleichtern Sie den Menschen das Leben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

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