werbe, dann ist der zweite Schritt in die Illegalität, daß man gleich das ganze Geschäft außerhalb der Gesetze betreibt, möglicherweise viel leichter, als es sonst der Fall wäre.
Haben Sie übersehen, daß eine der Ursachen für Schwarzarbeit auch ist, daß unverschämte Steuern und Abgaben auf den Löhnen und Gehältern liegen, daß die Lohnnebenkosten exorbitant sind, sodaß im Zweifelsfall manche das Ausweichen auf Schwarzarbeit gleichsam als legitimen Akt der Notwehr und als Kavaliersdelikt betrachten und manche vielleicht auch in eine scheinbare Gabel laufen, indem sie glauben, daß das ihr einziger Ausweg ist?
Haben Sie sich schon einmal ausgerechnet, wie viele Stunden ein seriös arbeitender Angestellter bei einem Friseur Haare schneiden muß, damit er dann von seinem Nettolohn einen anderen bezahlen kann, der ihm 20 Minuten lang die Haare schneidet? Ich bringe dieses Beispiel, weil man sich selbst nicht die Haare schneiden kann. Ein Fliesenleger, der privat bei sich zu Hause pfuscht, kann für sich selbst diese Dienstleistung erbringen, ein Friseur kann diese Dienstleistung an sich selbst aber nicht erbringen, und er muß zwei volle Stunden Nettolohn einsetzen, um sich 20 Minuten Haareschneiden leisten zu können. Und er muß diese Dienstleistung, die der Friseur zu verrechnen hat, selbstverständlich zu den Vollkosten bezahlen. Denken Sie einmal nach: Das gilt für den gesamten Bereich der Dienstleistungen, die man nicht für sich selbst erbringen kann! Das Beispiel mit dem Friseur ist vielleicht noch lustig, aber im Falle der Pflegebedürftigkeit hört der Scherz dann wahrscheinlich auch bei Ihnen auf. Man kann sich nämlich auch nicht selbst pflegen, nicht selbst trockenlegen, nicht selbst vom Bett in einen Sessel heben. Wenn man all das bezahlen will, dann muß man über ein Nettoeinkommen verfügen, das letztlich dreimal so hoch ist, als man es normalerweise brauchen würde, weil man sich sonst diese Dienstleistungen aufgrund der exorbitanten Lohnnebenkosten, die darauf lasten, nicht leisten kann.
Ich weiß selbstverständlich, daß man das nicht über Nacht verändern und verbessern kann: Aber man könnte Trendwenden herbeiführen, man könnte sich einmal überlegen, wie man diese Kurve in eine andere Richtung biegt, statt ständig noch weitere Steigerungen bei den Lohnnebenkosten zu bewirken und womöglich mit den gestiegenen Lohnnebenkosten das Schwarzarbeitsgesetz zu finanzieren. Das wäre dann überhaupt die Quadratur des Kreises im Sinne einer falschen Politik!
Ist Ihnen das Phänomen unbekannt oder diskutieren Sie es nie, daß heutzutage vor allem in der Bauwirtschaft die kleineren Unternehmen gleichsam mit einem Augenzwinkern in Kauf nehmen oder ohnedies wissen, daß ihre Mitarbeiter am Wochenende nebenbei pfuschen? Das wird geradezu bei den Bezügen bereits berücksichtigt: Wenn einer relativ wenig verdient, wird ihm zwinkernd mitgeteilt: Reg dich nicht auf, daß du in der normalen Arbeitswoche relativ wenig verdienst! Du gehst am Wochenende eh pfuschen und benützt dabei womöglich sogar noch meine Mischmaschine, manchmal ohne mich zu fragen und manchmal, indem du mich vorher fragst und mich zum Mitwisser machst!
Ähnliches gilt für die exzessive Nachbarschaftshilfe. Glauben Sie bitte nicht, daß ich Nachbarschaftshilfe im Sinne einer selbstorganisierenden Gesellschaft nicht für etwas Wertvolles halte! Aber man muß sehr aufpassen, daß das Ganze nicht zu einer euphemistischen Ausrede wird. Nachbarschaftshilfe ist eine gewachsene Sache, sie ist im kleinen Rahmen unter Umständen möglich, muß allerdings definitorisch klar abgegrenzt werden, denn Nachbarschaftshilfe hört sich dann auf, wenn die Anreisezeit des "Nachbarn", der hilft, womöglich länger dauert als dessen Anwesenheit an dem Ort, an welchem er die "Nachbarschaftshilfe" erbringt. Man muß sich daher einmal überlegen, ob man nicht nur deswegen, weil man mutlos ist, von vornherein das gesamte Feld der Nachbarschaftshilfe einfach wegblendet, nach dem Motto: Da könnten sich eigene Wähler vielleicht irritiert zeigen! – Solche heiklen Fragen muß man vielmehr mit Offenheit und Augenmaß diskutieren.
Bei der Nachbarschaftshilfe wird es sehr stark darauf ankommen, ein richtiges Augenmaß zu finden, es muß auf jeden Fall wesentlich restriktiver vorgegangen werden, als es jetzt der Fall ist. Ein Schlüssel zur Lösung des Problems, den wir Liberale schon längere Zeit vorgeschlagen haben, wäre, sich zu überlegen, da Nachbarschaftshilfe häufig beim Hausbau stattfindet, ob