Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 187

Wenn Sie das schon ansprechen, möchte ich Ihnen folgendes sagen: Sie wissen ja, man bekommt als Abgeordneter Briefe von solchen, die dafür sind, und von solchen, die dagegen sind. Ich möchte Ihnen gerne einen Brief eines Oberforstmeisters vorlesen. Ich bin überzeugt davon, daß ein Oberforstmeister auf die Umwelt Rücksicht nimmt. Er schreibt zum Beispiel: "Bei dem Streit um diese Trasse wird viel zuwenig betont, daß für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region die Verkehrserschließung von entscheidender Bedeutung ist. Daher brauchen wir eine Verkehrslösung für das Ennstal." – Er schreibt dann noch weiter –: "Es ist nicht auszudenken, was uns bevorsteht, wenn ein paar profilierungssüchtige Umweltschützer mit ihrem kümmerlichen Anhang bestimmen, was in unserem Land zu geschehen hat." – Ich glaube, das sollte man von dieser Stelle aus auch einmal sagen.

Diese B 146, die Ressel-Tangente, ist der erste Schritt für die leidgeplagten Stainacher. Sie wissen, daß in Stainach eine Verkehrslawine rollt. 1997 waren es täglich 14 200 Fahrzeuge mit einem Schwerverkehrsanteil von 16 Prozent. (Abg. Mag. Kammerlander: 20 Jahre haben Sie Zeit gehabt, Frau Kollegin!) Das ist gegenüber 1996 eine Verkehrssteigerung von zirka 3 Prozent. Auch heuer rechnet man damit, daß es eine neuerliche Steigerung um 4 Prozent geben wird. (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Tun Sie doch was!) Die Voraussagen für 2005 sind, daß man 18 000 bis 20 000 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden zählen wird.

Ich hoffe, daß bis dahin wenigstens die Umfahrung von Stainach schon gebaut sein wird und daß man endlich auf einer Straße fahren kann, auf der man, wenn man von Schladming in die Landeshauptstadt fahren will, nicht zweieinhalb bis drei Stunden braucht. Sie fahren wahrscheinlich nicht so oft.

Es wurden heute auch schon die Bauern angesprochen. Alle, die in das Ennstal fahren, sehen sicher dieses Wirtschaftsgebäude, auf dem steht: Ennstaler Bauern für die Ennsnahe Trasse. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Bauen Sie halt die Bahn ordentlich aus, und zwar zweigleisig!)

Ich habe hier auch ein Schreiben, in dem die Bauern für die Ennsnahe Trasse eintreten. Dort heißt es – ich zitiere –:

"Wir wollen nicht Bauern gegen Bauern sein. Wir wollen aber vor allem nicht, daß Bauern von extremen Grünen oder bauernfremden Gruppen und politischen Taktierern abhängig und diesen ausgeliefert sind. Wir brauchen keine schönen Worte, keine Ausreden, keine Versprechungen und keine Vertröstungen mehr. Wir fordern endlich klare Aussagen und Taten."

Diese Taten werden von der Politik gefordert, denn die Politik ist aufgefordert zu handeln, um dieser Misere im Ennstal endlich ein Ende zu bereiten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Bauen Sie doch einmal die Bahn aus!)

20.42

Präsident  Dr.  Heinrich  Neisser:  Zu  Wort  gemeldet  ist  nunmehr  Herr  Abgeordneter  Dipl.-Ing. Schöggl. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

20.42

Abgeordneter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl (Freiheitliche): Hohes Haus! Ich habe die tumultartigen Szenen bei dieser Debatte mitverfolgt. Jemandem nützen diese Tumulte sicher nicht, nämlich der Bevölkerung, die dort seit 27 Jahren auf eine Verkehrslösung wartet. Heute wird diese Verkehrslösung von der Koalition so wortreich gepriesen und verteidigt, aber während der letzten 20 Jahre haben Sie dort eigentlich nichts weitergebracht. Dabei wären einige Dinge wirklich sehr einfach zu realisieren gewesen. Ich komme darauf zurück. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Dieses Projekt ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein derartiges Projekt von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, und zwar erstens aufgrund der Verstrickung in dieser komplizierten Gesetzeslage, die aufzuklären auch im Unterausschuß nicht möglich war, zweitens aufgrund der Insensibilität der Planung, bei der man, wie Kollege Grollitsch bereits erwähnt hat, Tradition und kulturelle Gegebenheiten in dieser sensiblen Region sträflich vernachlässigt hat.


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