Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 152. Sitzung / 189

Was ich aber auf beiden Seiten vermisse, ist eine gesundheitspolitische Perspektive, nämlich eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber, was man sich leisten kann und will, wenn man sich gleichzeitig dessen bewußt ist, daß es eine bessere Leistung ist, wenn der festsitzende Zahnersatz gefördert wird. Ich nehme an, das ist unbestritten, und wenn das unbestritten ist, dann müßten wir uns in diese Richtung bewegen können und natürlich auch die Frage nach den Kosten stellen, die ja keine einfache ist. Denn so einfach, wie es sich einzelne Ärzte machen, daß sie eine feststehende Leistung, ähnlich wie für prothetische Zahnersätze, verlangen wollen, ist das nicht. Das wäre zu simpel! Wir könnten ja auch aus dem Beispiel der Bundesrepublik und den durchaus negativen Erfahrungen in diesem Bereich etwas lernen!

Es wird oder es würde keine einfache Lösung sein. Aber ich kann bislang nur erkennen, daß man in der innenpolitischen Debatte nicht an gesundheitspolitischen Lösungen interessiert ist, sondern an einem relativ unproduktiven Hickhack, das über ein Jahr gedauert und bewirkt hat, daß man annehmen muß, daß in der Innenpolitik in diesem Zusammenhang außerhalb der Zahnkrone nur wenig Platz findet. In diesem Zusammenhang ist es beschämend, daß es dabei nicht um Gesundheitspolitik und eigentlich auch nicht um Leistungsverbesserung gegangen ist.

Zu den Ambulatorien möchte ich noch etwas sagen: Ich glaube, in diesem Punkt sollten wir uns nichts vormachen, Frau Bundesministerin! Es ist natürlich ein bescheidener Fortschritt, daß die Ambulatorien diese Leistung jetzt zu einem Tarif anbieten können. Aber gerade viele von denen, für die diese Regelung geschaffen worden zu sein vorgibt, werden vor die Alternative gestellt, sich einen inzwischen relativ guten Zahnersatz in einem ausländischen Ambulatorium oder bei einem ausländischen Zahnbehandler machen zu lassen – und zwar um nur die Hälfte der Kosten wie im Ambulatorium –, eben nach wie vor nach Ungarn oder in ein anderes Land zu fahren, weil es erstens billiger ist und zweitens gesundheitspolitisch auch besser vertretbar ist. Das ist ein Problem, das man bei dieser Debatte nicht verschweigen sollte! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Graf.)

21.24

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Gredler. – Bitte.

21.24

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Ich möchte einige Punkte relativieren, die meiner Meinung nach sehr wichtig sind.

Ich bin Zahnärztin, und ich weiß, wovon ich spreche. Die erste Frage, die ich an Sie richte, ist: Es gibt 16 verschiedene Kronen. Welche meinen Sie? Was wird denn jetzt mit 5 500 S honoriert? Ich habe in meiner Ordination eine ganze Palette: Ich fange weit unter 5 000 S an, biete eine ganze Palette an und habe selbstverständlich auch höhere Tarife als 5 500 S, aber inklusive – was sonst exklusive ist – mehr oder weniger hochwertigen Metalls und Vermessung – die offensichtlich bei manchen Vertretern der Bundesregierung ausgeblieben ist. Inklusive eines Provisoriums, des Gegenbisses und so fort kommt man, wenn man all das addiert, auf ganz andere Preisstrukturen als diejenigen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich Herrn Karl Schiemer, den Direktor der Vorarlberger Gebietskrankenkasse, zitieren, oder vielleicht sollte ich sagen: Dr. Schiemer, den ehemaligen Direktor der Vorarlberger Gebietskrankenkasse, weil er ja seinen Rücktritt erklärt hat, und zwar aus Frust aufgrund dieser ganzen Diskussion. Er sagte am 1. Dezember 1998 – in den "Salzburger Nachrichten" konnte man das nachlesen –, daß die Vorarlberger Ambulatorien allein aus Ärztemangel nicht in der Lage seien, Kronen herzustellen. Weiters bezweifelt er, daß man um 5 500 S eine Krone herstellen könne.

Das sagt der Direktor der Vorarlberger Gebietskrankenkassa. – Wenn der Herr Direktor in seinem eigenen Bereich eine Kalkulation gemacht hat und draufgekommen ist, daß dieser Preis wahrscheinlich nicht zu halten ist, und auf der anderen Seite sagt, daß ihm Ärzte fehlen, weil im Ambulatorium im Fünf-Minuten-Takt behandelt wird, dann muß ich sagen: Ich habe noch nie eine Krone in 5 Minuten gemacht, nicht einmal in 20 Minuten! Die Minimalzeit pro Krone ist in


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