Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 63

begonnen wird. Selbstverständlich treten wir dafür ein, weil, wie ich schon gesagt habe, kein Weg an dieser wirklich guten Lösung vorbeiführt.

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch etwas Weiteres aufklären: Wissen Sie eigentlich oder muß ich Ihnen das erst sagen – ich sage es aber sehr gerne –, daß mit dem Semmering-Basistunnel die Fahrzeit für die Grazer eine gravierende Verkürzung erfährt, aber nicht nur wegen des Semmering-Basistunnels (Abg. Mag. Schweitzer: Um wieviel? Um wieviel?), sondern weil es ein Paket von Maßnahmen gibt. Um fast eine Stunde verkürzt sich die Fahrzeit im Zusammenhang mit dem Tunnel plus den Pendolino-Zügen, also plus diesem neuen Waggonmaterial. Jetzt frage ich alle Kärntner, alle Steirer, die heimfahren wollen, ob diese nicht auch früher daheim sein wollen, ob sie nicht auch früher an ihrem Arbeitsplatz sein wollen. Ohne Tunnel geht es nicht, weil der Pendolino über die alte Semmering-Strecke nicht diese Fahrzeitverkürzung zusammenbringt, weil er nicht fahren kann. Das ist technisch nicht machbar, und das ist auch im Ausschuß berichtet und erklärt worden. Daher sollte man nicht hier herausgehen und sagen, das gehe ganz einfach, indem man Pendolinos einsetzt. (Zwischenruf des Abg. Mag. Haupt.)

Meine Damen und Herren! Wir haben im Ausschuß aber auch gesagt – auch das wird andiskutiert –, daß wir doch nach anderen Varianten suchen sollen. Suchen wir andere Varianten, die möglich sind! Eine davon wurde angesprochen, nämlich die Aspangbahn. Diesbezüglich haben der Minister und auch die Vertreter der Österreichischen Bundesbahnen, der Herr Generaldirektor und alle anderen im Ausschuß erklärt, was es mit der Aspangbahn auf sich hat: eine Pimperl-Bahn, die eingleisig durch die Bucklige Welt zuckelt, die genauso über einen Berg fahren muß, der nur um 2 Promille weniger Steigung hat als der Semmering, bei der man genauso graben muß und wo man erst eine Strecke zwischen Hartberg und Graz, sofern ich das richtig im Kopf habe, neu bauen müßte.

Ich darf dazu einen ganz unabhängigen Journalisten zitieren. In der heutigen "Presse" gibt es einen Artikel von Martin Fritzl betreffend Semmering-Basistunnel, in dem es heißt – ich zitiere –:

"Abseits politischer Sandkastenspiele sprechen auch neuere Fakten deutlich für die Verwirklichung des Projektes. So die Kosten für den Ausbau der Aspangbahn, die oft als Alternative für den Semmering-Tunnel genannt wird. Fünf Milliarden machen allein die Elektrifizierung und der Ausbau der Bergstrecke aus. Sollte die Strecke ein Ersatz für den Semmering-Tunnel sein, müßten weitere fünfzehn Milliarden für die Strecke von Hartberg bis Graz aufgewendet werden."

 

Meine Damen und Herren! Es kann doch nicht einfach etwas als Alternative hingestellt werden, was noch teurer ist. Aber laut dem, was der Verkehrsminister gesagt hat, soll die Aspangbahn als "Überlaufgefäß" dienen, sodaß man, wenn die Südbahn schon zu stark belastet ist, auch noch über die Aspangbahn ausweichen kann.

Noch etwas liegt mir sehr am Herzen, weil ich ein Kind habe, das in die Schule, ins Gymnasium geht. Man soll den Kindern nicht die Freude am Physikunterricht nehmen, indem immer wieder falsche physikalische Meldungen durch die Presse gehen und auch von anderen verbreitet werden, und zwar unter dem Motto: "Der Semmering blutet aus" – oder: "Es gehen dem Semmering täglich Milliarden Liter an Wasser verloren".

Es muß doch allen bekannt sein, daß das Regenwasser, das in den Berg hineinrinnt, wieder aus dem Berg herausrinnt – egal, ob wir dort ein Loch graben oder nicht. Dort müssen wir es halt auspumpen, aber in Wirklichkeit verläßt es diesen Berg wieder. Daher ist es ein "aufgelegter" Unsinn, davon zu sprechen. Bitte bewahrt den Kindern den Glauben an die Physik: Wasser, das hineinrinnt, muß auch wieder herausrinnen, es kann nirgends stehenbleiben, aber das heißt nicht, daß es "ausblutet". (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Eine zweite Frage stellt sich für mich schon sehr deutlich, vor allem auch im Zusammenhang mit dem Thema, das uns zurzeit beschäftigt – das sind die Arbeitsplätze. Wir sprechen von Arbeitsplätzen und von der Wirtschaft. Wir wissen genau, daß der Bau des Semmering-Basistunnels nicht unbedingt sehr viele Arbeitsplätze schafft, aber wir kurbeln dadurch auch die Wirtschaft in der Obersteiermark an.


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