Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 162. Sitzung / 40

wendig, daß wir uns überlegen: Wie kann man denn eine Idee, die oft an der Werkbank entsteht, so unterstützen, daß sie zur Serienproduktion wird? – Auf dem Weg dorthin fehlen viele Schritte, denn ein kleiner oder mittlerer Unternehmer kann es sich oft nicht leisten, die Ideen, die seine Mitarbeiter an der Werkbank entwickeln, tatsächlich über all diese Hürden zu führen, sodaß daraus ein im Verkauf erfolgreiches Produkt wird.

Daher müssen wir, wie ich meine, in dieser Richtung weiterdenken, und, Herr Bundesminister, Kompetenzzentren – diese haben Sie einmal als Idee gebracht – sind ein richtiger Weg dorthin, da sich in diesen Zentren auch kleinere und mittlere Unternehmen bei solchen Vorhaben Anhaltspunkte und Hilfe holen können. Wir unterstreichen das. Das ist wirklich eine gute Sache. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß aus meiner Sicht auch ein Großprojekt, wie das einmal in Richtung Eurocryst, in Richtung Austron angedacht wurde, durchaus etwas für sich hat, nämlich durch seine Vorbildwirkung, als Signal, damit die Forschung in Österreich durch ein großes Projekt Anreize bekommt, sodaß andere nachziehen. Ich halte das für gut.

Herr Bundesminister! Es gibt aber leider – und das möchte ich bei dieser Aktuellen Stunde nicht unerwähnt lassen – auch Dinge, die aufgeklärt werden müssen. Wir haben eine tolle Forschungseinrichtung in Österreich gehabt, möchte ich sagen: das Forschungszentrum Seibersdorf, das zwar heute noch besteht, das sich aber langsam in alle Winde verteilt und wo Mitarbeiter extrem abgebaut werden.

Was aber sehen wir als Ergebnis? – Ich mußte in den letzten Tagen und Wochen auch sehen, daß es auf einmal Inseratenkampagnen gibt von diesem Forschungszentrum Seibersdorf, das schwer angeschlagen ist, das finanziell in Nöten ist. Und was sehen wir dazu, meine Damen und Herren? – Wir sehen dazu ein Bild des Herrn Bundeskanzlers (der Redner zeigt eine Kopie eines Zeitungsinserates. – Abg. Haigermoser: Na schön!), das in einem Inserat in vielen Tageszeitungen erscheint, und daneben ein Bild des Herrn Bundesministers Einem. (Abg. Haigermoser: Na geh! So viel von dem, und von Einem gar nichts?)

Meine Damen und Herren! Ich frage mich schon (Abg. Dr. Niederwieser: Endlich auf dem richtigen Weg!), wenn ich hier lese "Mut zu Neuem" – in Rot gedruckt; das paßt offensichtlich – und darunter relativ klein "Austrian Research Centers" und ganz klein an den Rand gedrängt "Österreichisches Forschungszentrum Seibersdorf GesmbH": Sind das Arbeitsplätze, die damit geschaffen werden? – Das möchte ich hier wirklich einmal relativieren. Ich glaube das nicht!

Ich möchte Sie, Herr Bundesminister, auch fragen (Abg. Dr. Niederwieser: Das ist eine gute Werbung!): Glauben Sie tatsächlich, daß dadurch Arbeitsplätze geschaffen wurden? Und wenn ja, wie viele? Oder glauben Sie, daß mit einer solchen Inseratenkampagne vielleicht eher Geld, das dringend in die Forschung investiert werden müßte, in Inserate geflossen ist? – Ich möchte das wirklich einmal kritisch hinterfragen und hier auch zur Sprache bringen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Niederwieser: Werbung gehört auch dazu!)

Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Forschungszentrum Seibersdorf Mitarbeiter abbaut, in der viele, die älter sind, die viel Know-how haben, aus diesem Unternehmen gedrängt werden, zum Teil auch selbst das Unternehmen vorweg verlassen, ist es, wie ich meine, nicht an der Zeit (Abg. Dr. Niederwieser: So etwas hätte ich eher von den Freiheitlichen erwartet und nicht von dir, denn diese Kleingeister sitzen da drüben!), mit den Gesichtern von Klima und Einem groß in Zeitungen zu werben, sondern es wäre viel sinnvoller, mit diesem Geld Forschungsarbeitsplätze in Seibersdorf zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe den Eindruck, meine Damen und Herren, daß vielleicht der eine oder andere Arbeitsplatz in der Forschung geschaffen werden könnte. Daher möchte ich auch den Titel unserer Aktuellen Stunde relativieren: "Forschung kann Arbeitsplätze schaffen" – wenn die politischen Rahmenbedingungen dazu gegeben sind. Diese zu schaffen, Herr Bundesminister, dazu darf ich Sie auffordern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

9.55


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite