Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 162. Sitzung / 45

Und genau dafür, Herr Kollege Spindelegger, in unserer Gesellschaft ein technologie- und forschungsfreudigeres Klima zu schaffen, bedarf es der Werbung, auch der Werbung von höchster Spitze. Ich denke mir, das ist der Grund, der Hintergrund für solche Aktionen und Aktivitäten, und es würde uns allen miteinander gut anstehen, dazu beizutragen, in unserer Gesellschaft ein wirklich forschungsfreudigeres Klima zu schaffen. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Skepsis der Menschen in Österreich ist verständlich, denn sie werden häufig mit den negativen Auswirkungen von Forschung konfrontiert. Frau Kollegin Petrovic hat ein Thema angesprochen, das, so meine ich, diskussionswürdig ist, nur hat es Kollege Nowotny nicht so angesprochen, wie sie es interpretiert hat. Auch die Sozialverträglichkeit der Auswirkungen der Forschung auf den Arbeitsplatz ist einer der Punkte, warum Österreicherinnen und Österreicher diesem Thema eben skeptisch gegenüberstehen.

Wichtig ist daher die Frage, durch welche Art von Wissenschaft und Forschung tatsächlich Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden. (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Gerade die Gewerkschaft ist gegen neue Technologien und ein gutes Forschungsklima!) Eine Kehrseite von Forschung und Technologie kennen sehr viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – Kollege Niederwieser ist am Beispiel Semperit darauf eingegangen –, nämlich dann, wenn Forschung in anderen Ländern durchgeführt wird und die Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer in Österreich sozusagen nur an einer verlängerten Werkbank arbeiten, die jederzeit abschließbar und zusperrbar ist.

Meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei! Eine sogenannte Gewerkschaft, die hier die Interessen der Unternehmen vertritt, sollte sich zu diesem Thema überhaupt nicht zu Wort melden, sondern sie sollte das getrost jenen überlassen, die mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern täglich vor Ort arbeiten. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich denke im Zusammenhang mit Forschung etwa an die Grazer Firma Paar, die in der Medizintechnik bekannt ist, die seinerzeit Forschungsergebnisse erbracht hat, die viele als Spielzeug bezeichneten, und heute hat sie letzten Endes in der Weltraumtechnik Fuß gefaßt.

Oder ein Beispiel, das auch Realität ist – und ich meine, diesbezüglich sind wir alle gefordert –: Eine Fichte wird in der Steiermark – die Steiermark ist ein holzreiches Land – geschlägert. Sie kommt dann nach Italien, dort wird sie grob verarbeitet. Dann geht sie nach Holland, wo sie veredelt und fein zerschnitten wird. In Dänemark wird sie verleimt, oder es werden Platten hergestellt, und in Italien werden daraus Möbel gemacht, die wir dann letzten Endes wieder nach Österreich importieren.

Bei uns in der Steiermark sind rund 50 000 Menschen in der Holzwirtschaft beschäftigt; das fängt an beim Forstarbeiter und reicht bis zu Beschäftigten in der Fensterindustrie, um ein Beispiel zu nennen. Durch Forschung und Forschungsförderung, zum Beispiel im Bereich Design, könnten in der Holzwirtschaft 1 000 bis 2 000 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.

Das Umwelt- und Innovationszentrum in Judenburg, das Holz-Design-Institut des Joanneum Research schaffen es, durch Forschung in Verbindung mit der Wirtschaft Wertschöpfung nach Österreich zu holen. Und das ist ja Sinn und Zweck, wenn wir Arbeitsplätze hier schaffen wollen, nämlich Arbeitsplätze durch Forschung.

Die Kompetenzzentren, die Heranführung der Forschung an Klein- und Mittelbetriebe, wie sie von Bundesminister Einem hier angesprochen worden sind, sind gerade für die österreichische Betriebsstruktur von besonderer Bedeutung. Natürlich bedarf es dazu auch hochqualifizierter Ausbildung, die auch wieder zur Arbeitsplatzsicherung beiträgt – dies gilt auch für die Frauen, Herr Minister, die in der Forschung nach wie vor unterrepräsentiert sind.

An einer besseren Vertretung der Frauen im Forschungsbereich haben alle Verantwortlichen mitzuwirken, also auch die Wirtschaft, damit auch Frauen in diesen Bereichen in Zukunft die Chance auf einen Laufbahnbonus haben, der die Arbeit und die Arbeitsplätze in Österreich sichert. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

10.16


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