Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 204

Erster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Krüger. – Bitte.

21.51

Abgeordneter Dr. Michael Krüger (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Kulturbericht 1997 ist optisch durchaus einwandfrei aufbereitet. (Abg. Dr. Khol: Gefällig! Aber?) Man hat allerdings sehr lange dazu gebraucht. Herr Kollege Khol! Bei dieser Gelegenheit möchte ich es nicht verabsäumen, wenn Sie mich schon direkt ansprechen, mich einmal namens meiner Fraktion herzlich für Ihre Wahlkampfunterstützung in Kärnten zu bedanken! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich glaube, als höflicher Mensch bin ich es Ihnen schuldig, zu erwähnen, daß Sie noch kurz vor den Kärntner Wahlen in einem entsprechend harten Eingreifen in Richtung Kärnten gesagt haben: Wien gibt den Ton an! – Herzlichen Dank noch einmal, Herr Kollege Khol! Diese Worte seien mir hier gestattet. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Khol: Geschenkt!)

Frau Bundesministerin! Ich möchte mich nun Ihnen in aller Höflichkeit zuwenden. Die erste Kritik, die ich anzubringen habe, betrifft die Tatsache, daß der Kulturbericht erst am 16. Dezember 1998 im Nationalrat eingebracht wurde. Ich verstehe das wirklich nicht. Jedem Staatsbürger mutet man beispielsweise zu, daß er bis 31. März oder 30. April eine Steuererklärung für das vergangene Jahr abgibt. Jedem Unternehmen mutet man zu, daß es den Jahresabschluß über das alte Jahr in den ersten fünf Monaten des neuen Jahres aufstellt. Ihr Ministerium bringt es jedoch nicht zustande, den Kulturbericht innerhalb einer annehmbaren Frist dem Nationalrat zuzuleiten.

Es ist ja nahezu sinnlos, daß wir heute über das Jahr 1997 diskutieren sollen. Ich habe allerdings schon den Eindruck, daß da auch Methode dahintersteckt, daß man sich nämlich ganz einfach deshalb Zeit läßt, um die Aktualität auszublenden und eine Diskussion möglichst abzuschneiden. Aber so einfach wollen wir es Ihnen nicht machen!

Frau Bundesministerin! Zunächst einmal ist sehr augenfällig, daß im Jahre 1997 die Einnahmen und Besucherzahlen in den österreichischen Bundesmuseen dramatisch zurückgegangen sind, und zwar von 210 Millionen auf 175 Millionen Besucher. Ich nehme an, daß Sie die Antwort darauf gewissermaßen schon auf den Lippen haben, indem Sie sagen: Im Jahre 1996 war die Monet-Ausstellung, das kann man nicht vergleichen!

Da frage ich Sie aber: Was hindert Ihre Herren Direktoren daran, jedes Jahr erfolgreiche Ausstellungen zu machen? – Herr Monet ist doch nicht der einzige Impressionist des 19. Jahrhunderts, der für volle Häuser sorgt! Herr Schröder, auf den ich im Zusammenhang mit der Stiftung Leopold noch zu sprechen kommen werde, schafft es immer wieder, das Haus mit entsprechenden Ausstellungen und mit einer ordentlichen Darbietung zu füllen. Das ist überhaupt keine Frage!

Sie können jetzt nicht sagen, daß wir, weil es 1996 die Monet-Ausstellung gegeben hat, im Jahr 1997 um 30, 40 Millionen Schilling weniger an Einnahmen zu verzeichnen hatten. So leicht können Sie es sich nicht machen!

Bei dieser Gelegenheit schwingt mir im Ohr, daß Sie Herrn Noever vom Museum für Angewandte Kunst zitiert haben, der gesagt hat:

"Es ist überhaupt nicht ausschlaggebend, wie viele Leute ein Museum besuchen. Das ist überhaupt kein Gütesiegel – im Gegenteil: Je weniger Leute das Museum besuchen, desto interessanter, desto zeitgeistiger, desto moderner ist es."

Das ist eine Verweigerung der Verantwortung, Frau Bundesminister! Denn wenn der Herr Direktor das Museum einigermaßen gut auslastet, dann heißt es: Er ist erfolgreich. Wenn er es aber schlecht auslastet, dann heißt es auch: Er ist erfolgreich, denn die schlechte Auslastung ist der Beweis dafür, daß er sperrige Kunst bringt. – Das ist eine Verweigerung jeglicher Verantwortung. So einfach kann man es sich nicht machen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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