Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 205

Sie wissen, das Museum für Angewandte Kunst ist eines unserer "Lieblingsmuseen" – wenn ich das unter Anführungszeichen sagen darf –, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Ihr Museum für Angewandte Kunst dem Kinderschänder Otto Mühl ein triumphales Comeback unmittelbar nach seiner Haftentlassung geboten hat. Das muß man auch immer wieder sagen, Frau Bundesministerin, denn es geht nicht, daß Sie einerseits sagen, daß Sie nach wie vor für alle neun Museumsdirektoren direkt zuständig sind, daß Sie sagen: "Selbstverständlich nehme ich die Ministerverantwortung wahr!", aber andererseits, wenn ein Kinderschänder nach siebenjähriger Haft entlassen wird, diesem sofort das staatliche Museum zur Verfügung stellen. So geht es nicht!

Frau Bundesministerin! Interessant war bei dieser Gelegenheit auch noch Ihre Anfragebeantwortung auf die Frage, ob es denn stimmt – das kann man ja nicht glauben! –, daß Herr Otto Mühl als seine Entlassungsadresse das Museum für Angewandte Kunst angibt. – Das muß man sich vorstellen: Er wird nach sieben Jahren enthaftet und gibt das Museum als seine Entlassungsadresse an! Da hat man ihn einquartiert! Das muß man sich einmal vorstellen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

In der Anfragebeantwortung sagte mir die Frau Bundesministerin: Es ist ganz normal, daß man renommierten Künstlern auch Künstlerappartements zur Verfügung stellt. – Frau Bundesministerin! Da verstehe ich Sie wirklich nicht! Da sollten Sie wirklich einmal Flagge zeigen und Ihre Meinung kundtun! Denn auf der anderen Seite sagen Sie: Ich nehme die Ministerverantwortung wahr, das lasse ich mir nicht nehmen, ich bestimme über jeden einzelnen Direktor. – Aber wenn es dann darum geht, Flagge zu zeigen, sagen Sie: Ich würde mich niemals einmischen! – Ich meine: Sie müssen sich schon für eine Argumentationslinie entscheiden, die durchgängig ist.

Ich darf jetzt ein paar Museen – weil mir das ein Anliegen ist – miteinander vergleichen, und zwar das Museum für Angewandte Kunst – es wurde bereits "lobend" erwähnt –, das Museum Moderner Kunst und die Österreichische Galerie im Belvedere.

Im Museum für Angewandte Kunst beträgt die Eigendeckung lediglich 10 Prozent. Das ist eine lächerliche Quote! Ich habe mir gerade das Rijks-Museum in Amsterdam angeschaut, und glauben Sie mir: Ich komme sehr viel in Museen, und zwar wirklich aus einer persönlichen Leidenschaft heraus, aus einer Freude an der bildenden Kunst. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Kollege Niederwieser! Reden Sie nicht mit der Ministerin! Das ist unhöflich!) – So kann man sich natürlich auch verbergen, indem man eine Scheindiskussion mit einem Tiroler Abgeordneten führt.

Im Museum Moderner Kunst ist es leider nicht viel besser gewesen, obwohl mein persönlicher Eindruck von diesem Museum viel besser ist und ich von dem dort amtierenden Direktor wesentlich mehr halte.

Ein paar Zahlen von der Österreichischen Galerie im Belvedere: 60 Millionen Schilling Ausgaben, 36 Millionen Schilling Einnahmen. Das ist eine Zahl, die sich sehen lassen kann, überhaupt keine Frage! Das ist eine Eigendeckung von mehr als 50 Prozent, während die im MAK bei 10 Prozent liegt. Das ist auch sehr aussagekräftig.

Zu den Besucherzahlen: Im MAK gab es 117 000 Besucher, das ist eine Einbuße von 20 000, im Museum Moderner Kunst 100 000 und in der Österreichischen Galerie im Belvedere 460 000. Jetzt kann man sagen: Man muß die Besucherzahl in Relation zur Ausstellungsfläche bringen. – Gut, auch das mache ich gerne. Da haben wir im Mak 117 000 Besucher bei einer Ausstellungsfläche von 10 000 Quadratmetern, im Museum Moderner Kunst ebenfalls 100 000 Besucher, also etwa gleich viele wie im Mak, aber bei der halben Ausstellungsfläche. Da kann doch irgend etwas nicht stimmen!

Ich finde, es ist eine grenzenlose Überheblichkeit, wenn man sagt: Die Besucheranzahl ist nicht ausschlaggebend. – Wofür macht man denn die Museen? Wofür öffnet man denn die Museen? – Doch dafür, daß sie besucht werden!

Wenn man sich verweigert und die Museen jeglicher Kontrolle entzieht, indem man sagt, daß es geradezu ein Beweis für die Güte des Museums ist, je weniger Besucher hinkommen, dann


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