Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 165. Sitzung / 203

Es wäre also hoch an der Zeit, gerade für Phasen der Ausbildung eine Grundsicherung anzubieten, da wir doch wohl übereinstimmend der Meinung sind, daß Ausbildung eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft ist. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten des Liberalen Forums.)

22.20

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Ablinger. – Bitte.

22.21

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Minister! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zur Diskussion um die Grundsicherung: Frau Kollegin Petrovic, wenn die Grundsicherung als Modell für Studierende diskutiert werden soll, so bin ich bereit, in diese Diskussion einzusteigen. (Abg. Dr. Petrovic: Ein solches ist es ja!) Ich bin bei der Grundsicherung allerdings dann skeptisch, wenn das Grundsicherungsmodell ein allgemeines Modell sein soll, das sehr viel auch mit dem Prinzip von Aussteuerung zu tun hat. Da bin ich skeptisch. Wenn wir aber über ein Modell für den Bereich der Studierenden reden, wäre es interessant, in diese Diskussion einzusteigen, und zwar nicht im Zusammenhang mit den angesprochenen Studiengebühren. Und da muß ich den Herrn Minister schon in Schutz nehmen: Ich habe noch nie gehört, daß er für Studiengebühren eingetreten ist! Ich bin auch eine leidenschaftliche Gegnerin von Studiengebühren.

Ich glaube, wir könnten eine andere Diskussion eröffnen, die im Zusammenhang mit dieser Diskussion um Studiengebühren in verschiedenen Kreisen geführt worden ist und bei der es um die Idee geht, generell ein Kreditsystem einzuführen, und zwar nicht für Studiengebühren, sondern für Lebenshaltungskosten, unabhängig von der Einkommenssituation der Eltern. Eine Diskussion über eine solche Grundsicherung beziehungsweise ein solches Kreditsystem zu führen, halte ich für interessant, und zwar insofern, als sie unabhängig von der Situation der Eltern ist und nicht zur Finanzierung von Studiengebühren dient. Denn es ist klar, daß Studiengebühren ganz sicher den Bildungszugang und die Bildungsbeteiligungsquote verringern werden.

Ich komme nun zum Bericht betreffend die soziale Lage der Studierenden. Ich glaube ja, daß der zweite Bericht, der für Juni angekündigt ist und in den nächsten Monaten hier ins Haus kommen wird, interessanter sein wird, weil wir daraus über Zahlen, Daten, Fakten konkret ersehen können: Wie leben die Studierenden? Wovon leben sie? Wie sind ihre Ausgaben- und Einnahmenstrukturen? Denn es ist ja interessant, zu beobachten – und hiezu gibt es beispielsweise aus Deutschland bereits Studien –: Je höher das Familiennettoeinkommen ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, die Chance, daß es in dieser Familie Studierende gibt, und desto höher sind auch die Zahlen der Studierenden aus diesen Familien. So sind Kinder, die aus Familien mit einem Familiennettoeinkommen unter 15 000 S kommen, nur zu 40 Prozent an einer Universität, wogegen Kinder aus Familien mit höheren Einkommen zu 70 Prozent an den Universitäten sind, und auch die soziale Herkunft spielt eine wesentliche Rolle. Insofern wäre eine Diskussion über die Grundsicherung in dieser Form durchaus interessant.

Nur noch ein Punkt zu diesem Bericht, der uns hier vorliegt, dem ersten Bericht dieser Art: Ein wesentlicher und auffallender Aspekt ist etwa die hohe Drop-out-Rate von Frauen, also von Studentinnen. Denn es ist doch auffällig, daß, während Frauen 54 Prozent der Studienanfängerinnen ausmachen, ihr Anteil an jenen, die das Studium nicht beenden, höher ist. Ich glaube, an der Frage des Karenzgeldes für Studentinnen, die Sie, Herr Lukesch, angeschnitten haben (Abg. Dr. Lukesch: Hätten Sie es gemacht ...!), kann das nur zu einem geringen Teil liegen, weil fast alle Bundesländer Karenzgeld für Studentinnen anbieten. Das kann es also nicht sein. Ich glaube, daß wir in der Erforschung der Ursachen, warum so viele Studentinnen das Studium abbrechen, tiefer gehen müssen, denn, wie gesagt, über die Länder gibt es diese Karenzgeldregelung, und das kann also kein Grund dafür sein.

Ich glaube, daß wir bei Vorliegen des zweiten Berichtes, auf den ich schon sehr gespannt bin, dann noch eine interessante Diskussion führen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

22.24


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