Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 173

deswegen auf Erwerbseinkommen verzichten müssen, brauchen es. Das ist die ganz einfache Antwort auf die Frage, wer das Karenzgeld braucht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Tichy-Schreder: Das ist blamabel! – Abg. Dr. Khol: Die geringfügig Beschäftigten brauchen es nicht? Die Bauern brauchen es nicht? Die Studierenden brauchen es nicht? Eine Schande!)

Wir alle miteinander wissen um den Dialekt in diesem Lande. Ich glaube nicht, daß es uns nicht allen durchaus locker von der Zunge kommt, wenn wir sagen: Ich gehe arbeiten, oder ich gehe nicht arbeiten, ich bin zu Hause, ich bin nicht zu Hause. Ich habe erst vor kurzem in diesem Hohen Haus mit großer Aufmerksamkeit einer Rede der Frau Abgeordneten Moser gelauscht; sie hat genau das gesagt: "eine Frau, wenn sie nicht gearbeitet hat". Es ist eben eine ganz klare Sache: Wenn wir von Arbeit reden, reden wir in diesem Land von Erwerbsarbeit. Wir alle in diesem Land wissen, wieviel nicht bezahlte Arbeit hierzulande verrichtet wird. Diese Arbeit anerkennen wir vor allen Dingen auch deswegen, weil sie meistens von Frauen verrichtet wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Weiters bin ich Frau Abgeordneter Brinek sehr dankbar für den Hinweis, mit dem sie uns auf die richtige Fährte führt, was das Karenzgeld für alle betrifft. Denn ich bin erst vor kurzem gemeinsam mit Kollegen Bartenstein hier auf der Regierungsbank gesessen. Damals hat er sehr ausführlich geschildert, wie toll das Karenzgeld für alle ist, weil man weiterarbeiten könne, keine Beschränkungen habe und sich aussuchen könne, wie man arbeitet: zu Hause, nicht zu Hause, erwerbstätig, nicht erwerbstätig. – Gut.

Daraufhin habe ich ihn gefragt, wie das ist, wenn sie eine gutbezahlte Kraft ist, wenn auch er eine gutbezahlte Kraft ist und wenn sie miteinander vielleicht 100 000 S verdienen: Um die 6 000 S an Karenzgeld für alle kaufen sie sich ein Au-pair-Mädchen ein, das ist doch hervorragend! Darauf hat er mir geantwortet: Das ist nicht sein Modell, das ist nicht das "Karenzgeld für alle". (Abg. Tichy-Schreder: Seit wann "kaufen" Sie Menschen, Frau Mag. Prammer? Seit wann "kaufen" Sie Menschen? Es ist peinlich, wenn man Menschen "kauft"!)

Deshalb möchte ich gerne wissen, was jetzt wirklich das Modell der ÖVP für das "Karenzgeld für alle" ist. Muß man zu Hause bleiben, oder muß man nicht zu Hause bleiben? (Abg. Dr. Graf: Jetzt stellen die Minister schon Fragen von der Regierungsbank!) – Diese interessante Geschichte wäre es wert beantwortet zu werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist das SPÖ-Modell eingefordert worden, ich habe die Antwort gegeben. Ich wünsche mir auch die Klarstellung des ÖVP-Modells. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Graf: Sie sollen Fragen beantworten und nicht Ihr Privileg, daß Sie unbeschränkt reden dürfen, ausnützen!)

20.14

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Vielen Dank, Frau Bundesministerin.

Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise folgende Anträge dem Ausschuß für Arbeit und Soziales zu: 751/A, 752/A, 753/A, 754/A und 755/A.

16. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Karl Öllinger und Genossen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeiterkammergesetz 1992 geändert werden soll (1038/A)

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Wir kommen nun zum 16. Punkt der Tagesordnung. (Abg. Dr. Khol – in Richtung Bundesministerin Mag. Prammer –: Ein peinlicher Beitrag, Frau Prammer!)

Wir gehen in die Debatte ein.


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