Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 199

Ich muß jenen recht geben, die Bedenken dahin gehend äußern, daß der Pollenflug, der analysiert worden ist, nicht nur 200 Meter weit reicht, sondern Strecken bis zu zwei Kilometern erreichen kann. Das spielt in Amerika keine große Rolle, da wir wissen, daß dort ganze Regionen Monokulturen haben und aus diesem Grund der Einfluß von Gentechnik auf die umliegende andere Vegetation nicht analysierbar ist. Bei uns, sozusagen auf unserem Fleckerlteppich, sind die Auswirkungen ganz anders. Aber man kann nicht mit einem Verbot reagieren, sondern muß mit einem streng kontrollierten wissenschaftlichen Auftrag an unsere Forscherinnen und Forscher vorgehen. Das wäre vielleicht der Ansatz.

Zum Verbot des Klonens von Menschen: Ich halte das für eine wichtige Debatte, weil ich durchaus einsehe, daß man einen Menschen in seiner Totalität niemals klonen sollte. Ich kann Frau Kollegin Povysil beruhigen – wenn Sie ihr das freundlicherweise ausrichten –: Ich habe Herrn Kollegen Al Gore persönlich erlebt. Er, der Vizepräsident der Vereinigten Staaten, ist kein geklonter Mensch, sondern er ist ein durchaus sehr lebhafter und anregender Mann, wenn man mit ihm über die Folgen der Gentechnologie diskutieren darf und privilegiert ist, mithören zu dürfen.

Eine andere Facette des Klonens sind die Möglichkeiten, die es gibt, wenn es darum geht, Krankheiten auszumerzen beziehungsweise Organe zur Verfügung zu stellen. Sie müssen sich nur die Anzahl der Leute vorstellen, die in dieser Stunde auf ein Herz oder auf eine Niere warten. Wenn diese Leute die Möglichkeit hätten, über einige Monate hinweg durch Zellenentnahme in spezialisierten Instituten entsprechende Organe bilden zu lassen, dann würde das einen Riesenfortschritt bedeuten in dem Drama, das sich abspielt, wenn Transplantationspatienten warten und ein entsetzliches Leben führen, bis sie endlich zu ihrem Organ kommen, aber dann noch dazu das ganze Leben lang immunsupprimiert bleiben. Diese Menschen hätten eine völlig andere Zukunft vor sich.

Deshalb sehe ich den Punkt des Klonens sehr differenziert. Man muß sehr genau aufpassen, und es muß äußerst genau definiert werden, was wir erreichen wollen. Aber ich glaube nicht, daß man das in seiner Totalität einfach ad acta legen kann. Man vertut sich da einiges. Cher chevalier, prenez place! (Abg. Dr. Khol: Officier, pas chevalier!) Ah, officier!

Zum Antrag Barmüller über die Haftungsfragen, die wir eingebracht haben: Ich glaube, daß Umweltanwälte oder ähnliche Einrichtungen der Bundesländer – wie das in den Artikeln 1 und 2 gefordert ist – Parteienstellung bei Gentechnikverfahren bekommen und ein Beschwerderecht bei Gerichtshöfen öffentlichen Rechts haben sollten. Das ist das wichtige Moment, das wir zu regeln haben. Haftungsfragen sind der Schlüssel zur gesamten Forschung, die wir betreiben müssen.

In Europa liegen wir mindestens zehn Jahre hinter Amerika zurück. Wenn wir nicht noch länger diskutieren, sondern bereit sind, sehr strenge Haftungsregeln einzuführen, sodaß kein Unfug mehr getrieben werden kann, dann werden wir diesen Nachholbedarf sicherlich sehr schnell wieder aufholen können. Wenn wir aber noch lange nicht bereit sind, entsprechende Haftungsregelungen einzuführen, und zwar europaweit, dann werden wir uns von dieser Technologie und dieser Entwicklung abkoppeln.

Ob das zum Wohle unserer Betriebe ist, ob das zum Wohle jener Arbeitsplätze ist, die durch diese Technologie eigentlich erst geschaffen werden können, möchte ich hier sehr in Frage stellen. Riesenmöglichkeiten vertun wir mit der Verunsicherung der Bevölkerung! Wir sollten den anderen Schritt gehen: Information ist besser als Desinformation! (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

22.07

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. – Bitte.

22.07

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Kolleginnen und Kollegen! Wer sich überhaupt nicht in der Gentechnologie auskennt und die heutige Debatte gehört hätte, der wäre schwer verunsichert gewesen. (Abg. Dr. Pumberger: Der wartet auf Ihr Referat!) Ich bin der Meinung, daß das unfair ist, weil Gentechnologie


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