Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 206

Es erstaunt mich, daß Umfragen jetzt schon ein bildungspolitisches Argument für die ÖVP sind. Dies erstaunt mich aber insofern umso mehr, als die Schüler in diesen Schulen – mit Ausnahme der 10 oder vielleicht 15 Prozent, die auch in diesem Fall gegen die Schulnoten waren – nicht die Realität anderer Leistungsbeurteilungssysteme kennenlernen konnten. Um jedoch etwas beurteilen zu können – auch, wenn es über Umfragen abgefragt wird –, ist eine bestimmte Kenntnis von und Unterrichtung in alternativen Methoden Voraussetzung. Das sollte eigentlich auch Herr Kollege Höchtl wissen.

Das heißt, das war kein besonders gutes Argument. Aber gute Argumente bin ich in der Frage der Leistungsbeurteilung von Herrn Kollegen Höchtl auch nicht gewohnt. (Beifall bei den Grünen.)

21.41

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Der von Herrn Abgeordnetem Öllinger vorgetragene Abänderungsantrag wurde geschäftsordnungsgemäß eingebracht, ist ausreichend unterstützt und steht mit zur Verhandlung.

Frau Abgeordnete Horngacher gelangt als nächste zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

21.41

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Der Antrag der Frau Abgeordneten Schaffenrath, der die Abschaffung des Ziffernnotensystems zum Inhalt hat, ist sicherlich differenzierter zu sehen. Wenn es darum geht, die Ziffernnoten durch verbale Beurteilungen zu ersetzen, dann meine ich, daß sich dabei sehr bald einige Stehsätze einbürgern würden, die im Grunde das gleiche bedeuten. Es gibt ja entsprechende Versuche, aber es ist daraus kein besonderer Nutzen oder Fortschritt zu verzeichnen.

Gilt es aber, die Leistungsbeurteilung überhaupt zurückzudrängen, so glaube ich, daß das nicht der richtige Ansatz ist. Kinder freuen sich über eine gute Note und eine erbrachte Leistung, sie sind stolz darauf. Wenn aber Kinder übermäßige Angst vor schlechten Noten haben, so liegt das meiner Ansicht nach eher an einer falschen Einstellung der Eltern dazu. Wenn ein Kind sicher sein kann, daß es so, wie es ist, geliebt und geschätzt wird – mit oder ohne gute Noten –, dann ist das Problem kein so großes.

Aber der Grund dafür, daß ich diesem Antrag ganz bestimmt nicht zustimmen kann, ist ein anderer. Es ist der Satz in der Begründung, in dem gesagt wird, die Note als Waffe in der Hand des Lehrers, um seine Schüler in Schach zu halten, sei Österreichs tägliche Realität. – Ich finde, das ist eine enorme Beleidigung für die vielen Lehrer und Lehrerinnen, die sich täglich um unsere Kinder bemühen!

Zum Antrag auf Einführung des Ethikunterrichtes als alternatives Wahlpflichtfach möchte ich sagen, daß meiner Ansicht nach Religion ein Pflichtfach bleiben muß. Es hat sich als Wertevermittler über Generationen hinweg bewährt! (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn aber Kinder konfessionslos sind oder sich vom Religionsunterricht abmelden, dann sollte ein Ethikunterricht in Zukunft verpflichtend sein. Es wird auch vieles davon abhängen, wie der Ethikunterricht gestaltet wird, wie die Ethiklehrer ausgebildet werden und welche Werte sie vermitteln. Religion hat zu allen Zeiten Gottesglauben und Gottesliebe sowie Lebensregeln zum Miteinanderleben der Menschen gelehrt, die in dem einfachen Satz "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" eigentlich alles aussagen.

Mir ist es lieber, daß den Kindern diese ganz klaren Vorgaben gelehrt werden, als wenn sie irgendwelche schwammigen Allerweltsphilosophien gelehrt bekommen. Kinder sind nämlich formbar, daher ist die Aufgabe der Wertevermittlung eine sehr verantwortungsvolle. Deshalb werde ich diesem Antrag nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)

21.44


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