Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 190

Dieser Bericht ist diesmal wesentlich umfangreicher als der erste. Besonders erfreulich ist, daß nun sämtliche Ministerien einen Bericht verfaßt haben. Trotzdem bin ich nicht wirklich glücklich mit diesem Bericht. Denn es wurde zwar viel Zahlenmaterial zusammengetragen, und das ist auch wichtig als Grundlage für weitere Erkenntnisse. Aber ohne Kommentar, ohne Ausblick und ohne Gesamtüberblick helfen diese nackten Zahlen nicht wirklich weiter. Mir fehlt eine Zusammenfassung für den Berichtszeitraum ebenso wie eine vergleichbare Gesamtgegenüberstellung der Frauenförderung zum vergangenen Gleichbehandlungsbericht. Es werden keine strukturellen Mängel herausgearbeitet und keine Strategien zur Behebung dieser Mängel vorgeschlagen.

So bleibt der Gleichbehandlungsbericht in der jetzigen Vorlage ein zahnloses Instrument, das wenig hilft. Daher würde ich vorschlagen, daß diesem Gleichbehandlungsbericht unbedingt Schlußfolgerungen, die den Entscheidungsträgern in den Ämtern helfen sollen, Benachteiligungen von Frauen in Zukunft zu vermeiden und die Frauenförderung aktiv zu unterstützen, angeschlossen werden. Ein weiterer Vorschlag wäre – und ich glaube, das würde auch die aktive Gleichbehandlung etwas weitertreiben –, daß man der Erfüllung von Personalwünschen so begegnen sollte, daß die Personalstellen dann ausgeweitet werden, wenn das mit einer aktiven Gleichbehandlung verknüpft ist. Das wäre, glaube ich, eine Maßnahme, mit der man einiges bewirken könnte.

Jetzt noch kurz zum Inhalt des Berichtes: Daß die gläserne Decke auch im Bundesdienst noch deutlich erkennbar ist, sieht man an einigen Beispielen. So liegt etwa der Anteil der ordentlichen Universitätsprofessorinnen im Berichtszeitraum unter 4 Prozent. Und da findet sich eine hochinteressante Zahl: Von 1970 bis 1996 hat sich der Frauenanteil bei den Habilitierten mehr oder weniger kontinuierlich von 4 auf 12 Prozent erhöht, also verdreifacht. Schaut man sich aber die Entwicklung bei den ordentlichen Professorinnen an, dann sieht man, daß der Anteil von 1970 bis 1980 von 3 Prozent auf 1,2 Prozent abgesunken ist, also sogar eine Halbierung stattgefunden hat, und erst der Wert des Jahres 1995 wieder jenem von 1970 entspricht.

Es ist meiner Ansicht nach sehr beschämend, daß sich, wenn angesichts dieser Zahlen Bundesminister Einem dafür sorgt, daß in Dreiervorschläge Frauen aufgenommen werden, die gleich qualifiziert sind und dann eher zum Zug kommen als Männer, die Herren Professoren darüber alterieren und sogar Aufrufe in den Wandelgängen der Universitäten machen, daß Frauen nicht in Dreiervorschlägen aufscheinen sollen! Ich meine, das ist beschämend. Denn bei diesen Zahlen können wir wirklich noch einiges an Professorinnen vertragen, auch einiges im Hinblick auf die Habilitierten. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Liberalen Forums.)

Ich schließe mich in diesem Zusammenhang der Aussage von Frau Professorin Dr. Eva Kreisky an, die einmal gemeint hat: Das Strukturproblem der Universitäten sind die Männer.

Ich muß zum Schluß kommen, denn das Licht leuchtet schon. Ich hätte noch einiges zu sagen. Ich glaube, daß man das Augenmerk verstärkt auch auf die Bedeutung von Teilzeitbeschäftigung legen muß, die vor allen Dingen von den Frauen angenommen wird. Weiters ist darauf zu achten, wie ernst der Bericht von verschiedenen Ministerien genommen wird. In diesem Zusammenhang fällt mir das Land- und Forstwirtschaftsministerium auf, in welchem es auch Widersprüchlichkeiten gibt, weil es dort in Wirklichkeit anstatt einer Zunahme sogar eine Abnahme an weiblichen Bediensteten in A-Stellen gibt. Wenn man da von einem Erfolg spricht, dann scheint mir das doch unredlich zu sein.

Ich meine, alles in allem ist dieser Bericht als Grundlage gut zu verwenden. Es fehlen nur die Schlußfolgerungen, und daran sollten wir arbeiten! (Beifall bei der SPÖ.)

20.52

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Madl. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

20.52

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Bundesminister! Ich bringe zunächst folgenden Antrag ein:


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