Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 195

behandlungsausschuß behandeln und versuchen, über die Parteigrenzen hinweg zu einer Einigung zu kommen und entsprechende Maßnahmen zu setzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Der Antrag betreffend Maßnahmen zur Erleichterung der Väterkarenz durch ein weit höheres Karenzgeld – etwa 80 Prozent des Bezuges, wenngleich mit Sockel und Deckelung – erscheint mir sozial nicht ausgewogen. Es wäre schon besser, das Bartenstein-Modell "Karenzgeld für alle" endlich durchzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Beim Antrag von Frau Schaffenrath zur Väterkarenz stört mich eine Formulierung sehr. Es geht hier zwar um die Karriere der Frau, aber der Satz "So wirken sich Kinder einzig für Frauen nachteilig aus" ist schon bedenklich. Hier werden Kinder offenbar als Nachteil für Frauen gesehen! Sie bedeuten für Frauen doch fast immer – jedenfalls meistens – Glück, Lebenserfüllung und Freude. (Abg. Motter: Warum für Frauen? Für den Mann nicht?)

Zur Förderung der Frauenanzahl in der Politik: Jener Antrag, der sich darauf bezieht, einen Teil der Parteienförderung auf eine Frauenquote abzustellen, ist nur von Wiener Verhältnissen abgeleitet. Die Kandidatenermittlung in den Wahlkreisen außerhalb der Bundeshauptstadt geschieht anders. Außerdem ist Frauenförderung mit Gewaltmaßnahmen nicht zu betreiben. Es ist für mich nicht der richtige Weg, weil es eine von oben aufgesetzte Vorgangsweise ist.

Unsere Frauenorganisationen und auch unsere Bäuerinnenorganisation haben in den letzten Jahren gezielt Frauenförderung betrieben. Wir haben den Anteil der Gemeinderätinnen in fünf Gemeinderatsperioden von vier Gemeinderätinnen auf 280 steigern können. Wir haben auch eine Reihe von Kammerrätinnen. Allerdings muß man sagen, daß bei Landtag und Nationalrat die Lage wesentlich schwieriger ist. Wir versuchen, den Frauen Selbstbewußtsein zu geben und sie dann, wenn sie in einer Funktion sind, auch zu unterstützen, denn das finde ich besonders wichtig.

Außerdem ist es natürlich – und das darf man hier auch einmal sagen – für eine Frau aus den Bundesländern – ich denke da etwa an Vorarlberg oder Tirol – wesentlich schwieriger, beispielsweise Nationalrätin in Wien zu sein. Schon der Zeitaufwand ist ein weit höherer. Wir wollen aber weiterhin an einer kontinuierlichen Entwicklung arbeiten und volle Unterstützung jenen gewähren, die die Ämter bereits bekleiden.

Es sollte Ziel der Bemühungen sein, so weit zu kommen – sowohl im Arbeitsleben als auch in der Politik –, daß es keine Rolle mehr spielt, ob es sich um eine Frau oder um einen Mann handelt. Erst dann haben wir echte Gleichbehandlung erreicht, wenn einzig zählt, welchen Einsatz jemand bringt. (Beifall bei der ÖVP.)

21.13

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Buder. Freiwillige Redezeitbeschränkung: ebenfalls 4 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

21.13

Abgeordnete Hannelore Buder (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich mit den zwei Anträgen – 906/A (E) betreffend die Erleichterung der Väterkarenz und 951/A (E) betreffend eine Änderung des Mutterschutzgesetzes und des Elternkarenzurlaubsgesetzes – beschäftigen. Wir haben diese ja im Gleichbehandlungsausschuß an den Ausschuß für Arbeit und Soziales verwiesen, und, wie unsere Vorsitzende, Frau Abgeordnete Hlavac, schon sagte, wir finden sie inhaltlich gut und könnten sehr wohl vieles damit anfangen, und wir denken doch, daß es die Zukunft bringen wird, daß diese Anträge – oder Teile davon – verwirklicht werden können. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Auch uns Sozialdemokraten tut es leid, daß nur an die 1 000 Väter die Möglichkeit nutzen, Karenzurlaub in Anspruch zu nehmen. Wir wissen, daß dies finanzielle Gründe hat und Väter meist nur dann in Karenzurlaub gehen, wenn das Einkommen der Partnerin, der Frau, ein höheres ist. Wir sozialdemokratischen Frauen haben auch weitgehend bessere Vorstellungen und Vorschläge zu Karenzgeld und Mutterschutz. Nach wie vor fordern wir die Erhöhung des


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