Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 178. Sitzung / 47

Der Herr Bundespräsident hat mit Datum vom 8. Juli, also von heute, folgende Entschließung gefaßt:

"Unter Reassumierung der Entschließung vom 7. Juni 1999 betraue ich auf Vorschlag des Bundeskanzlers für die Dauer der Verhinderung des Herrn Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft Mag. Wilhelm Molterer am 8. und 9. Juli 1999 die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer mit der Vertretung."

Darüber hinaus hat der Herr Bundespräsident über Antrag des Bundeskanzlers auch folgende Entschließung gefaßt:

"Auf Vorschlag des Bundeskanzlers betraue ich für die Dauer der Verhinderung des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung Dr. Werner Fasslabend am 8. Juli 1999 den Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein mit der Vertretung."

Ich bitte um Kenntnisnahme.

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Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil. Die Redezeit wurde mit 8 Minuten angegeben. – Bitte.

16.43

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Vor einigen Jahren hatte ich in Pakistan ein Erlebnis, das mir eingefallen ist, als ich mit dem Auto heute zu dieser Sondersitzung gefahren bin. Ich war im Karakorum zum Expeditionsbergsteigen, und wir hatten dort einige Träger angeheuert, um einen 7 800 Meter hohen Berg zu ersteigen. Der Chef dieser Träger hat uns begrüßt. Er hat die Männer mit Handschlag begrüßt. Er hat mich auch noch begrüßt. Ich bin zwar Frau, aber auch Arzt, also bin ich für ihn eher Neutrum gewesen. Das heißt, er hat mich ... (Zwischenruf bei der SPÖ.) Na ja, ich bin Arzt oder Ärztin; das ist mir nicht so wichtig. Er hat mir also die Hand gegeben, hat mich dabei aber nicht angeschaut, und die anderen Frauen hat er überhaupt nicht mehr begrüßt, weil er es nicht durfte.

Das gibt es bei uns Gott sei Dank nicht mehr. Bei uns kommt der Herr Bundeskanzler, staatstragend, lächelnd und mit festem Handschlag, und verspricht: Wir werden sämtliche Forderungen des Frauen-Volksbegehrens umsetzen! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Jetzt frage ich Sie: Welche Mißachtung der Frauen ist die schlimmere?

Nach 28 Jahren sozialdemokratisch geführtem Frauenressort sind wir Frauen zahlenmäßig an der Spitze, meine Damen und Herren. Wir stellen 52 Prozent der Bevölkerung und 7,5 Prozent Arbeitslose; im Vergleich dazu die Männer: 6,9 Prozent. 55 Prozent der Frauen haben Matura, 53 Prozent haben studiert, aber: Die Frauen verdienen um 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. 64 Prozent aller Lehrkräfte sind weiblich. 38 Prozent haben eine Führungsposition. Es gibt in Österreich 148 weibliche und 1 429 männliche Primarärzte.

Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! Wissen Sie eigentlich, wieviel Geld für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Studien für Frauenangelegenheiten verwendet wird? Es waren in zwei Jahren, 1998 und 1999, 4 Millionen Schilling, während im Ressort Konsumentenschutz in diesen beiden Jahren 9 Millionen Schilling ausgegeben wurden. Auf die wirklich wichtigen Fragen wurde damit dennoch keine Antwort gegeben. Das, was wir Frauen brauchen, damit wir eben die gleichen Chancen wie die Männer in unserem Land haben, ist die Chancengleichheit in Arbeit und Beruf, ist die solidarische wirtschaftliche Absicherung, wenn wir – und ich betrachte das nach wie vor als Privileg – Kinder bekommen, und die Möglichkeit, unser Alter in Würde zu verbringen, nämlich mit einer Pensionsabsicherung, von der wir zumindest leben können. (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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