Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 145

Lassen Sie mich ein bißchen auf die Vorgeschichte eingehen! Waren die Prognosen des Frühjahres 1997, daß im Herbst desselben Jahres 10 000 bis 12 000 Jugendliche ohne Ausbildungschance auf der Straße stehen würden, Ihnen, Frau Kollegin Petrovic, nicht genug Gefahr in Verzug, um zu handeln? Aber womit haben wir es zu tun? – Einerseits war immer weniger die Bereitschaft seitens der Wirtschaft gegeben, Lehrlinge auszubilden, und andererseits hatte das natürlich demographische Ursachen. In den letzten Jahren gab es zirka 4 000 Schulabgänger mehr pro Jahr, eben die geburtenstarken Jahrgänge, die auf den Arbeitsmarkt gedrängt haben.

Zur ersteren Erfahrung aus -zig Verhandlungsrunden kann ich Ihnen nur soviel sagen: Hinsichtlich der Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt und bei Vorschlägen, diesen wirksam zu begegnen, wollte sich die Wirtschaft jede einzelne positive Veränderung abkaufen lassen. Es gab immer wieder den Versuch, erkämpfte Errungenschaften von seiten der Arbeitnehmervertretungen sukzessive zu durchweichen und zurückzunehmen. Wir haben permanent die Ausbildung der Lehrlinge erleichtert.

Ich darf nur ein paar Punkte nennen (Ruf bei den Freiheitlichen: Einer reicht!): die Reduktion beziehungsweise den Entfall des Dienstgeberbeitrages zur Sozialversicherung, weiters Steuerreformbestimmungen bei der Aufnahme eines Lehrlings und bei Abschluß der Lehrlingsausbildung. Und dieser zweite Schritt ist mir ganz besonders wichtig, meine Damen und Herren, denn einen Lehrling aufzunehmen, Fördergelder zu lukrieren, ihn dann aber wieder sozusagen zu entsorgen, wie es oft beabsichtigt wird, dem muß man entgegenwirken! (Beifall bei der SPÖ.)

Daß diese Angst nicht unbegründet war, kann ich Ihnen auch beweisen. Ich möchte Sie nur daran erinnern, die Förderzusage ... (Abg. Mag. Schweitzer: Wie viele Lehrlinge hat das "Euroteam" geschaffen bis jetzt?) – Warten Sie einmal, das kommt schon, Herr Kollege! Ich habe nur wenig Redezeit. Warten Sie ein bißchen!

Die Förderzusage für jene Jugendlichen, die im Herbst noch keine Lehrstelle haben, hatte zur Folge, daß Einstellungszusagen unmittelbar nach Schulschluß gebrochen wurden und daß man den betroffenen Jugendlichen gesagt hat: Kommt im Herbst wieder. Wir müssen erst sehen, wie ihr gefördert werdet. – Man braucht sich ja nur die Zahlen anzuschauen: Im Dezember 1997 – Dezember, sage ich!  –  hat es dann gewirkt, daß die Differenz im Lehrstellenangebot und in der -nachfrage von 3 032 auf 1 189 gesenkt werden konnte.

Klar! Es ist mehr notwendig als die bereits angesprochene Förderung, nämlich neue Lehrberufe. Diesbezüglich gab es aber keine Säumigkeit von unserer Seite. Wenn sich ein Lehrberuf als sinnvoll erwiesen hat, dann wurde sofort gehandelt.

Ich darf auch an das Jugendausbildungssicherungsgesetz erinnern, Lehrgänge und Stiftungen für jene, die trotz aller anderen Maßnahmen noch immer keinen Lehrplatz hatten. Firmen, die bislang nicht ausgebildet haben, mußte man durch eine Fülle von Begleitmaßnahmen, insbesondere Beratung, als Ausbildner gewinnen. Da Herr Kollege Steindl hier von Planlosigkeit geredet hat und die unentgeltliche Zuarbeit der "Wiener Kinderfreunde" und der Wiener SPÖ angesprochen wurde: Es wäre den Grünen und anderen Parteien unbenommen gewesen, sich auch daran zu beteiligen! (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit der Abg. Dr. Petrovic.)

Aber genau das, daß nämlich Firmen, die bislang nicht ausgebildet haben, nun auch Lehrlinge ausbilden, war die Aufgabenstellung für das Projekt PROFESSIONET, durchgeführt von "Euroteam". 16 000 Firmen wurden angesprochen und in weiterer Folge 2 400 Lehrplätze geschaffen. Daß bei Forschungsprojekten die Grundlagenarbeit im Vordergrund steht, ist auch allen klar. Oder haben Sie schon einmal gehört, daß das Zustandekommen eines Schulbuches beziehungsweise der Zeitaufwand dafür 1 : 1 auf den Erfolg des Lehrers in der Klasse umgelegt wird? – Ich habe so etwas noch nie gehört.

Übrigens sei hier auch noch erwähnt, daß Aufträge an "Euroteam" 0,25 Prozent jener Mittel ausmachen, die innerhalb von zwei Jahren an Förderungen und Unterstützungen für neue Jugendarbeitsplätze geleistet wurden, und zwar großteils an Privatunternehmen. (Abg. Mag. Steindl: Schlimm genug!)


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