Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 203

hat, daß er gewählt wird, ist jetzt im Ausland tätig. Wir haben immer gesagt: Wenn er sich schriftlich geäußert hat, so oder so, dann haben wir keinen Anlaß, es primär zu bezweifeln; es sei denn, es würde irgendwo ein Beleg des Gegenteils auftauchen. Es ist keiner aufgetaucht, das füge ich gleich hinzu.

Aber wenn Sie sich dann so aufregen wegen dieses jungen Menschen, der im Ausland bei einem internationalen Konzern arbeitet, dann möchte ich Ihnen folgendes sagen. Ob er jung oder alt ist, das dürfte keine Rolle spielen. Auch wenn er im Inland bei einem inländischen Konzern oder einem inländischen Unternehmen arbeiten würde, hätte er den Anspruch auf Respekt. Soviel zu diesen Versuchen, so zu tun, als ob das etwas Besonderes wäre und als ob man wegen der Besonderheit einer Beschäftigung bei einem internationalen Konzern im Ausland quasi Immunität hätte. So ist es nicht!

Entweder es ist alles in Ordnung – dann kann er arbeiten, wo er gerne möchte, im Inland oder im Ausland –, oder es ist nicht in Ordnung. Dann kann er auch arbeiten, wo er möchte, im Inland oder im Ausland, aber man muß es beim Namen nennen können.

Das alles sind nur plakative Ablenkungsmanöver, denn ich möchte Ihnen schon noch folgendes sagen – das war ja in der sehr emotionalen Debatte am Nachmittag nicht so ohne weiteres möglich –: Die vorläufigen Rechnungsabschlüsse, die uns im Rechnungshofunterausschuß zur Kenntnis gebracht wurden, waren schon bemerkenswert! Man hat das nicht gleich verstanden, wenn man es gelesen hat, denn da gab es Abweichungen zwischen den im Firmenbuch ausgewiesenen Stammkapitalien und den Stammkapitalien, die in den vorläufigen Jahresabschlüssen aufgeschienen sind, die nicht plausibel waren. Da haben wir diskutiert: Könnte das vielleicht teilweise woanders stehen? Dann wiederum waren wir der Meinung, das kann doch nicht woanders stehen, denn das Stammkapital hat nun eben einmal einen bestimmten Platz in der Bilanz – ob es jetzt voll eingezahlt ist oder nicht, ist wieder eine andere Sache. Wenn es nicht voll eingezahlt ist, dann muß das extra ausgewiesen sein. Einfach saldierte Stammkapitalien hineinzuschreiben, ist eher ungewöhnlich. Offenbar ist es da zu Verwechslungen mit den Eigenkapitalansätzen, die nach den Rechnungslegungsvorschriften in einer Bilanz zu machen sind, gekommen. Das war also dilettantisch!

Das hat ja dann auch dazu geführt, daß die "Merkur Treuhand" ein höfliches, leicht larmoyantes Schreiben verfaßt hat, um so zu tun, als ob das ohnedies richtig wäre, gleichzeitig hat sie aber den eigenen Klienten, nämlich die "Euroteam Beteiligungsverwaltungs AG", schon zurechtgewiesen und darauf hingewiesen, was sie eigentlich hätten machen sollen.

Jetzt hätte ich gedacht, daß, wenn der Vorstand einer Aktiengesellschaft einem Rechnungshofunterausschuß einen vorläufigen Jahresabschluß schicken muß, er das vielleicht vorher mit seinem Steuerberater bespricht, denn er muß ja selbst kein König der Bilanzbuchhaltung sein. Als Vorstand einer Aktiengesellschaft, die wirtschaftsgeprüft ist, hat er solche Leute ja an der Hand. Er hat auch einen exquisiten Aufsichtsrat, in dem zwei hervorragende Rechtsanwälte sitzen. Wenn ich zum Beispiel vor den Rechnungshofunterausschuß zitiert würde und dort vorläufige Jahresabschlüsse vorlegen müßte, dann würde ich sie mir selbst ganz genau ansehen und mit meinen professionellen Beratern besprechen, damit keine Formfehler darin enthalten sind.

Das war dem Herrn Stuhlpfarrer aber Wurscht. Ich muß Ihnen sagen, was man "Goodwill" nennt, hat er damit nicht aufgebaut. Denn wenn ihm das Wurscht ist, dann denkt man sich: Nun ja, wenn ihm selbst seine vorläufigen Jahresabschlüsse Wurscht sind, wie Wurscht ist ihm dann erst vielleicht etwas anderes?

Das zeigt einen lockeren Umgang mit Zahlen, einen lockeren Umgang mit Formvorschriften und eine große Lässigkeit, so nach dem Motto des "Herrn Karl" – wer es kennt, erinnert sich vielleicht daran –: "Das Gansl zu Weihnachten war immer da, Herr Rat." (Heiterkeit der Abg. Schaffenrath.) – Das würde in diesem Fall etwa heißen: Wir haben immer einen positiven Cash-flow gehabt; was wollen Sie eigentlich von uns? – Und dieser Eindruck ist ernüchternd.


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