Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 181. Sitzung / 39

Ich lade jedenfalls dazu ein, gemeinsam daran weiterzuarbeiten und die ernsthaften Versuche und Bemühungen, die wir in der vergangenen Woche unternommen haben, um gemeinsam etwas zu bewegen, auch gemeinsam fortzuführen – dies zwar leider nicht mehr mit dir, Kollege Wabl, aber mit deinem Kollegen/deiner Kollegen, der/die dir nachfolgen wird.

Hohes Haus! Ich möchte diese Gelegenheit der letzten Agrardebatte in dieser Legislaturperiode dazu nützen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ressorts, den Kolleginnen und Kollegen des Landwirtschaftsausschusses, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klubs für die gute Zusammenarbeit, für die zielorientierte Arbeit im Landwirtschaftsausschuß in den letzten Jahren herzlich zu danken. Und ich möchte jenen Kolleginnen und Kollegen, die aus dem Hohen Hause und damit auch aus dem Landwirtschaftsausschuß ausscheiden, für die Zukunft alles Gute wünschen. (Beifall bei der SPÖ.)

10.33

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wabl. – Bitte.

10.33

Abgeordneter Andreas Wabl (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Kollege Auer hat hier wirklich eine ganze Palette schöner Sätze geboten: über das Wasser, über die Natur und das Lebensmittel, daß wir das alles schützen müssen, und warum das so schwer ist – weil nämlich niemand auf etwas verzichten will. (Zwischenruf des Abg. Auer.)

Wenn ich solche Reden höre, dann denke ich mir immer: Sicherlich, er ist ein Kollege, aber welche Interessen vertritt mein lieber Kollege Auer? Wer sind denn die Menschen, die diese Altlasten verursacht und nicht rechtzeitig dafür vorgesorgt haben, daß diese auch saniert werden? Wer sind denn diese Menschen, die wilde Ablagerungen zugelassen und zu wenig Kontrolle durchgesetzt haben? Wer sind denn diese Menschen, die eine landwirtschaftliche Entwicklung in Richtung Intensivierung, in Richtung Chemisierung, in Richtung Industrialisierung forciert haben?! Wer sind denn die Menschen, die dafür gesorgt haben, daß jahrzehntelang die Flüsse nicht im Eigentum der Menschen, im Eigentum des Volkes waren, sondern im Eigentum der Papierindustrie, im Eigentum von Industrien, die sich so verhielten, als seien die Gewässer ein beliebig vermehrbares Gut, als könne man in sie bedenkenlos Abwässer einleiten und einfach abwarten, bis der Dreck dann im Meer verschwindet?!

Herr Kollege Auer! Sie sind Bürgermeister, Sie sind direkt vor Ort mitverantwortlich für die gesamte politische Entwicklung – im Guten wie im Schlechten. Dieses undifferenzierte "Wir alle wollen nicht verzichten" ist ein sehr gewagter Ansatz, ist sehr riskant. Es gibt Menschen, die müssen darauf verzichten, in einen Fluß baden zu gehen oder dort das Wasser zu trinken. – Und es gibt andere Menschen, die auf Erträge verzichten müßten, wenn es korrekte Gesetze gäbe, die ihnen verbieten würden, ihren Dreck, mit dem sie Milliarden an Schillingen verdienen, in die Flüsse zu entsorgen! – Das ist der Interessenkonflikt, und den sollten wir auch hier in diesem Hause nicht vergessen!

Meine Damen und Herren! Ich verstehe auch, daß die überzogenen Darstellungen der Kollegin Aumayr zu einigen – wie soll man sagen? – Bemerkungen geführt haben, die verletzend sein könnten. – Ich sage Ihnen jedenfalls, Frau Kollegin Aumayr: Intelligenz hat mit Weisheit nichts zu tun. Das führen uns viele, viele intelligente Abgeordnete hier vor.

Die Frage ist, Frau Kollegin Aumayr, wie wir umgehen mit unserer archaischen Bindung zu einem der wichtigsten Elemente, nämlich Wasser: Ist Wasser auch beliebig als Handelsware einzustufen in unserer europäischen Gemeinschaft? Ist Wasser einfach ein Gut wie jedes andere? Wir sind bereits so weit gekommen, daß wir, wenn wir Durst haben, nicht darüber nachdenken: Wo gibt es das nächste Wasser? – so wie hier auf diesem Rednerpult zum Beispiel (der Redner hebt das Wasserglas in die Höhe) – nein, wenn wir Durst haben, denken wir: Was kaufen wir uns jetzt: Cola, Fanta oder sonst irgend etwas anderes? (Ruf bei der SPÖ: Steirisches Wasser!)

Meine Damen und Herren! Das, was bisher das vornehmste Privileg auch der Ärmsten der Armen war, nämlich Wasser jederzeit irgendwo trinken zu können, ist jetzt nicht mehr gesichert!


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