Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 23

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13.01

Abgeordneter Dr. Harald Ofner (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Wer alt genug und lange genug in diesem Haus ist, hat all das schon einmal erlebt: Man kommt in die Regierung, man fliegt wieder hinaus – das passiert immer wieder! Man kommt hinein, man ist überrascht, man ist erstaunt – wieso gerade ich? – und man ist dann drinnen! (Heiterkeit bei der SPÖ und bei den Grünen.) Man macht manches falsch, manches richtig. Und eines Tages ist man geschwind wieder draußen. Das ist in der Demokratie so, und das ist der Lauf der Dinge. (Zwischenruf des Abg. Edler. )

Nur zwei Sachen dürfen einem eigentlich nicht passieren. Ich möchte jetzt nicht sagen, man muss ein guter Verlierer sein – wer ist das schon, niemand ist es! –, aber man darf erstens nicht so offen zeigen, dass man ein schlechter Verlierer ist! Das ist es, was ich eigentlich darstellen wollte. (Heiterkeit und Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Niemand nimmt Niederlagen begeistert hin, aber man sollte doch den anderen nicht das Vergnügen bereiten, offen zur Schau zu tragen, dass man darunter leidet und auch die Hybris im alten griechischen Sinne in Kauf nimmt, nur weil man es so gar nicht aushält. (Abg. Grabner: Du hast ja auch gelitten!) Grabner, ich erkläre dir all das nachher von Niederösterreicher zu Niederösterreicher. (Heiterkeit bei den Freiheitlichen.)

Und damit bin ich beim zweiten Punkt – das sei gerade auch an dich gerichtet –: Wir müssen doch bitte alle darauf achten, dass wir auch morgen noch miteinander reden und dass wir auch übermorgen einander in die Augen schauen können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Es ist völlig sinnlos, wenn wir uns jetzt bemühen – nicht hier im Plenarsaal, hier geht es ja gar nicht, sondern drüben in der Cafeteria –, uns unter dem Tisch gegenseitig gegen die Schienbeine zu treten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist nicht der Sinn der Übung! Wir machen es uns alle schwer! In der Politik läuft es eben so: einmal oben, einmal unten, einmal der Gigl, einmal der Gogl, das freut einen nicht, aber man muss es akzeptieren, sonst machen wir uns nur das Leben schwer. (Abg. Dr. Lichtenberger: Das ist nicht zu fassen!)

Ich bin zwar nicht der Älteste im Haus – denn irgendjemand hat es zu Wege gebracht, einen noch älteren Freund wieder herein zu setzen –, aber ich bin schon sehr lange hier und appelliere daher an euch: Machen wir uns nicht wechselseitig das Leben schwerer, als es sein muss! Das wollte ich sagen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich kann auch die Krokodilstränen einiger meiner Vorredner nicht verstehen, die gemeint haben: Das haben wir notwendig gehabt, es gleicht das Parlament einer belagerten Festung, und beim ORF muss man sich durch das Hintertürl verabschieden! – Ja wer hat denn bitte die Dinge so organisiert? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Nichts gegen das Recht auf Demonstration, aber erwartest du wirklich, mein lieber Freund, dass irgendjemand vorne hinaus geht, wenn draußen die Leute mit den Pflastersteinen in der Hand warten und die Rettung dort die Polizisten wegbringt? (Abg. Dr. Kostelka: Ich bin vorne hinausgegangen!) Du weißt doch bitte selbst, dass du da auf dem Holzweg bist! (Abg. Edler: Wer ist denn daran schuld?) Das ist die Methode "Haltet den Dieb!": Ich warte draußen mit dem Pflasterstein und sage dann, ihr seid feig und unfair, ihr geht beim Hintertürl hinaus. – Das ist doch bitte schön kein ehrliches Spiel! Krokodilstränen sind das, und Krokodilstränen sollte man nicht vergießen! (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Dr. Khol. )

Ich habe das alles schon einmal erlebt. Ich kann mich noch an die erste Waldheim-Wahl erinnern, ich war damals Mitglied der Bundesregierung und habe gehört und erlebt, was es da für Überlegungen gegeben hat, die dann auch in die Tat umgesetzt worden sind. Genützt hat es dem Waldheim, Österreich hat es geschadet! (Abg. Schwemlein: Genützt hat es euch, geschadet hat es Österreich!)

Aber ich habe in meinen kühnsten Träumen nicht angenommen, dass sich all das wiederholen könnte und dass man jetzt sogar eine Regierung mit dem Waldheim-Effekt "unterstützt", dass Sie das wirklich auf sich nehmen, dass Sie wirklich vergessen haben, dass im Gefolge der


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