Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 13. Sitzung / Seite 83

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Eine Agrardebatte ohne Emotion kann es nicht geben. Das war so, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Wenn Sie diesen 40. Grünen Bericht durchlesen, dann sehen Sie sehr deutlich, dass wir auf echte Erfolge verweisen können. Wir müssen aber auch sehr klar sehen und sehr gründlich erkennen, dass wir vor immens großen Herausforderungen stehen.

Wir haben einen gewaltigen Veränderungsprozess hinter uns, bei dem es früher einmal darum ging, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Es galt dann in weiterer Folge, mit der Produktion fertig zu werden. Seit wir in der Europäischen Union sind, haben wir die Marktmechanismen zu respektieren. Diese können wir alleine nicht steuern, da ist uns sehr viel vorgegeben. Wir haben Zwänge, aber auch Chancen, und wir müssen auch wissen, dass die Landwirtschaft auf Transferleistungen nicht verzichten kann, sondern dass sie diese braucht.

Deshalb freue ich mich auch sehr darüber, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, diesen Umstellungsprozess, der hart war, so optimal zu lösen, so gut zu managen. Diesbezüglich haben unsere Einrichtungen wie die Landwirtschaftskammer oder die AMA großartigste Arbeit geleistet.

Meine Damen und Herren! Es ist doch eine Freude für uns, wenn wir heute hier sagen können, dass Österreich jene Landwirtschaft vorstellt, die das Agrarsystem der Europäischen Union durch ihre sorgfältige Arbeit optimal nutzen konnte und mit der bäuerliches Einkommen in Österreich gesichert werden konnte. Das ist etwas Positives! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wenn man vom bäuerlichen Einkommen spricht, dann muss man klar sagen: Der Verdienst betrug im Jahre 1998 160 000 S pro Familienarbeitskraft. Ich darf in dieser Stunde, ohne die Emotionen herauszufordern, nur einen Vergleich anstellen: Im selben Jahr 1998 betrug das Einkommen je Arbeitskraft – auf zwölf Monate bezogen – in der übrigen Wirtschaft 352 320 S. Deshalb meinen wir, dass wir Recht und Grund haben, die allgemeine Solidarität auch weiter erwarten und einfordern zu dürfen.

Wir können auch sagen, dass wir beste Nahrungsmittel erzeugen und auf dem Markt andienen – und dies zu einem günstigen Preis. Die Lebenshaltungskosten, die Ausgaben für Agrarprodukte und Nahrung sind für die Verbraucher entsprechend gesunken, sodass möglichst viel Geld für andere Ausgaben bleibt. Dieser Abgang muss durch anderwärtige Möglichkeiten kompensiert werden.

Wir haben uns nicht nur die flächendeckende Produktion zum Ziel gesetzt, sondern haben auch die neuen Produktionsmöglichkeiten vor Augen. Dort haben wir uns voll und ganz einzubringen. Das heißt, wir brauchen einen umfassenden Zugang zum Binnenmarkt. Diesbezüglich haben wir in der nächsten Zeit noch sehr viel zu tun, da gibt es große Erwartungen. Wir müssen auch darauf schauen – darin gebe ich meinem Vorredner Recht –, dass wir das Agraraußenhandelsdefizit vermindern. Das können wir nur dadurch erreichen, dass wir mehr veredeln, dass wir nicht nur Rohstoffexporte betreiben, sondern in diesem Land möglichst viel aufbereiten, damit die Wertschöpfung bei uns bleibt und wir manchen Import damit kompensieren.

Ich freue mich, Herr Bundesminister, dass wir gestern im Rahmen des Bundesministeriengesetzes beschließen konnten, dass Ihre Aufgaben in Zukunft nicht nur jene der Land- und Forstwirtschaft sein werden, sondern dass Sie auch für Gewässerschutz und Umweltpolitik zuständig sein werden, wiewohl ich Sie darum nicht beneide. Auf Sie kommen immens große Herausforderungen zu.

Zum Gewässerschutz erlauben Sie mir eine ganz klare Betrachtung: Es ist, war und bleibt das Ziel der österreichischen Bauernschaft, der österreichischen Landwirtschaft, dass wir unsere Böden vital halten, dass wir dem Grundwasserschutz höchste Bedeutung beimessen. Aber Grundwasserschutz kann nicht nur Sache der Bauern sein. Da müssen wir genauso an Kleingartenanlagen, an unsere Kanalisierungsanlagen und vieles mehr denken, um auch da eine optimale Bewirtschaftung zu gewährleisten.


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