Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 16

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Interesse österreichischer Frauen! (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

11.24

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke, Herr Bundeskanzler.

Wir gehen jetzt in die Debatte ein. Die Redezeiten aller Redner in dieser Debatte sind mit 5 Minuten limitiert.

Als erster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Caspar Einem zu Wort. – Bitte.

11.25

Abgeordneter Dr. Caspar Einem (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Lassen Sie mich ein paar Worte zur Frage, was sich die Frauen von dieser Bundesregierung erwarten können, sagen.

Erlauben Sie mir zunächst ein Zitat aus dem Koalitionspakt – ich zitiere –: "Am Beispiel des hohen Prozentsatzes kinderloser Frauen in Spitzenpositionen wird sichtbar, dass sich Frauen zumindest in höher qualifizierten Berufen bisher sehr oft zwischen Kinderwunsch und Karriereplanung entscheiden mussten." – So heißt es in Ihrem Koalitionspakt auf Seite 39.

Weiter: "Diese Ausschließlichkeit ist eine unzumutbare Einschränkung der Lebens- und Entfaltungschancen von Frauen." – Zitatende. Wie Recht Sie haben!

Aber das Merkwürdige an Ihrem Koalitionsprogramm, meine sehr verehrten Damen und Herren, und an den Äußerungen führender Vertreter der beiden Regierungsparteien ist, dass Ihnen gar nicht auffällt, dass es auch Männer gibt. Gerade Ihnen fällt nicht auf, dass es auch Männer gibt (Zwischenruf der Abg. Rosemarie Bauer ) und dass die Elternschaft keine biologische Besonderheit der Frauen ist, Frau Bauer! (Beifall bei der SPÖ.)

Vermutlich kann es Ihnen auch gar nicht auffallen (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Rosemarie Bauer ), weil nach Ihrem Gesellschaftsbild, Frau Bauer, nach dem Gesellschaftsbild der ÖVP und jenem der Freiheitlichen und von Ihrem Karriereverständnis her klar ist, dass diese Welt für Männer geschaffen ist. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Sie sind schon für die Partnerschaft zwischen Mann und Frau, aber für eine Partnerschaft mit klarer Rollenverteilung zugunsten des Mannes. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich noch ein Zitat vortragen! (Abg. Ing. Westenthaler: Und aus!) Ich zitiere: Die Gefahr der seelischen Verwahrlosung beim Kind, wenn die Mutter fehlt, hat nichts mit der materiellen Situation zu tun, schreibt Haider. – Er hat schon darin Unrecht. Und weiter: Auch wenn für das Kind so gut wie möglich gesorgt wird, aber die Pflege unter Stress und Zeitnot nur noch eine Pflicht darstellt, erleidet das Kind ohne emotionale Begegnung mit der Mutter bleibenden Schaden. Wir müssen also von den Frauen den Druck nehmen, das Kind aus Gründen der Berufstätigkeit von Fremden aufziehen und erziehen zu lassen. – Jörg Haider in seinem Buch "Die Freiheit, die ich meine", auf den Seiten 212 und 213.

Bei dieser Aussage, bei diesem Ihrem (in Richtung Freiheitliche) und Ihrem (in Richtung ÖVP) Frauenbild gibt es gar keine Männer, an diese haben Sie immer schon als in der Karriere stehend oder eben als Fremde gedacht. Die sind schon aus dem Haus. Sie setzen voraus, welche die Rolle der Frau ist. Sie ist durch das beschrieben, was übrig bleibt, wenn die Männer aus dem Haus sind! (Abg. Dr. Puttinger: Das ist die falsche Rede!) In diesem Punkt sind Sie sich sogar einig: Klubobmann Khol mit seinem christlichen Ansatz zur Bürgergesellschaft, und Sie von den Freiheitlichen. Das ist die Ordnung, die Sie meinen. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Koalitionspakt schreiben Sie, dass Sie – ich zitiere – die vollständige Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit von Mann und Frau voraussetzen. – Ende des Zitats. Die Wahrheit ist: Sie setzen voraus, dass der Mann seinen Interessen nachgeht und die Frau daher – in echter Partnerschaft – Haus und Kinder zu betreuen hat. Auf die Idee, dass Kinder ohne emotionale


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