Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 19. Sitzung / Seite 76

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lichen Kosten ermittelt; zwischen 400 und 450 Millionen Schilling sind zu berappen, die locker aus dem Familienlastenausgleichsfonds bezahlt werden können, und wir werden uns auch dafür einsetzen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Reheis: Wann wird das eingeführt?)  – Sofort, jetzt, in dieser Legislaturperiode. Wir können doch nicht alles von heute auf morgen erledigen. Sie haben 30 Jahre lang geschlafen, und wir sollen von heute auf morgen alles umsetzen. Was glauben Sie denn eigentlich? Bleiben Sie auf dem Boden der Tatsachen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Familie und Beruf zu vereinbaren ist auch eine große Sache, und Sie müssten sich eigentlich auch dafür einsetzen, dass die Familienarbeit endlich einmal gerechter belohnt wird. Familienarbeit obliegt größtenteils den Frauen. Sie sagen immer, dass Sie sich für die Frauen einsetzen. – Sie haben sich 30 Jahre lang überhaupt nicht für die Frauen eingesetzt! Überhaupt nicht! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Warum verdienen die Frauen heute noch immer weniger als die Männer? Warum werden sie minder qualifiziert als die Männer? – Weil Sie nichts dazu beigetragen haben, dass es den Frauen besser geht! Wenigstens bei der Jugend ist die Situation wesentlich besser. Aber warum ist denn das bei den Frauen so? – Weil sie eben länger unterbrechen, weil sie länger in der Arbeitslosigkeit verweilen als die Männer. Deswegen haben sie ein geringeres Einkommen. Wir wollen jetzt das Kinderbetreuungsgeld einführen, damit die Frauen eine größere Wahlmöglichkeit haben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wenn Sie diesen Nonsens von flexiblen Kindergartenöffnungszeiten verzapfen, dann muss ich Ihnen sagen: In Wien haben die "Kinderfreunde" das verhindert. Wissen Sie, warum? – Weil jede Frau bestrebt ist, am Vormittag zu arbeiten und nicht am Nachmittag. Und wenn Sie jetzt flexible Kindergartenöffnungszeiten wollen, dann muss der Kindergarten um 6 Uhr aufsperren und um 19 Uhr erst wieder zusperren, und das ist nicht möglich. Wir brauchen daher andere Alternativen, und die Alternative ist ganz einfach das Kinderbetreuungsgeld oder der Kinderscheck oder das Karenzgeld für alle, egal, wie wir es nennen. Schreiben Sie sich das hinter Ihre Ohren! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

13.32

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ellmauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

13.33

Abgeordneter Matthias Ellmauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Arbeitswelt und Familie – zwei Lebensbereiche, die sich nicht gegenseitig ausschließen dürfen, besonders nicht in einer Zeit wie dieser. Für viele Familien, insbesondere für junge Familien, ist es aus finanziellen Gründen erforderlich, dass beide Elternteile arbeiten. Darunter darf aber die Qualität der Kindererziehung nicht leiden. Jedes Kind hat Anspruch auf bestmögliche Erziehung, Bildung und vor allem auf Zeit, die es mit seinen Eltern verbringen kann. Dies sollte auf Grund finanzieller oder organisatorischer Mängel nicht scheitern.

Mit dem Kinderbetreuungsgeld ist die Sicherstellung einer finanziellen Grundausstattung nicht mehr von Erwerbstätigkeit vor der Geburt abhängig. Alle Eltern werden somit gleichgestellt. Aus einer anderen Perspektive gesehen kann man auch sagen: Mit der Realisierung dieser Maßnahmen erhalten endlich alle Kinder die gleiche Chance.

Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können ist für mich die logische Weiterentwicklung des Karenzgeldes für alle. Wir müssen allen Eltern die Möglichkeit geben, ihrem Beruf nachgehen zu können, ohne gleichzeitig ihre Aufgaben und Pflichten, aber auch ihre Wünsche vernachlässigen zu müssen.

Kinder dürfen unter der Erwerbstätigkeit ihrer Eltern nicht leiden. Das kann nicht im Interesse unserer Gesellschaft sein, denn die Kinder sind die Zukunft, das Kapital unserer Zukunft. (Beifall bei der ÖVP.)


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