Oder wie stehen Sie zur Aussage des Wiener Bürgermeisters, der sagt, die Regierung soll man aus dem Amt jagen? – Sind Sie damit einverstanden, Herr Klubobmann Kostelka? Gehen Sie heraus und sagen Sie: Ja, wir sind einverstanden. Die Regierung soll aus dem Amt gejagt werden. Wenn Sie sich damit nicht identifizieren können, Herr Kollege Klubobmann Kostelka, dann gehen Sie bitte heraus und sagen Sie: Nein, ich distanziere mich!
Kollege Gusenbauer ist wirklich das exzellenteste Beispiel dafür, wie man mit Menschen umgeht beziehungsweise wie man agiert und anderen Vorwürfe macht. Ich war mit ihm vor zwei Jahren bei der Weltbank beziehungsweise beim Internationalen Währungsfonds in Washington. Damals waren auch andere Fraktionen dabei, die Grünen, die Österreichische Volkspartei; damals waren noch die Liberalen herinnen. Dort wurde auch der Bericht des IWF über Österreich veröffentlicht, und dieser Bericht war sehr himmelblau gefärbt. Ich habe mir dort erlaubt, diesen Bericht etwas kritisch zu hinterfragen. Da hat Kollege Gusenbauer zu mir gesagt: Kollege Trattner, wir sind jetzt nicht im Inland in einer politischen Auseinandersetzung, sondern wir sind im Ausland; da greift man die österreichische Bundesregierung beziehungsweise die Budgetpolitik der Bundesregierung nicht an.
Da habe ich gesagt: Okay, tragen wir das im Inland aus. Aber ich erwarte auch von Herrn Kollegen Gusenbauer, dass er es so hält: dass die innenpolitische Auseinandersetzung hier und nicht im Ausland ausgetragen wird! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Überhaupt das Ärgste, was sich Kollege Gusenbauer erlaubt hat: Er kommt aus Paris zurück, geht hierher, beleidigt 10 Minuten lang die Regierung und geht dann wieder. Hierher kommen, den Dreck abladen und dann wieder verschwinden: Das ist kein Parlamentarismus, wie ihn sich dieses Hohe Haus verdient! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
Eigenartigerweise ist jetzt Kollege Edlinger nicht mehr da. Aber es hat einen bestimmten Grund, dass Kollege Edlinger nicht mehr da ist. Er scheint auch, wie ich gesehen habe, nicht auf der Rednerliste auf; vielleicht kann er sich noch zu einer Rede melden. (Abg. Dr. Khol: Er passt auf seinen Hund auf!) Aber er hat uns sein Erbe hinterlassen, und das ist ein eigenartiges Erbe. Wenn heute jemand ein Erbe antritt, dann ist er zwar zuerst traurig über den Todesfall, aber dann freut er sich darüber, dass er ein Erbe antreten kann. Wenn etwas vorhanden ist, dann gibt er eine unbedingte Erberklärung ab; das heißt, er bekommt ein Vermögen. Wenn jedoch die Schulden das Vermögen übersteigen, dann gibt er bestenfalls eine bedingte Erberklärung ab, damit kein Risiko auf ihn zukommt.
Diese Bundesregierung hat sogar eine unbedingte Erberklärung abgegeben, und zwar für ein Erbe mit 1 700 Milliarden Schilling an Schulden, außerbudgetären Schulden in Höhe von 300 Milliarden Schilling, 80 Milliarden Schilling an ÖIAG-Schulden, 700 Milliarden Schilling an Haftungen und – trotz eines Sparpakets von über 100 Milliarden – einem Budgetdefizit im Ausmaß von 109 Milliarden Schilling. Ungefähr eine Million Menschen lebten an der Armutsgrenze, der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen liegt noch immer bei 30 Prozent, die Krankenkassen sind mit 6 Milliarden Schilling in der Malaise, und der frühere Finanzminister hinterlässt uns EU-widrige Gesetze, die diese Bundesregierung erst zu administrieren hat. Damit meine ich die Getränkesteuer, und damit meine ich auch die Anonymität der Sparbücher. (Abg. Haigermoser: Ein sauberes Erbe!) Er hat sich einfach fortgeschlichen. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist ein Erbe!)
Auch daran, wie die SPÖ mit dem Erbe – mit dem eigenen Erbe! – umgeht, zeigt sich eine eigenartige Vorgangsweise. Vor dem Parteitag haben wir immer wieder gehört: Die SPÖ hat Parteischulden in der Größenordnung von 411 Millionen Schilling. Das kann passieren, das tut der SPÖ bei dem Vermögen nicht weh. Am Parteitag selbst betrugen die offiziellen Schulden nur noch 351 Millionen.
Wir können uns daran erinnern, dass Kollege Westenthaler das Beispiel eines Kredites seitens der Steiermärkischen Bank in der Größenordnung von 60 Millionen Schilling gebracht hat. Diesen Kredit hat man dort vielleicht mit einem begünstigten Zinssatz von 3,75 Prozent saldiert, obwohl heute der Monats-VIBOR bereits über 4 Prozent liegt. Aber auf einmal scheint dieser