Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 14

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Worum geht es dabei? – Zum einen um die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wie heißt es so schön?: Die Fackeln des Geistes müssen weitergetragen werden! Die Politik muss wissen, dass für die Sicherung der geistigen Eliten auch etwas geschaffen werden muss. Dafür muss es Ressourcen geben.

Zur Sicherung der Entwicklung geistiger Eliten kommen neue Aufgaben hinzu, die eine wissensbasierte Gesellschaft formuliert: Kompetenzen im Bereich wissenschaftlicher Grundlagen, Wissen und Kenntnisse, die ein Fach, ein Problemfeld charakterisieren, Antwortfähigkeit, wenn es um interdisziplinäre und komplexe Aufgaben geht; alles in allem das, was die Universitäten im neuen Sinn verfolgen, nämlich wissenschaftliche Berufsvorbereitung und -vorbildung, niemals gänzlich -ausbildung.

Der Student oder die Studentin von heute praktiziert sein/ihr Studium auf andere Weise, als es früher der Fall war: Studieren und Arbeiten werden kombiniert, und Erfahrungen im Ausland werden verstärkt gesammelt. Die untypische Studentin beziehungsweise der untypische Student ist damit die/der typische geworden. – Wenn Sie es nachlesen wollen, im Bericht zur sozialen Lage der Studierenden ist das ausgeführt.

Dem entspricht auch ein neues Verständnis von Wissenschafterleben. Dieses sah vor 30 oder 40 Jahren anders aus als heute. Untypische Wissenschafter werden mehr und mehr die typischen. Ständige Wissensaktualisierung und ein flexibler Wechsel in verschiedene Tätigkeits- und Wissenschaftsfelder dürfen nicht einem starren Dienstrecht geopfert werden. Auslandsorientierung, andere Team- und Arbeitsformen sind dazu notwendig.

Jetzt kommen wir zu einer konkreten Diskussion, die sich mit dieser Veränderung beschäftigt, nämlich jener um eine neue Rechtsform, die wir entwickeln sollten, damit diese neuen Aufgaben erfüllt werden können.

In welche Rechtsformen nun die selbständigen neuen Universitäten transferiert werden, bleibt so lange offen, bis nicht drei Punkte erfüllt sind. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Erstens: genaue Formulierung der Aufgaben und Ziele. Zweitens: als nächsten Schritt präzisieren, unter welchen organisatorischen Bedingungen diese Ziele erreicht werden können. Drittens: daraus folgernd schließlich die rechtlichen Konsequenzen ziehen.

Meine Damen und Herren! Nach gültigen Einschätzungen kann das mittels privatrechtlicher Setzungen – nicht automatisch mit privatwirtschaftlicher; das ist etwas anderes – genauso geschehen wie mittels öffentlich-rechtlicher. Es können sowohl Sicherheiten als auch Spielräume, Leistungselemente als auch invariable Faktoren formuliert und Beschäftigungskombinationen entworfen werden, die mit der universitären Praxis von heute mehr zu tun haben als die alte Rechtsform.

Das Nebentätigkeitenproblem ließe sich schneller und sauberer lösen, weil mit Nebentätigkeit immer die Frage der Präsenz und Nichtpräsenz, die Betreuungskapazität, der Universitätslehrer verbunden, das heißt der Dienstleistungsfaktor ein Fokus ist.

Sabbatical-Modelle – im Wesentlichen aufkommensneutral – sollten auch für den Mittelbau entwickelt werden. Diesem sollten auch in- und ausländische Erfahrungen in aller Qualität, so wie sie den Professorinnen und Professoren zur Verfügung stehen, zugängig sein.

Die Universitäten sind eingeladen, diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Dabei soll der Einbezug ausländischer Erfahrungen erlaubt oder, dynamischer formuliert, angestrebt sein, bloßes Kopieren aber ist sicher nicht der richtige Weg.

Einige Vertreter des akademischen Mittelbaus, dem ich selbst angehöre, sehen diesen Veränderungen, vor allem schon der Diskussion darüber, mit großer Angst entgegen. Aber wir wissen ja: Angst ist ein schlechter Ratgeber! Die Österreichische Volkspartei wird weder einen unüberlegten Reformweg wählen noch sich für eine ignorante Alles-muss-bleiben-wie-es-ist-Politik entscheiden. Wir werden nach dem nicht gerade mit Erfolg gekrönten ersten Vollrechtsfähigkeitsentwurf die Ergebnisse der Rektorenkonferenz abwarten – im Plenum wird es am 19. und


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