Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 145

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Das ist doch ein Punkt, der zu bedenken ist. In diesem Sinn gab es gestern eine Diskussion mit dem Kollegen Fischl, der, glaube ich, durchaus die Position vertritt, dass man da etwas ändern muss. Ich sehe dem durchaus positiv entgegen, dass man im Bereich der Sportgesetzgebung in den nächsten Jahren einiges aufarbeiten muss, das seit längerem ansteht. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Fischl. )

Ich möchte noch auf zwei Grundsätze im Sport zu sprechen kommen, die mir relativ wichtig zu sein scheinen. Der erste ist, dass man vom Sport nicht nur im Sinne des Spitzensports reden sollte, sondern es geht auch massiv um den Breitensport.

Ich sage es wieder aus meiner Erfahrung: Die Probleme, die man nach wie vor hat, auf kommunaler Ebene in öffentliche Sporteinrichtungen überhaupt hineinzukommen, sind ja Legende. Wenn Sie versuchen, privat auf einen Fußballplatz zu kommen, dann wird es ziemliche Strampeleien mit den örtlichen Vereinshäuptlingen geben, um dort überhaupt Zugang zu bekommen.

In letzter Zeit gab es zumindest eine positive Entwicklung bei den Schulen, Schulraumüberlassung ist seit einigen wenigen Jahren möglich geworden, zwar noch sehr eingeschränkt, denn man ist immer noch sehr davon abhängig, wie willig die Schule ist, welche Möglichkeiten es gibt, ob der Schulwart da ist, der aufsperren kann, aber es gab zumindest Ansätze, um eine vorhandene Infrastruktur, die zu nutzen ist, auch zugänglich zu machen. Das ist überhaupt erst seit wenigen Jahren möglich, davor waren die Schulen einfach geschlossen. Es gab keine Möglichkeit, die Einrichtungen der Schulen zu nutzen. Diesbezüglich steht sicher noch einiges an beziehungsweise ist einiges fortzusetzen, was in den letzten Jahren zumindest begonnen wurde.

Öffentliche Plätze in Europa sind meiner Meinung nach immer ein gutes Beispiel, ich habe das gestern bei der Diskussion auch gesagt. Wer in den Niederlanden unterwegs ist, wer in London im Hyde Park unterwegs ist, der wird sicherlich mit Faszination beobachten, was sich dort tut. Im Hyde Park finden an guten Tagen zwischen fünf und zehn Fußballmatches parallel und übersichtlich statt, es wird einfach Sport in öffentlichen Gegenden, auf öffentlichen Arealen betrieben.

Wer in Österreich in einen Park geht, der sieht normalerweise ein Taferl, auf dem steht: Betreten des Rasens verboten. (Abg. Dr. Zernatto: Bei Strafe!) – Bei Strafe verboten!, ja, das kann auch draufstehen! Ich denke, auch da müssten wir in der Sportpolitik veranlassen, einen anderen Umgang zu pflegen. Die öffentlichen Plätze sind für öffentliches Leben da, und das sollte man in vielen Bereichen umzusetzen versuchen. (Beifall bei den Grünen.)

Der letzte Punkt: Sport und Politik. Ich habe immer den Eindruck, dass Sportpolitiker in der Vergangenheit vor allem dort präsent waren, wo es etwas zu "erben" gab. (Abg. Fischl: Zum Essen! Schauen Sie sich den Grabner an!)  – Ich bleibe auf politischer Ebene: zum "Erben" gab. Man hat einfach sehr gerne die Präsenz von Sportprominenz, von Sportlern ausgenutzt, um sich in die Sonne zu stellen und zu partizipieren.

Das Beispiel des "Sports Awards", als Herr Bundeskanzler Klima über Tage und Wochen ununterbrochen in der "Kronen Zeitung" auf der ersten Seite und im Sportteil abgebildet war – einmal mit Muhammad Ali, dann wieder mit irgendjemand anderem –, ist ja Legende und ein Beleg dafür, dass man offensichtlich Sport dazu benützt, um Politik zu repräsentieren. Ich glaube, dass das einfach der falsche Zugang ist.

Sportpolitik hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Sport – und ich sage es noch einmal: vor allem Breitensport –, um sportliche Betätigung zu ermöglichen. Auch im Spitzensport wird es notwendig sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, aber es wird einfach darum gehen, die Politik jetzt nicht nur formal davon zu trennen, sondern auch dieses Bild wegzubekommen, dass man möglichst mit jedem Olympiasieger siebzehn Fototermine macht, und dahin zu kommen, dass man Sport des Förderns willen fördert, der Betätigung willen, auch aus gesundheitlichen Gründen, aber sicher nicht, um politisches Kapital daraus zu schlagen. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Fischl. )

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