Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 8

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Ich möchte die Zeit nützen, um einerseits die Leistungen der Land- und Forstwirtschaft darzustellen, andererseits aber auch zu fragen: Was erwartet der österreichische Bürger, die österreichische Bürgerin vom österreichischen Bauern?

Die erste Aufgabe des Bauern ist nach wie vor die Ernährung der Bevölkerung. Noch nie zuvor in unserer Geschichte hat der Bauernstand Österreichs den Tisch des Volkes so ausreichend und mit Nahrungsmitteln von so hoher Qualität gedeckt, und außerdem waren Nahrungsmittel noch nie so preisgünstig wie derzeit. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Die österreichische Bevölkerung gibt nur mehr 17 Prozent ihres Gesamteinkommens für Essen und Trinken aus, vor zehn Jahren waren es noch 25 Prozent und vor 20 Jahren noch 30 Prozent. Das heißt, ein wesentlicher Teil des Lebensstandards in Österreich ist dadurch erreicht worden, dass die Agrarprodukte in den letzten fünf Jahren wesentlich billiger geworden sind. Das war auch der Grund dafür, dass die Inflationsrate in dieser Zeit sehr stark zurückgegangen ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Die zweite wesentliche Aufgabe der österreichischen Landwirtschaft, der Bauern ist die Pflege der Kulturlandschaft bis hinauf in die Gletscherregionen. Diese Aufgabe hat große Bedeutung für die Erholung unserer Bevölkerung. Auch die städtische Bevölkerung will einen Freizeitraum haben, und das ist der ländliche Raum. Nicht nur Gäste aus dem Ausland kommen zu uns. Fälschlicherweise sagen wir immer, wir werben bei unseren Gästen mit der schön gepflegten Landschaft, aber auch für die heimische Bevölkerung ist eine gepflegte Landschaft bis hinauf in die Gletscherregionen ein Teil ihrer Lebensqualität. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)

Denken Sie beispielsweise an die mit Blumen geschmückten Bauernhäuser: Unsere Bäuerinnen, die ohnehin überlastet sind, tun dies nebenbei und kostenlos, weil sie sich selbst über derart geschmückte Häuser und gepflegte Vorgärten freuen. Wir verkaufen sozusagen unsere gepflegte Landschaft. (Abg. Sophie Bauer: Aber da müssen sie das Geld haben, dass sie das machen können!) Minister Molterer hat einmal gemeint, das ist das Gesicht Österreichs. Niemand von uns will das Gesicht verlieren, und auch Österreich wird sein Gesicht nicht verlieren, wenn wir den Bauernstand erhalten können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Eine weitere Aufgabe ist die Belebung des ländlichen Raumes. Die Besiedlung in den Alpentälern wird es sehr bald nicht mehr geben, wenn wir unsere Bauern dort nicht halten können. Die Bauernschaft war ursprünglich die Quelle der Volkskultur und ist nach wie vor mit ein sehr bedeutender Gestalter unserer Volkskultur. Nichts gegen die Hochkultur, aber Österreich wird auch von der Volkskultur geprägt.

Wir rühmen uns, dass 81 Prozent unserer Flüsse und Seen sauberes Wasser, die Seen fast alle Badewasserqualität haben. Dazu leistet die Landwirtschaft einen wesentlichen Beitrag.

All diese Aufgaben beweisen, dass die österreichischen Bauern diese Multifunktion für die österreichische Bevölkerung in hervorragendem Ausmaß erbringen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Nun zu einem der Vorwürfe, die im Rahmen der Budgetbehandlung in der vergangenen Woche, aber auch gestern immer wieder vorgebracht wurden, nämlich dass die Bauern Milliardengeschenke bekämen. Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Auch die Landwirtschaft bringt Opfer für die Stabilisierung des Budgets. Das Kapitel "Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft" hat – ich möchte das aus dem entsprechenden Budgetteil zitieren –, bereinigt durch die Versuchsbetriebe und durch die Verwaltungskosten, im heurigen Jahr ein Budget von 21,2 Milliarden Schilling. Im Jahre 1995 waren es noch 33,2 Milliarden Schilling. (Abg. Edlinger: Bleiben S‘ fair!) Es ist also eine Abnahme um ein Drittel zu verzeichnen, und angesichts dessen kann man nicht sagen, dass die Landwirtschaft Milliardengeschenke erhalten würde.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Einige Vergleiche dazu. Es geht auch aus diesem Budget hervor, dass die Österreichischen Bundesbahnen allein für die volkswirtschaftlichen Leistungen jährlich 8,5 Milliarden Schilling – allein für die volkswirtschaftlichen Leistungen! – bekommen. Das ist mehr, als die gesamte Landwirtschaft erhält, denn von diesen 22 Milliarden


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