Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 30

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benden und von den Armen, die dies alles zu bezahlen hätten, die Rede ist, die als Ziel das Schüren des Neidkomplexes haben, dann frage ich mich: Was ist eigentlich los, meine Damen und Herren? (Abg. Schwarzenberger: Klassenkampf!) Klassenkampf! Das ist es offensichtlich, was von dieser Seite seit wenigen Monaten gepredigt, geschrieben und praktiziert wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Schwemlein: Den macht ihr!)

Meine Damen und Herren! Auch in diese Richtung gefragt: Was ist denn eigentlich ein "großer" Bauer? Was ist groß und was ist klein, Herr Kollege Brix? (Abg. Brix: Ein Kleiner ist ein Simmeringer Erwerbsbauer!) Gerade du, der du aus der entsprechenden Umgebung kommst und dich durchaus positiv mit Wiener Gärtnereibetrieben und so weiter beschäftigst, müsstest wissen, dass es ein Unterschied ist, ob ich 10 Hektar Gärtnerei, Gemüsebau oder was immer bewirtschafte, ob ich 10 Hektar Getreidebau habe oder ob ich ein Almbauer mit 20 Hektar bin. Was ist groß und was ist klein? Meine Damen und Herren! Da fehlt offensichtlich ein wenig die Praxis. Das stelle ich hier mit aller Deutlichkeit fest. (Beifall bei der ÖVP.)

Vor kurzem hörte ich von SPÖ-Seite, groß wäre ein Bauer mit 100 000 m2. (Abg. Böhacker: Was?) Ein Bauer mit 100 000 m2 wäre ein "großer" Bauer! Eine Bauparzelle hätte 1 000 m2, und wer das Hundertfache besitze, wäre ein Großbauer. (Abg. Mag. Schlögl: Wer war das?)

Meine Damen und Herren! Dann gibt es aber doch auch Kollegen – so fair sollte man sein, das festzustellen –, die meinen, ab 20 Hektar sei man ein Großbauer. Wissen Sie, was Ihr SPD-Kollege Funke, ein durchaus erfolgreicher Minister – er vertritt zwar nicht meine politische Einstellung –, meint, was ein Familienbetrieb wäre? 400 Hektar, das ist bei ihm ein bäuerlicher Familienbetrieb, meine Damen und Herren! – Damit Sie einmal wissen, was groß und was klein ist! (Abg. Mag. Schlögl: Wer war das? Namen! – Ruf bei der SPÖ: Zur Sache!)

Meine Damen und Herren! Das ist zur Sache, weil es sich gerade beim Budgetkapitel Landwirtschaft lohnt, dieses Thema zu behandeln.

Hohes Haus! Wir wissen, dass das Agrarbudget auch zur allgemeinen Budgetkonsolidierung beizutragen hat und dass die eine oder andere Maßnahme, die wir gerne in den ersten 100 Tagen gesetzt hätten, um ein Jahr aufzuschieben ist. Aber ich hätte mir immer gewünscht, dass jede Regierung im ersten Jahr derart viel für die Landwirtschaft umgesetzt hätte, was hier an Planungen, an Zielsetzungen vom Herrn Bundesminister auf den Tisch gelegt wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Schwemlein: Dafür habe ich Verständnis, denn du darfst nichts anderes sagen!)

Jeder verkündet in Sonntagsreden: Landwirtschaft muss und soll wettbewerbsfähig sein und bleiben. Viele verkünden, dass die Qualität das Wichtigste ist und man sich der Qualität zuwenden würde. Nur beim Einkauf schaut die Sache anders aus, wesentlich anders! Daher sind wir alle aufgerufen, darauf hinzuweisen, dass österreichische Bauern sorgsam und nachhaltig wirtschaften und keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchen, was die Qualität und die Nachhaltigkeit betrifft. Man erwartet aber selbstverständlich – und das sei auch einmal festgehalten –, dass der österreichische Bauer sozusagen zu EU-Bedingungen produziert. Einkäufer nehmen keine Rücksicht auf österreichische Gegebenheiten, sondern legen unmissverständlich dar, wo sie sonst einkaufen. Der Konsument fordert strikt und ausnahmslos österreichische Qualität – dafür sind wir dankbar –, möchte aber bei der Bezahlung sehr maßvoll sein.

Und manche Handelsketten tun ihr Übriges. Wenn heute ein Liter bester Trinkmilch im Großmarkt 6,90 S kostet, dann ist das Schleuderpreispolitik. Das hat nichts mehr mit Strategien zu tun. Da wäre nachzudenken, ob es wirklich jemandem hilft, dass ein Liter Milch bester Qualität um 6,90 S verschleudert werden muss, um quasi als Lockartikel zu dienen. (Beifall des Abg. Zweytick sowie bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Schwemlein: Das ist ja nur ein Lockvogelangebot!) Hilft es wirklich jemandem, wenn 1 Kilo Hunde- oder Katzenfutter in Großmärkten wesentlich teurer ist als bestes österreichisches Qualitätsfleisch? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Oder ein Hendl um 19 S!) Oder ein Hendl um 19 S. Es könnten alle Konsumenten dazu beitragen, den österreichischen Bauern zu helfen. Der österreichische Landwirt wird sich den Herausforderungen der Zukunft stellen.


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