Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 28. Sitzung / Seite 42

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Aber es hat sich ja – Gott sei Dank, weil ich schätze Sie sehr – die Politik der Grünen etwas gewandelt. Noch vor wenigen Jahren hat Herr Abgeordneter Pilz in Büchern österreichische Spitäler als Gefängnisse beschrieben. Dazu hätte ich mir einmal ein Wort von Ihnen erwartet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Noch vor drei Jahren hat Frau Abgeordnete Haidlmayr gesagt: Wir brauchen in Österreich Heilpraktiker auf Kosten der Krankenkassen. – Da hätte ich mir von Ihnen erwartet, dass Sie hier einmal ein Wort sagen. Da Sie heute kritisieren, dass man Patienten, an denen Schäden angerichtet wurden oder bei denen Fehler unterlaufen sind, entschädigt, und da Sie das als lächerlich oder absurd darstellen, muss ich Ihnen sagen: Elf Jahre haben wir darum gekämpft, und jetzt setzen wir es um – das ist doch ein Fortschritt! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Grünewald: Der Patient muss das selber zahlen!)

Alles kommt vom Bürger; auch die Steuern kommen vom Bürger. Das ist eine reine Scheindiskussion. Wir wollen die Leute entschädigen, das steht im Vordergrund. Die Leute interessiert überhaupt nicht, woher das Geld kommt. Sie wollen eine Entschädigung haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Pumberger: Sie sind doch sonst so gescheit, Herr Grünewald!)

Ich werden Ihnen zum Drogenbereich etwas sagen. Ich bin wahrscheinlich derjenige hier im Hohen Haus, der die meisten Drogenpatienten gesehen und behandelt hat, denn ich bin praktischer Arzt und kümmere mich auch um diese Leute. Der Vorwurf, dass in der Drogenarbeit nichts geschieht, ist einfach absurd und falsch. Dieser Konsens wird von allen Parteien getragen, also tun Sie nicht so, als ob Sie jetzt die Ethik in der Medizin erfunden hätten. Es gibt auch Ethik auf der anderen Seite! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Grünewald: ... dass Sie sie erfunden haben!)

Jetzt werde ich Ihnen einmal sagen, was Gesundheitspolitik bedeutet. "Planung mit Herz" müsste man eigentlich über das Gesundheitswesen schreiben. Dazu nenne ich Ihnen drei Beispiele.

Die Tochter des ehemaligen Kanzlers Vranitzky hat auf dem Naßfeld einen schweren Skiunfall und erleidet eine lebensgefährliche Nierenblutung. Gott sei Dank hat es einen Minister Löschnak gegeben, der sich gemeinsam mit dem ÖAMTC für Notfall-Hubschrauber eingesetzt hat – weit über dem kindischen Niveau des "Medicopters" im Fernsehen. Wir haben eine Weltklasse-Notfall-Hubschrauberversorgung in unserem Land, und Notfallärzte – auch von Löschnak; kein ÖVPler, sondern SPÖ, wie Sie wissen. Aber das war Planung, und es hat Jahre später jemand das Leben gerettet. Das können jederzeit auch wir sein!

Zweites Beispiel: Ein Prominenter erleidet in einer Versammlung einen schweren Kollaps, im Spital wird ein beginnender Infarkt festgestellt. Sie wissen genauso wie ich, dass die Spitalsmortalität heute nur noch halb so groß wie vor 20 Jahren ist. Dieser Patient wurde durch neue Methoden – Dehnung et cetera – gerettet und so wirksam behandelt, dass sich der Infarkt nicht einmal ausbilden konnte. Ein halbes Jahr vorher hatte die Harvard Medical School diese Arbeit veröffentlicht; in Österreich wurde das im Hanusch-Spital bereits verwirklicht. Das kostet Geld. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Grünewald: Die meisten Patienten sind nicht ...!)

Ich möchte Ihnen damit sagen, dass modernes Gesundheitswesen etwas mit Planung zu tun hat. Das Gerede über Belastungen kann ich schon nicht mehr hören. Unser Gesundheitswesen ist Weltklasse, und die Kosten sind Mittelfeld. Das haben Sie selbst gesagt. Gesundheitswesen heißt: Solidarität mit Kranken, Solidarität mit Alten. Beweisen Sie mir, dass die Regierung eine Zwei-Klassen-Medizin anpeilt! Das ist überhaupt nicht wahr. Was Sie anpeilen, ist Zwei-Klassen-Medizin – denn Sie stecken den Kopf in den Sand und sagen: Die Kosten werden sich irgendwoher vom Himmel von selbst atomisieren!

Wollen Sie rot-grüne Zustände wie in Deutschland, wo Ärzte bestraft werden, wenn sie Medikamente für Schizophrene verordnen? Wollen Sie diese Zustände? Grüne Minister in Deutschland – ich bedanke mich! (Abg. Dr. Grünewald: Wissen Sie die Gründe, warum ...?) Wollen Sie


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