Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 28. Sitzung / Seite 72

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daran! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Auer: Wird aber lange dauern!) – Es wird einige Zeit dauern, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Ich möchte heute über das Thema Gesundheit reden, über den Begriff "Gesundheit", und möchte Ihnen folgende Geschichte erzählen:

Zu meinem 30. Geburtstag habe ich ein Buch von Honoré de Balzac bekommen (Abg. Dr. Leiner: Gestern?) – er liegt schon eine Zeit lang zurück, mein 30. Geburtstag –, und der hat gesagt, die Frau von 30 Jahren sei zwar noch schön, aber "durch die eben entschwindende Jugend und ihre Leidenschaft, erstarkt durch die Ahnung einer sie erschreckenden Zukunft". – Diese "aufmunternden" Worte im Hinblick darauf, dass ich und auch Sie eine Lebenserwartung von 80 Jahren haben, wurden noch dadurch verstärkt, dass ich zu meinem 35. Geburtstag ein Buch bekommen habe mit dem Titel: "Eine Frau über 35 läuft eher Gefahr, von einem Tiger gefressen zu werden, als einen Mann zu finden." (Allgemeine Heiterkeit.)

Tatsache für uns alle ist aber, dass Frauen sogar ein bisschen länger leben als Männer, nämlich zirka 80 Jahre alt werden, und diese Lebenserwartung hat in den letzten Jahren, wie wir alle wissen, rasant zugenommen.

Tatsache ist, dass Gesundheit und Freude am Leben für uns alle in Zukunft das wichtigste Gut sind. Warum sollte man denn sonst überhaupt 80 Jahre alt werden wollen? (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Die Voraussetzung dafür ist aber, ein selbstbestimmtes Leben führen zu lernen, und die Voraussetzung dafür ist, die soziale Verantwortung für die Gesundheit aller zu fördern.

Gesundheit – das möchte ich Ihnen auch einfach im Sinne unserer gemeinsamen Arbeit näherbringen – ist nicht nur körperliches Wohlbefinden, sondern Gesundheit ist auch die Fähigkeit, Krankheit, Behinderung, altersbedingte Beschwerden, Konflikte, Schicksalsschläge, Oppositionsparteien zu ertragen und erfolgreich zu bewältigen.

Ich darf Ihnen ein praktisches Beispiel aus meiner Praxis vor Augen führen: Es handelt sich um eine 79-jährige Patientin mit Brustkrebs, die sich gerade einer Chemotherapie unterzieht. Wenn ich sie frage, wie es ihr geht, sagt sie zu mir: Gut, ich bin zufrieden! – Diese Frau hat eine wirklich schwere Erkrankung, aber eben deswegen, weil sie sich medizinisch gut versorgt fühlt, weil sie ein gutes soziales Umfeld hat, in ihrer Familie lebt, weil sie Gedichte schreibt, Briefe schreibt, führt sie ein gesundes Leben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Das ist es, meine Damen und Herren, was wir bei allen, durchaus notwendigen ökonomischen Überlegungen rund um das Gesundheitssystem nicht vergessen sollen: den Menschen im Mittelpunkt! Nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche und unser soziales Umfeld beeinflussen unser gesamtes Wohlbefinden. Unsere politische Aufgabe ist es daher, verstärkt auf die Prävention, die Selbstbestimmung und – ein mir ganz wichtiger Punkt – die Enttabuisierung von Krankheiten hinzuwirken. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Noch immer erkrankt jede neunte Wienerin an Brustkrebs – noch immer gehen aber weniger als 50 Prozent zur Vorsorge. Dabei ist dieser Krebs, wenn er früh erkannt wird, zu über 80 Prozent heilbar. Noch immer ist Prostatakrebs die häufigste Todesursache bei Männern über 45 – aber noch immer gehen weniger als 50 Prozent zur regelmäßigen Vorsorge. Das ist unser politischer Auftrag, darauf müssen wir einwirken, da müssen wir Vorsorge treffen: dass diese Erkrankung bereits im Vorfeld erkannt und damit auch behandelt wird! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Leiner: Sehr gut!)

Medizinische Leistungen für alle ohne Rationierung! – Dies ist ein weiteres politisches Credo. So lange wie möglich ambulant, so wenig wie möglich stationär! Herr Abgeordneter Dietachmayr! Natürlich müssen die Patienten auf dem Land in die Spitäler, in die Ambulanzen gehen, weil Sie nicht dafür vorgesorgt haben, dass genügend niedergelassene Strukturen da sind. Gruppenpraxen – zum ich weiß nicht wie vielten Male –, Gruppenpraxen sind die Antwort darauf! Das wurde immer wieder verhindert.


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