Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 295

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Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

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Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Wir sind, glaube ich – ich spüre es! –, wieder sehr aufmerksam, um uns noch einmal dem Thema Jugend zu widmen.

Nach der Debatte zum Berufsausbildungsgesetz muss ich schon drei Fragen stellen: Wie viel wissen Sie über unsere Jugend? Was haben Sie für diese übrig? Und: Können oder wollen Sie sich überhaupt in die Situation von Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen hineinversetzen oder vielleicht ohnedies nicht? – Meine Antworten können Sie sich jedenfalls ausrechnen, auch ohne drei Mal zu raten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Präsident Dr. Fasslabend übernimmt den Vorsitz.)

Herr Abgeordneter Ortlieb, den ich hier stellvertretend für all die anderen Redner der Regierungsparteien ansprechen möchte, hat gesagt, es hilft der Wirtschaft, und hintennach hat er ganz leise gesagt: und es hilft auch der Jugend. – Das entlarvt ihn natürlich! Und wenn er sagt, vor der Bar dürfen sie stehen und hinter der Bar vielleicht nicht, dann frage ich ihn: Will er vielleicht Lehrmädchen als Barmädchen? – Das passt auch zu ihm! (Widerspruch bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Beifall bei der SPÖ.)

Aber jetzt zum Thema, meine Damen und Herren. Sie reden immer von einem schweren Erbe, das Sie angetreten haben. Auf Grund meiner Herkunft gehöre ich nicht zur Generation der ErbInnen, aber ich würde mich freuen, ein solches Erbe antreten zu können, nämlich ein Erbe, das Wirtschaftsdaten aufweist, wie sie seit den siebziger Jahren nicht mehr vorhanden waren.

Was die Ausbildung von Fachkräften in Österreich betrifft, so setzt diese europäische Standards – das ist uns allen bekannt. Zu diesem Ruf haben aber nicht alle Unternehmen gleich viel beigetragen. Es gibt nämlich solche, die investieren, und solche, die profitieren. Letztere – also die, die profitieren – zu vertreten, entspricht zwar Ihrer Auffassung von Politik – die einen sollen zahlen, und die anderen haben den Ertrag (Abg. Böhacker: Wie war denn das mit dem "Konsum"?) –, das bringt uns aber jetzt, da wir wissen, dass 9 000 Lehrstellen fehlen, nicht weiter. Ich glaube den Presseberichten. Dass 9 000 Lehrstellen fehlen, habe ich heute in der Zeitung gelesen. (Abg. Wattaul: Lehrlinge bildet der Unternehmer aus und nicht die Sozialistische Partei!)

Meine Damen und Herren! Jeder Mensch hat besondere Begabungen. Nach unserer Auffassung von Politik sollte jede und jeder die gleiche Chance haben, diese Begabungen auch herauszuarbeiten. Ich darf vielleicht kurz auf meine berufliche Praxis Bezug nehmen – aber jene, die ihre gesamte berufliche Praxis im geschützten Bereich der FPÖ verbracht haben, werden das wahrscheinlich ohnedies nicht verstehen – und ein Wort zum Thema schwerhörige und gehörlose Jugendliche sagen: Ich kann Ihnen versichern, dass in manchen Bereichen Fähigkeiten entwickelt werden, die uns normal Hörenden verschlossen sind.

Wir bitten Sie daher in diesem Antrag – ich appelliere dringend an Sie –, die Mittel aus dem Insolvenz-Ausfallgeld-Fonds nicht für kurzfristige Budgetkosmetik und Manipulationen des Herrn Finanzministers zu verwenden, sondern den arbeitswilligen und den Arbeit suchenden österreichischen Jugendlichen die Chancen einzuräumen, die sie verdienen.

Wenn Sie zu einer erfolgreichen Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt beitragen wollen, dann werden Sie unserem Antrag zustimmen. Wenn Sie hingegen der Meinung sind, mit fünf oder sechs McJobs können sich diese Jugendlichen ähnlich wie die Zivildiener vor dem Verhungern retten, dann wissen wir, dass Sie dagegen stimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Dr. Grünewald und Haidlmayr. )

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