Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 102

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Grundsätzlich begrüße ich es in hohem Maße, dass es Zeitzeugen gibt von jeder Seite, die unserer Jugend die Vergangenheit authentisch wiedergeben. Wenn es aber Menschen gibt, die versuchen, diesen positiven Grundsatz Einschleichdieben gleich zu missbrauchen, um ihre Ideen, die nur verbrannten Hirnen entspringen können, Schülern nahe zu bringen, dann ist das im höchstem Maße abzulehnen. Das steht außer Streit und außer Debatte.

Es wurde hier von der Bundesministerin ab dem Zeitpunkt, wo dies bekannt wurde, auch sehr scharf reagiert, und damit ist meines Erachtens die Sache vom Tisch. Es ist einfach unseriös, herzugehen und aus einem positiven Grundgedanken, der von Schlitzohren missbraucht wurde, eine Schuld der Frau Bundesminister zu konstruieren. Das ist unsachlich und unseriös! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Kostelka: Schlitzohren sind das? Oder sind sie nicht ein bisschen mehr?)

Herr Kostelka! Wenn Sie auf eine Ausformulierung und Ausweitung in Bezug auf diese Personen bestehen: Ich lehne jede Form des Extremismus ab, gleichgültig, ob es sich um einen linken oder einen rechten handelt. Das hat in unserer Gesellschaft nichts verloren! – Das als eine klare Aussage dazu. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Geschätzte Damen und Herren! Wir haben heute einen historischen Tag in diesem Haus erlebt. In Anwesenheit einer der charismatischesten Persönlichkeiten, die unser Land zurzeit kennt, der Frau Präsidentin Schaumayer, sind hier Beschlüsse gefasst worden, die genau den richtigen Weg weisen, nämlich dahin gehend, unsere Vergangenheit klar und deutlich zu sehen, klare und deutliche Schritte zu setzen, wie dies nur wenige andere Länder getan haben. Ich bin der Meinung, wir sind hier durchaus ein positives Vorbild.

Warum ich dies als einen historischen Tag betrachte, das sei hier erklärt: Ich bin ein Betroffener, ein Betroffener als Nachfolger einer Minderheit in Europa, einer derjenigen, die auch im Zuge dieser Kriegswirren beachtlich belastet wurden. Mein Großvater war ein Sudetendeutscher, war Bürgermeister einer kleinen Landgemeinde, die an meine heutige Heimatgemeinde Kautzen angrenzt. Ich habe aus den Erfahrungen und Erzählungen meines Vaters viel aus dieser Zeit mitgenommen, und ich begrüße es deshalb so, dass Zeitzeugen authentisch Ereignisse wiedergeben für die Meinungsbildung der jungen Menschen.

Diese Menschen waren einem massiven Druck ausgesetzt: zuerst in den Krieg gehen zu müssen und, wie im Falle meines Vaters, anschließend jahrelang in einem einem Konzentrationslager ähnlichen Arbeitslager zu sein. Über 1 000 Menschen sind in dieses Lager gekommen, aber nur einige wenige, darunter mein Vater, haben überlebt.

Geschätzte Damen und Herren! Ich denke, wir haben heute in diesem Haus klare Zeichen gesetzt, wie wir in Zukunft vorgehen sollten. Was wir für die Zukunft brauchen, sind meines Erachtens drei "Hs".

Das erste "H" steht für mich für Hirn, um zu erkennen, wie die Situation früher war, wie sie jetzt ist, um festzulegen, welchen gemeinsamen Weg wir gehen sollten.

Das zweite "H" steht für mich für Herz, für Menschlichkeit. Etwas, was die Österreicher in hohem Maße auszeichnet, ist ihre Menschlichkeit.

Und das dritte "H" steht für mich für Hände. Es genügt nicht, nur scheinheilig zu reden, sondern es müssen Taten gesetzt werden. Und ich denke, richtige Taten sind am heutigen Tag gesetzt worden. – Ich danke für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

15.28

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schweitzer. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

15.29

Abgeordneter Mag. Karl Schweitzer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Kollege Öllinger, es ist tatsächlich Grund vorhanden, sich darüber aufzuregen, wenn eine Initiative wie die von dir beschriebene "Initiative


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