Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 122

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Familiennamen Kopf die Ehre zu erweisen und zu zeigen, mit welchen Fähigkeiten er zu diesen Schlüssen und zu dieser Sicherheit kommt. (Heiterkeit bei den Grünen.)

Ganz zum Schluss: Ich bitte Sie wirklich, unterschätzen Sie den Hausverstand von angehenden Akademikern nicht! Wenn Sie beschließen, Studierenden die Hose auszuziehen – und das machen Sie mit Sicherheit –, und dann vage andeuten, dass ein Bruchteil von ihnen mit einem Lendenschurz abgespeist wird, ist das keine Methode, Treffsicherheit zu erreichen. (Abg. Dr. Mertel: Mit Socken!) Sie haben Ihr Wort gebrochen, Sie haben Resultate vieler wissenschaftlicher Expertisen in den Wind geschossen – Enttäuschung und Unmut der Betroffenen ist Ihnen sicher!

Aus "Verantwortung für Österreich" ist für mich etwas geworden, was sich teilweise auf Krawatten reduziert, und ich finde das tragisch. Ich warte nur, bis der Erste – ich sage jetzt keine Namen – im Kostüm des Bundesadlers hier aufkreuzt, um seinen Patriotismus und seine Vaterlandstreue unter Beweis zu stellen. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Präsident Dr. Heinz Fischer (das Glockenzeichen gebend): Bitte um den Schlusssatz!

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (fortsetzend): Die Regierung bricht Ihr Wort bei den Schwächsten! Und dass sich verlorene Unschuld Schuld nennt, sollten Sie sich in Ihr Stammbuch schreiben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte. (Abg. Dr. Martin Graf  – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Antoni –: 300 000 Analphabeten, was sagen Sie dazu? Arbeitslose Akademiker, was sagen Sie dazu?)

16.04

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Diese Bundesregierung führt bedauerlicherweise einen bisher noch nie da gewesenen Kahlschlag, ja eine Kampagne gegen das österreichische Bildungswesen durch, gegen Schüler, gegen Lehrer, gegen Eltern und somit gegen den Wirtschaftsstandort Österreich.

Die Qualität unseres wohl und gut durchdacht entwickelten Bildungswesens wird in Frage gestellt, und es ist in der Tat zu fürchten, dass unsere Schulen an Qualität verlieren werden. – Das ist die Meinung der Opposition, das ist aber auch – und das möchte ich unterstreichen – die Meinung einer Reihe von Bildungsexperten aus anderen politischen Lagern.

Lassen Sie mich hier nur ganz kurz aus dem "Kurier" vom 14. September zitieren. Herr Präsident Fenz, Präsident des Katholischen Familienverbandes, sagt darin: "Weitere Sparmaßnahmen am Humankapital Bildung wären ein versuchter Mord an der Entwicklung unserer Gesellschaft." – Also Sparen bei Bildung ist Mordversuch an der Gesellschaft.

Und der uns allen bekannte und auch in unseren Kreisen sehr geschätzte Landesschulratspräsident von Oberösterreich, Herr Riedl, sagt in derselben Ausgabe:

"Erhöhen wir das Verhältnis Lehrer zu Schülern, wird sich einerseits die Bildungsqualität verschlechtern. Andererseits ist es dann unvermeidbar, dass einige Lehrer zumindest vorübergehend arbeitslos werden – und dann das Sozialbudget belasten." – Zitatende.

Und die nächste Belastungswelle, meine Damen und Herren, ist schon in Vorbereitung. Wie mit den Studiengebühren verhält es sich offenbar auch mit der geplanten Abschaffung der Gratisschulbücher. Vor wenigen Tagen war im "WirtschaftsBlatt" vom Bildungssprecher der FPÖ – ihr kennt das alle – zu lesen (Abg. Öllinger: Seit wann gibt es in der FPÖ einen Bildungssprecher?): "Gratisschulbücher gehören sofort abgeschafft." – Niemand von den Regierungsparteien


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