Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 134

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die, um ihren Lebensunterhalt verdienen zu können, arbeiten müssen. Das sind Probleme, die haben wir jetzt ohne Studienbeiträge beim Studium zum Nulltarif. Und wir haben sie mittlerweile seit 20 Jahren, seit 20 Jahren wiederholen sich die Probleme, und es wird höchste Zeit, sie zu lösen! (Abg. Sophie Bauer: Und die Studenten sollen das finanzieren! – Abg. Schasching: Und die sozial Schwachen sollen es zahlen!)

Meine Damen und Herren! Human ressources, das ist immer so ein Schlagwort, aber sie sind tatsächlich das wichtigste Gut, das unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft, eine Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, in der heutigen Zeit haben. Und deswegen brauchen wir erstens so viele Absolventen von Universitäten wie möglich, und zweitens auch so gut ausgebildete wie möglich. Diesen Standard erfüllen wir weder in Fall eins, noch in Fall zwei in einem optimalen Ausmaß. Ich glaube, da sind wir uns einig. (Zwischenruf der Abg. Dr. Lichtenberger. )

Es ist wichtig, dass jeder junge Mensch auch dann, wenn seine Eltern nicht viel verdienen, studieren kann. (Abg. Schasching: Das können sie aber nicht um 10 000 S!) Heute ist trotz Studiums zum Nulltarif die Situation so, dass viel mehr Kinder aus einkommensstärkeren Schichten studieren: Drei Viertel der Ausgaben fließen nämlich in die obere Einkommenshälfte und nach wie vor mehr als die Hälfte in das alleroberste Einkommensviertel, also dorthin, wo es sich die Eltern wirklich leisten könnten, Beiträge zu bezahlen. Wenigstens in dem Fall habe ich noch nirgendwo Kritik gehört, dass das auch gemacht werden soll. (Abg. Dr. Einem: Das sind falsche Daten!) Nein, nein. (Abg. Dr. Einem: Ja doch!)

Herr Van der Bellen! Die Zwei-Klassen-Gesellschaft auf den Unis, die ich gestern Ihrem Debattenbeitrag entnehmen konnte, kommt nicht wegen der Einführung von Studienbeiträgen, es gibt sie bedauerlicherweise schon! Und genau deswegen wird diese Bundesregierung Stipendien an wesentlich mehr – wesentlich mehr! – Studenten vergeben (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Abg. Dr. Antoni: Mehr als 50 Prozent!) und zugleich diese Stipendien erhöhen, damit die Bezieher nicht nebenher trotzdem noch im gleichen Ausmaß wie jetzt arbeiten müssen. Dazu ist es selbstverständlich auch wesentlich, dass die Zuverdienstgrenzen, wenn man wenigstens im Sommer einen guten Job hat, angehoben werden. Eine Forderung, die Werner Amon, ich und mit uns der Klub hier eingebracht haben.

Zum Studieren darf man nicht reich sein müssen oder ganztags arbeiten müssen, denn das ist sozial nicht gerecht. Die Abfederungsmaßnahme, die hier greift und die für mich eminent wichtig ist, ist das Darlehensmodell. Stellen Sie sich vor, alle die Mittelschicht-Haushalte, in denen es drei Kinder gibt, die studieren, fallen auch jetzt schon aus den Stipendienbezügen heraus. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Eltern zahlen das Studieren allen dreien, oder die Kinder arbeiten und brauchen damit wesentlich länger für ihr Studium. In Zukunft wird es so sein, dass begünstigte Darlehen gewährt werden, sodass die Studenten viel schneller mit ihrem Studium fertig werden. Allein wenn ein Student fünf Monate früher seinen Abschluss macht und danach zwischen 15 000 und 20 000 S verdient, hat er seine Studienbeiträge für fünf Jahre, wenn zum Beispiel ein BWLer ein Jahr länger braucht als die Mindeststudiendauer, schon wieder verdient. (Abg. Dr. Lichtenberger: Das ist absurd!) Und ich gehe davon aus, dass diese Maßnahme dazu führt, dass die Studienzeiten wesentlich mehr verkürzt werden.

Dieses System hat sich in Australien – das haben meine Vorredner schon ausführlich dargelegt – bewährt. (Abg. Dr. Van der Bellen: Es hat sich nicht bewährt!) Es hat sich bewährt! Ich war auch bereits in Australien, und die dortigen Studenten akzeptieren das, die Zahlen belegen das. (Zwischenruf der Abg. Schasching. ) Außerdem darf eine gute Ausbildung auch etwas kosten, weil das das Kostenbewusstsein stärkt. Das wiederum steigert auch die Leistung. Wir kennen auch nicht nur die fleißigen Werkstudenten, sondern mir persönlich sind auch andere bekannt. Auch ich persönlich habe schon gebummelt, wo es nicht notwendig gewesen wäre. Und ich habe nichts bezahlt, obwohl es sich meine Eltern hätten leisten können und es sicherlich gerne getan hätten.

Der Zugang zum Studium muss also frei bleiben. Das bedeutet für diejenigen, die es sich sonst nicht leisten könnten, Stipendien, für diejenigen, die aus diesen Förderquoten gerade heraus


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