Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 135

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

fallen, ein Darlehensmodell und für alle Übrigen einen Beitrag für eine immer besser werdende Qualität der Lehre. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.59

Präsident Dr. Heinz Fischer: Der Entschließungsantrag, den Kollegin Schasching eingebracht hat, ist ordnungsgemäß unterfertigt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Schweitzer. Die Uhr ist auf 6 Minuten gestellt. – Bitte. (Abg. Dipl.-Ing. Kummerer: Na, Herr Professor, jetzt erklären Sie uns das!  – Abg. Mag. Schweitzer  – auf dem Weg zum Rednerpult –: Sehr gerne!)

16.59

Abgeordneter Mag. Karl Schweitzer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundeskanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Es fehlt der Applaus der Sozialdemokraten zur Einführung dieser Studiengebühren mit allen Begleitmaßnahmen.

Eine Ikone der Sozialdemokratie, Finanzminister Lacina, hat zum ersten Mal am 7. November 1991 genau das verlangt, was hier von dieser Bundesregierung vorgeschlagen wird. Finanzminister Ferdinand Lacina hat sich für die Einführung von Studiengebühren ausgesprochen, allerdings sollte es zugleich ein System von Unterstützungen für sozial bedürftige Studenten geben. Herr Kollege Einem! Genau das, was Lacina 1991 gefordert hat, wie viele andere auch, unter anderem Niederwieser, Einem selbst – etwas verschlüsselter – und einige weitere Sozialdemokraten, passiert. (Zwischenruf des Abg. Gradwohl.  – Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn übernimmt den Vorsitz.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass das, was die Bundesregierung hier vorlegt, seine Begründung hat, zeigt sich in der Tatsache, dass bei uns die Fakten das geradezu fordern, denn 7,4 Jahre durchschnittliche Studiendauer ist im internationalen Vergleich zu hoch. In der Schweiz kommt 5,5 Prozent ... (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ich habe viereinhalb Jahre studiert. So schnell hat der Cap nicht studiert, der hat ungefähr vier Mal so lange gebraucht. Viereinhalb Jahre war die Mindeststudienzeit. Ich habe kein Problem damit. Solchen Studenten könnte man durchaus eine Prämie geben, weil sie den Platz relativ rasch frei machen für die nachfolgenden Studenten. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

50 Prozent aller Studierenden haben innerhalb eines Jahres keine Prüfung abgelegt. Die Drop-out-Quote beträgt zirka 50 Prozent. Meine Damen und Herren! Das sind Fakten, die diese Überlegung, nämlich die Einführung von Studiengebühren, durchaus rechtfertigen.

Da gab es zum Beispiel an der Medizinischen Fakultät den Professor Robert Mayr. Kollege Einem! Ist Ihnen dieser Name geläufig? – Dieser Robert Mayr hat vor kurzem seinen Job hingeschmissen, und zwar deshalb, weil er, so sagt er, das Ausbildungsniveau dramatisch sinken sieht. Der konkrete Anlass dafür, dass dieser Professor Mayr seinen Job hingeschmissen hat, war, dass zwei Studenten die Chemieprüfung – im Rahmen des Medizinstudiums ist eine solche abzulegen; normalerweise macht man sie im vierten Semester – nach 15 Semestern im fünften Anlauf endlich bestehen wollten. Für diesen fünften Anlauf ist eine Ausnahmegenehmigung beim Ministerium einzuholen, meine Damen und Herren, wie Sie wissen. Fünfter Anlauf im 15. Semester für eine Prüfung, die man normalerweise im vierten Semester macht!

Mayr hat gesagt, das ist nur ein Beispiel, aber dieses Beispiel zeigt, dass das System, das dahinter steht, nicht mehr funktioniert. Die dahinter liegenden bildungspolitischen Strukturen sind unter der langjährigen sozialdemokratischen Dominanz schlecht geworden. Da gibt es einen guten Analytiker, Herr Kollege Einem, den kennen Sie; er kommt aus Ihrer Partei. Das ist Hans Besenböck. Hans Besenböck, langjähriger AZ-Redakteur, Chef-Redakteur des ORF-Radios, hat es in einem Kommentar auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt:

Linke Bildungspolitik will grundsätzlich jedem Menschen jede mögliche Chance geben, egal, wie talentiert oder untalentiert, egal, wie schnell oder wie langsam, egal, wie träge er sich auch erwiesen haben mag. Das ist eine gefährliche Haltung. – So Hans Besenböck. Er zieht sehr hart


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite