Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 137

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Das war der Besenböck!)  – Sie haben das dann irgendwie ziemlich klar weitergeführt. Mit der Ankündigung eines Bildungsschecks, der offenbar nur eine Basisversorgung sicherstellen soll, wobei alles weitere finanziert werden soll, ist es nicht getan. Sie haben – das war besonders originell im "Kurier"-Sommergespräch – ein Transfersystem für Lehrer, wie es bei den Fußballern üblich ist, vorgeschlagen. Lehrer sollen von den Schulen gegenseitig abgeworben werden. Und mit einem anderen Ansinnen – das hat mich besonders fasziniert –, das im Gegensatz und im Widerspruch zu allem steht, was von Bildungsexperten und -expertinnen als eindeutig bewiesen dargestellt wird, nämlich dass gerade die pädagogische Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer gegeben sein muss, schlagen Sie glatt vor, Sie wollen Pädagogik als Postgraduate-Ausbildung an die Fachstudien anhängen. Wenn Sie all das auch nur ansatzweise verwirklichen wollen und werden, dann werden Sie aber auf erbitterten Widerstand auch hier in diesem Haus stoßen. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Bundesministerin! Zweiter Punkt: Ich war schon fasziniert von einem Teil der Anfrage und Ihrer Antwort darauf. Da stand Folgendes: Welche Unterrichtsgegenstände, unverbindliche Übungen, Förderunterricht, Integrationsunterricht, Nachmittagsunterricht usw. müssen durch die Kürzungen entfallen? – Sie haben gesagt: Nichts, keine, alles geht weiter, so wie es bislang war.

Ich bringe Ihnen jetzt zwei Beispiele, wie zu Schulbeginn in Österreich umgegangen wurde. Sie haben einen Sparerlass an die Landesschulräte verteilt, wonach 5 Prozent eingespart werden sollten, und haben diesen gesagt: Das ist nicht mein Kaffee, nicht mein Bier. Ihr müsst selbst entscheiden, wie ihr diese Einsparung tätigen könnt.

Ein Beispiel aus der Steiermark, ein Brief eines betroffenen Lehrers. Ihm wurde am 21. August – das heißt, knapp zwei Wochen vor Schulbeginn – folgender Brief des Landesschulrats geschickt:

"Auf Anordnung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird Ihnen mitgeteilt, dass zur Sicherstellung der Erreichung des Budgetziels des Bundes 5 Prozent der den Bezirken bisher zur Verfügung stehenden Wochenstunden eingespart werden müssen. Der Bezirksschulrat Freistadt sieht sich auf Grund dieser neuen Situation veranlasst, Ihnen mitzuteilen" – zwei Wochen vor Schulbeginn! –, "dass eine Weiterverwendung im Bezirk Freistadt voraussichtlich nicht möglich sein wird. Im eigenen Interesse werden Sie ersucht, sich rechtzeitig an Ihre Arbeitsmarktservicestelle zu wenden."

Dieser Brief ist in Oberösterreich an 120 Lehrer zwei Wochen vor Schulbeginn ergangen. (Rufe bei der ÖVP: Steiermark hat er gesagt!) Interessanterweise gab es dann ein anderes Kontingent, das gefunden wurde. Eine Woche später haben die Lehrer einen Brief bekommen mit dem Inhalt: Alles halb so arg. Es geht weiter. – Ich denke, das ist ein hinreichend zynischer Umgang mit jenen Personen, die im österreichischen Bildungssystem tätig sind. (Beifall bei den Grünen.)

Ein zweites Beispiel: Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bad Vöslau. Das betrifft Sie jetzt nur indirekt, weil dafür das Landwirtschaftsministerium als Träger zuständig ist. Dort wurde ebenfalls im Sommer der Schule und den Schülern, die bereits die Aufnahmeprüfung geschafft hatten, mitgeteilt, dass der Betrieb der Schule innerhalb von vier Jahren eingestellt wird und dass jene, die jetzt in Bad Vöslau – Niederösterreich, Badener Gegend – die Schule beginnen, diese doch bitte in Bruck an der Mur beenden sollen. Ein "sehr schönes" Angebot für die Schüler.

Mittlerweile laufen dort Versuche mit einem sehr guten Vorschlag, so denke ich, nämlich wenn zu viele Förster ausgebildet werden, dann sollte man gerade im Bereich von Ökologie, Wasserwirtschaft und Umweltmanagement doch einen Schritt setzen und eine Ausbildung an einer höheren Schule anbieten. Das Problem ist nur, das Landwirtschaftsministerium ist dafür nicht zuständig. Ich hoffe, es wird dann mit Ihrem Ministerium Verhandlungen geben, damit nicht eine Schule, die vor 13 Jahren um 250 Millionen Schilling errichtet wurde, zugesperrt wird. Das muss man sich einmal vorstellen! Diese Schule habe ich mir gestern angeschaut, eine sehr moderne Schule, die Lehrer haben teilweise schulfeste Stellen. Die Schule ist vorhanden und wird zuge


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