Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 225

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über diese Leasingfirmen wieder aufgenommen werden. Der Unterschied ist ja "nur", dass sie vor der Kündigung 93 S verdient hatten und jetzt über die Leasingfirmen bei gleicher Arbeit nur mehr 75 S brutto verdienen.

Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der Regierung: Können Sie sich überhaupt vorstellen, was das heißt, bei 40 Stunden Akkordarbeit in Früh- und Nachmittagsschicht bei einer Stundenentlohnung von 75 S zu arbeiten? – Ich glaube, nicht.

Auch im Bereich der Teilzeitarbeit, die von den Frauen nicht immer freiwillig angestrebt wird, ist eine massive Diskriminierung festzustellen. Frauen, die Betreuungspflichten haben – das heißt, die Kinder haben –, werden doppelt und dreifach diskriminiert: erstens, weil sie stärker von Kündigung bedroht sind, und zweitens, weil sie nach Inanspruchnahme einer Karenz bei ihrem Wiedereintritt in die Firma damit konfrontiert sind, einen weniger qualifizierten Arbeitsplatz zu einem niedrigeren Einkommen annehmen zu müssen.

Es gäbe noch viele Erschwernisse, die ich hier anführen könnte. Frauen haben als Arbeiterinnen mit extrem schlechten Rahmenbedingungen zu kämpfen. Wenn auch heute wieder vorwiegend von ÖVP-Abgeordneten von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesprochen wird – wovon sie aber vor Ort oder in den Medien anders reden –, dann frage ich sie, wie das funktionieren soll. Ich denke etwa nur an die Einführung der Studiengebühren: Das ist den Familien nicht mehr zumutbar, geschweige denn einer Alleinerzieherin! Diese wird dann kaum mehr die Chance haben, ihr Kind studieren zu lassen.

Daher fordern wir Sozialdemokraten auch von den Unternehmen, ihre derzeitige Politik der Institutionen, der institutionellen Ausbeutung zu beenden und die Frauen als gleichwertige Partner zu behandeln und nicht als billige Arbeitskräfte zu sehen! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren von der Regierung – und dies ist besonders an die ÖVP-Frauen gerichtet –, setzen Sie Taten statt Worte! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steibl: Das tun wir doch ohnehin!)

22.43

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Lentsch. – Bitte. (Abg. Dr. Mertel: Sie lächelt so wissend, die Frau Lentsch! Sie weiß alles! – Abg. Lentsch  – auf dem Weg zum Rednerpult –: Frau Mertel, warum schießen Sie sich immer so auf mich ein? Warum werten Sie mich so auf? – Abg. Dr. Mertel: Sie überschätzen sich!)

 

22.43

Abgeordnete Edeltraud Lentsch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich habe schon mehrmals, wenn es um die Gleichstellung beziehungsweise Gleichberechtigung von Männern und Frauen ging, betont, dass ich in dieser Frage wenig bis gar nichts von staatlichen Anordnungen halte. Auch der vorliegende Bericht, für den ich mich bei den Autorinnen ausdrücklich bedanken möchte, kann natürlich das Problem lediglich aufzeigen beziehungsweise darstellen.

Wir hier im Hohen Haus können immer wieder sehr lange und sehr breit über Gleichbehandlung reden, aber für echte Änderungen wird es sicherlich mehr brauchen. Denn für berufliche Gleichstellung können wir als Gesetzgeber nur dort sorgen, wo der Staat auch Dienstgeber ist, und im staatlichen Bereich, also im öffentlichen Dienst, funktioniert es ja bekanntlich hervorragend, sowohl, was die Karrierechancen betrifft, als auch, was die Gehaltshöhe betrifft. (Abg. Dr. Mertel: Ach ja? Das wundert mich nicht!)  – Ja, das weiß ich.

In der Privatwirtschaft allerdings werden die Arbeits- und Dienstverhältnisse per Kollektivvertrag geregelt, Frau Kollegin Bauer. (Zwischenruf der Abg. Sophie Bauer. ) Die tägliche Praxis entscheidet sich also in Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Und da gibt es die Probleme, da funktioniert es mit der Gleichstellung von Frauen und Männern einfach nicht! (Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm. ) Wer das nicht glaubt, dem kann ich nur wärmstens empfehlen, den Bericht zu lesen. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Mag. Wurm. )


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